Gladbeck. Beim WAZ-Stadtteil-Check wird auch die Frage nach der Kinderfreundlichkeit gestellt. So beurteilen zwei Experten die Situation in Gladbeck.

Wie bewerten die Gladbecker die Situation von Kindern in ihrer Stadt – das ist eine der Fragen, die die WAZ in ihrem Stadtteil-Check stellt. Alle Gladbecker sind darin aufgerufen, verschiedene Aspekte in ihrem Stadtteil zu bewerten. Vorab fragte die WAZ die städtische Kinder- und Jugendbeauftragte Sarah Kimmeskamp sowie den Vorsitzenden des Kinderschutzbundes, Peter Fischer, wie sie die Lage der Kinder in Gladbeck einschätzen.

„Die Situation für Kinder in Gladbeck ist in den vergangenen Jahren schwieriger geworden“, sagt Fischer. Denn: Jungen und Mädchen bringen heute weniger Voraussetzungen mit, wenn sie in Schule oder Kita starten, beobachtet er. Der Kinderschutzbund bietet auch eine Hausaufgabenhilfe für Schüler der ersten bis vierten Klasse an. Dabei stellt Fischer fest: „Immer mehr Kinder können etwa kein Obst schälen, keine Schleifen in ihre Schnürsenkel binden.“

Es gibt Vorschulkinder, die keine Farben mehr voneinander unterscheiden können

War vor drei Jahren in der Hausaufgabenbetreuung noch eine eins-zu-vier-Betreuung möglich, sei inzwischen zum Teil eine eins-zu-eins-Betreuung notwendig. Zudem gebe es Vorschulkinder, die keine Farben unterscheiden könnten. Die Stadt und auch der Kinderschutzbund hätten aber gute Fördermöglichkeiten.

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Was den Kindern heute zum Teil fehle sei die häusliche Zuwendung. „Viel Verantwortung wird heute an einzelne Träger abgegeben“, sagt Fischer und weiß: „Wenn einige Jungen und Mädchen nicht bei uns in der Hausaufgabenbetreuung ihre Schularbeiten machen würden, würden sie diese gar nicht machen.“ Auch Rücksichtnahme und grundlegende Dinge des Miteinanders würden vielen Kindern heute nicht mehr vermittelt. „Das betrifft nicht nur Familien mit Migrationshintergrund, sondern auch deutsche.“

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„In Stadtmitte fehlt ein Spielplatz“

Mit Hinblick auf die Situation in einzelnen Stadtteilen würde sich Peter Fischer in Stadtmitte einen Spielplatz wünschen. „Es ist herrlich, wenn Kinder an den Wasserstellen an der Lambertistraße spielen, es fehlt aber ein eigener Spielplatz.“

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Zwar gibt es an der Goethestraße- und an der Horster Straße noch jeweils eine Spielfläche mit Geräten, aber „Luft nach oben ist es immer“, sagt die städtische Kinder- und Jugendbeauftragte Sarah Kimmeskamp. Sie ist selbst in Gladbeck aufgewachsen und meint: „Es hat sich einiges gewandelt.“ Bezogen auf die Spielplätze habe sich eine Menge getan, viele seien neu gestaltet worden. „Das war auch dringend nötig.“

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Vielen Kindern und Jugendlichen fehlt ein Kino

Für Kinder und Jugendliche gebe es eine Menge Freizeitangebote in der Stadt, darunter zwei Musikschulen, die Jugendkunstschule oder auch Freizeiteinrichtungen von freien und städtischen Trägern. „Dass es all diese Einrichtungen gibt, ist jedoch leider nicht allen bekannt.“ Bedarf sieht sie dennoch an einigen Stellen. Die Jungen und Mädchen, die im Jugendrat aktiv seien, wünschten sich so immer wieder etwa einen Kinoabend. „Ein Kino fehlt definitiv“, so Kimmeskamp.

Sarah Kimmeskamp ist Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt Gladbeck.
Sarah Kimmeskamp ist Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Ein Angebot vor Ort sei gerade auch für die Menschen wichtig, die es sich nicht leisten können, ihre Kinder etwa zum Kino in die Nachbarstadt zu bringen. Denn: Kinderarmut ist in Gladbeck ein Thema. „Ich bekomme etwa immer wieder mit, dass Jungen und Mädchen hungrig in den Freizeiteinrichtungen aufschlagen.“ Sie plädiert zudem dafür, dass Kinder frühzeitig Bildungseinrichtungen besuchen. „Dass Kinder einen Kindergarten besuchen, macht viel für die Entwicklung aus.“ Kritisch beobachtet Sarah Kimmeskamp zudem, dass die mediale Welt viel Platz im Freizeitverhalten einnimmt. „Die Erwachsenen leben das aber auch häufig vor.“

>>> Wir stellen allen Gladbeckern 13 Fragen zu ihrem Stadtteil! Von den hoffentlich vielen Antworten erhoffen wir uns Impulse für unsere Berichterstattung!

  • Bis zum Ende März 2020 können auch Sie unseren Fragebogen ausfüllen! Stichtag ist Dienstag, der 31. März 2020.
  • Anfang Mai 2020 präsentieren wir die Ergebnisse des Stadtteil-Checks – in Form von einzelnen Stadtteil-Zeugnissen.
  • Bei den Zeugnissen alleine wird es aber nicht bleiben. Auf Grundlage Ihrer Antworten folgen Analysen. Dabei immer im Fokus: Das Leben vor Ihrer Haustür, der Alltag in Ihrem Viertel.

Die Umfrage dauert rund fünf Minuten. Hier geht’s direkt zum Stadtteil-Check-Fragebogen.