Gladbeck. Auf dem Samstagsmarkt in Gladbecks Innenstadt beobachten Händler: Kunden ernähren sich bewusster. Die WAZ schaute sich bei einem Rundgang um.
Für die Gladbecker Eheleute Melanie und Matthias Hein bedeutet der Samstag-Wochenmarkt im Herzen der Stadt mit allem Drumherum „ein Stück Lebensqualität“. Doch das Geschehen nimmt nach der großen Pandemie-Krise erst langsam wieder Fahrt auf. An diesem Tag allerdings scheint es so, als hätten die Gladbecker nur darauf gewartet, über den Markt zu schlendern und einzukaufen. Die Innenstadt, die Cafés und auch die Stände sind mehr als gut besucht.
„Am Ende kaufen wir immer einen Blumenstrauß und ein Fischbrötchen“ – so fasst Melanie Hein ihren samstäglichen Gang über den Gladbecker Markt zusammen, der für sie und ihren Mann Matthias zu einem gelungenen Wochenende einfach dazu gehört. Auch an diesem Tag sitzen die beiden wieder in „Tims Coffeebox“ und schauen dem Markttreiben zu.
Gladbeck: Nur selten müssen die Markthändler ihre Kundschaft an die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht erinnern
„Wegen der Corona-Pandemie hatten viele Marktstände geschlossen – und das war einfach nicht mehr dasselbe“, erzählt Melanie Hein. So auch das mobile Kaffeegeschäft von Tim Heimann aus Butendorf, wo sie sich sonst, nach erledigtem Einkauf, gerne niederließen. „Wir sind dann nicht mehr so oft hierhergekommen, unser Treffpunkt war plötzlich nicht mehr da.“
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Die Gladbecker seien, was den Mund-Nasen-Schutz angeht, recht diszipliniert, stellt ein Markthändler fest, nur selten müsse man einen Kunden darauf hinweisen. „Die Umsätze sind in der Corona-Zeit gestiegen“, heißt es am Fleisch- und Wurststand von Peter Holoubek aus Dorsten. Durch viele Faktoren seien die Menschen hinsichtlich ihrer Ernährung bewusster geworden: „Immer mehr Kunden ziehen jetzt den Markt dem Discounter vor, auch wenn sie mehr bezahlen müssen“, hat der Händler erfahren, „aber dafür wissen sie, dass sie Qualität und fachkundige Beratung bekommen.“ Man könne die Herkunft der Waren genau belegen.
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Besonders freut sich Peter Holoubek darüber, dass er in dieser Zeit neue Kunden gewonnen habe, die, wie er berichtet, dann dabei geblieben seien. „In der Vor-Corona-Zeit hatten wir in den Ferien oft ein richtiges Sommerloch. Das war in diesem Jahr sehr viel kleiner, weil viele Gladbecker zuhause geblieben sind.“ Auch werde Fisch als Alternative zum Fleisch stark nachgefragt, wie es bei „Fisch Pietrowski“ heißt. Er jedenfalls hat an diesem Tag alle Hände voll zu tun.
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Nadine Hesselmanns aus Straelen sieht ihren Blumenhandel im Aufwärtstrend: „Da die Menschen ihr Zuhause nicht verlassen konnten, wollten sie es sich wenigstens schöner machen“, berichtet die Floristin. Der Blumenladen ihrer Familie besteht seit 60 Jahren, und Nadine Hesselmanns betreibt ihn in der dritten Generation. Sie hat bisher nichts zur Corona-Krise Vergleichbares erlebt. Umso glücklicher ist sie, dass sie mit ihrem Geschäft über die Runden kommt.
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Maria Lüger führt ihre Gärtnerei an der Hegestraße in Gladbeck und bietet auf dem Wochenmarkt ihr eigenes Gemüse, Kartoffeln und Co. an. Sie hat auch junge Setzpflanzen im Angebot: Dill, Grünkohl und Salat. „Im April und Mai ging es richtig rund“, berichtet sie, inzwischen sei es etwas ruhiger geworden. Die Pflanzzeit in Kombination mit dem Corona-Shutdown hat offenbar bei vielen Gladbecker Gartenfans ganz neue Kräfte in Sachen Gemüseanbau und Pflanzenzucht freigesetzt. Insbesondere Pilze kommen in dieser Saison gut an.
Kritik an der Ampelschaltung
Noch ein Tipp für die Stadt kommt von Melanie Hein: Wer zum Markt möchte, muss die Fußgängerampel an der Wilhelmstraße überqueren. Sie ist per Hand zu drücken.
„Wer weiß denn, wie viele Menschen schon diesen Knopf betätigt haben, und anschließend setzt man sich mit den gleichen Händen die Maske auf, weil auf dem Markt Maskenpflicht herrscht“, kritisiert Hein. Eine automatische Ampelschaltung sei in Corona-Zeiten wohl angebracht.
Marcel Hofmann ist mit einem Obst- und Gemüsestand auf dem Gladbecker Wochenmarkt vertreten. „Normalerweise ist es um diese Zeit ziemlich ruhig auf dem Markt“, weiß er zu berichten, „aber in diesem Jahr ist alles anders.“ Er sei recht froh, denn da das Restaurantgeschäft weitgehend zusammengebrochen sei, habe er sich voll auf den Markthandel konzentriert. „Weil Pilze länger haltbar sind als anderes Gemüse, werden sie mehr nachgefragt.“ Da handelt wohl so mancher nach dem Motto: Wer weiß, was noch kommt.
Der Eindruck trügt nicht, fragt man Gladbecker Marktbesucher nach ihren Vorlieben beim Einkauf. Die Kunden kaufen bewusster ein. Monika und Markus Spitzer, die gerade genüsslich in ihre Matjes-Brötchen beißen: „Wir haben schon immer wenig Fleisch gegessen“, berichten beide. Und sie sind sicher nicht die einzigen.