Gladbeck. Die WAZ hat sich in der Innenstadt angesehen, wie Gastronomen in Gladbeck bezüglich der Corona-Regeln handeln. Nicht alle halten sie ein.

Nachmittags in der Fußgängerzone in Gladbeck: Die Sonne scheint, die Temperaturen sind angenehm, in den meisten Eiscafés und anderen Betrieben mit Außengastronomie herrscht draußen Hochbetrieb. Die Servicekräfte können über Mangel an Arbeit wahrlich nicht klagen. Tische abräumen, Bestellungen annehmen, servieren, kassieren. Und dann gibt es auch noch die Corona-Auflagen – die allerdings mehr oder weniger genau beachtet werden, wie wir bei einem Rundgang durch die Innenstadt und einigen „Selbstversuchen“ festgestellt haben.

Vorbildlich geht es im Eiscafé Creme an der Lambertistraße zu. Jeder Tisch wird desinfiziert, sobald er abgeräumt ist, und schon bei der Bestellung legt die Bedienung das vorgeschriebene Kontaktformular auf den Tisch. Weil sich einige Gäste anfangs über mangelnden Datenschutz beschwert hatten, weil sie Namen, Adresse und Telefonnummer in DIN-A-4-lange Listen eintragen sollten, gibt es jetzt für jeden Tisch einen eigenen Zettel. Die Servicekräfte tragen einen Mund-Nasen-Schutz, ebenso die Bedienung hinter der Theke.

Hohe Bußgelder drohen

Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung in der Gastronomie können teuer werden: Nutzen mündliche Ermahnungen nichts, müssen Gastronomen beim zweiten festgestellten Verstoß mit einem Bußgeld in Höhe von 500 Euro rechnen. Bei ganz Uneinsichtigen, die wiederholt erwischt werden, drohen bis zu 10.000 Euro Strafe.

Bürgerbeschwerden über Zuwiderhandlungen in der Gastronomie liegen der Stadtverwaltung nach Aussage von Stadtsprecher David Hennig bisher nicht vor.

Die Gäste müssen warten, bis Tische und Armlehnen der Stühle desinfiziert sind

Auch in der Gastronomie „Mein Café“ schräg gegenüber gibt es nichts zu beanstanden. Die Gäste werden gebeten, am Spender ihre Hände zu desinfizieren und zu warten, bis auch der Tisch und die Armlehnen der Stühle desinfiziert sind, bevor sie Platz nehmen, und jede Tischgruppe muss ein Kontaktformular ausfüllen.

Auch interessant

Weil sie an einer Atemwegserkrankung leide, könne sie keine Maske tragen, erklärt die Chefin des Eiscafés Dolomiti auf Nachfrage. Deshalb werden die Gäste draußen derzeit nicht bedient. Sie müssen ihre Bestellung an der Durchreiche aufgeben und dort auch abholen, in Einwegbechern. Damit dürfen die Kunden sich unter freiem Himmel an die Tische setzen – ohne ein Kontaktformular auszufüllen.

Melda Tasci, Mitarbeiterin des Eiscafés Creme, desinfiziert die Stühle und Tische, nachdem ein Gast den Platz verlassen hat.
Melda Tasci, Mitarbeiterin des Eiscafés Creme, desinfiziert die Stühle und Tische, nachdem ein Gast den Platz verlassen hat. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Im Eiscafé Cortina sind die Abstände zwischen den Tischen jetzt größer

Im Eiscafé Cortina geht man ebenfalls eher lax mit den Auflagen um. Zwar ist die Zahl der Tische gegenüber der Vor-Corona-Zeit deutlich reduziert, die Abstände sind ausreichend. Aber: Ein Desinfektionsmittel steht zwar auf einem Tisch im Eingangsbereich, benutzt wird es allerdings während unseres Aufenthalts draußen nicht. Auch ein Kontaktformular muss niemand ausfüllen. Das mag an diesem Tag dem großen Andrang geschuldet sein. Kaum ist einer aufgestanden, sitzt der nächste schon auf seinem Stuhl. Eine junge Frau muss sich allein um Gäste an 20 Tischen im Außenbereich kümmern.

Direkt daneben die kleine Pizzeria Ristretto: Der Mund-Nasen-Schutz der Frau hinter der Theke baumelt unter dem Kinn, und auch etliche Gäste betreten so das Lokal, um zu bezahlen oder etwas zum Mitnehmen zu kaufen. Nicht mal ein Spuckschutz trennt sie von einander.

Ein Kontaktformular müssen Gäste im Eiscafé Diana nicht mehr ausfüllen

Im Eiscafé Diana nimmt man es mit den Vorschriften auch nicht so genau. Zwar tragen die Servicekräfte einen Mund-Nasen-Schutz. Kontaktformulare aber: Fehlanzeige. „Mussten wir früher mal ausfüllen, jetzt nicht mehr“, sagen mehrere Gäste übereinstimmend auf Nachfrage.

„Die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes kontrollieren in der Früh- und in der Spätschicht täglich auch gastronomische Betriebe“, erklärt David Hennig, Sprecher der Stadtverwaltung, auf Anfrage. Beim Gros der Gastronomen habe es bei den Kontrollen bisher keine Beanstandungen gegeben. Bei manchen hätten Ermahnungen den gewünschten Effekt gehabt, nur gegen einen, bei dem auch das nichts bewirkt habe, laufe jetzt ein Bußgeldverfahren.