Gladbeck. Der 33-Jährige kam vor fünf Jahren nach Gladbeck, seinerzeit trat er seinen Dienst in der Probezeit an. Nun folgt der evangelische Geistliche auf Brigitte Ellgaard.
Dietmar Chudaska nennt seinen jungen Kollegen Sebastian Amend ein „Gottesgeschenk“ und sagt: „Ich freue mich von Herzen, dass er unserem Kirchenkreis erhalten bleibt.“ Und zwar als Geistlicher auf einer ordentlichen Pfarrstelle in St. Stephani. Chudaska selbst, der nicht mehr als Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten kandidiert hat, kehrt im August in den Pfarrdienst zurück – auf seinen angestammten Posten in Rentfort.
Dort habe Amend ihm den Rücken frei gehalten, lobt der langjährige leitende Geistliche. Chudaska: „Ich danke meinem Schöpfer für diese glückliche Konstellation.“ Dahinter steckt nicht nur seine eigene Rückkehr, sondern eine Verkettung personeller Entwicklungen.
Gladbeck: Pfarrer Sebastian Amend war in Rentfort und Zweckel präsent
Pfarrerin Brigitte Ellgaard, die 37 Jahre in St. Stephani wirkte, ging in den Ruhestand, damit wurde eine ordentliche Pfarrstelle frei. Amend, der sich bislang stellvertretend für Pfarrer Dietmar Chudaska um die Gläubigen kümmerte, rückt nach auf eine ordentliche Pfarrstelle. Klingt kompliziert, doch „die Gemeinde hat das Gefühl, dass sich überhaupt nichts ändert“, erzählt der 33-Jährige. Schließlich sei er im Probedienst in beiden Stadtteilen unterwegs gewesen. „In Rentfort sitze ich mehr in Wohnzimmern, in Zweckel führe ich die Amtshandlungen aus“, pflegte der Theologe zu sagen. Denn der Ort, an dem er beispielsweise Gottesdienste mit der Gemeinde feierte, sei eben die Kirche an der Söllerstraße gewesen – in Ermangelung eines solchen Gebäudes in Rentfort.
„Es hat sich ein bisschen die Verantwortung verändert“, sagt der gebürtige Krefelder, der seit fünf Jahren in Gladbeck seine Wirkungsstätte hat. Er werde jetzt stärker in Entscheidungen eingebunden, sei Mitglied im Presbyterium: „Dort hatte ich vorher eine beratende Funktion.“ Das alles stellt in seinen Augen einen „formalen Akt“ dar, „wir leben aber vom Miteinander“.
Dem 33-jährigen Geistlichen liegt die junge Generation besonders am Herzen
Dafür hat Sebastian Amend ein Händchen, schenkt man den Lobeshymnen Chudaskas Glauben. „Er hat einen Zugang zu den Menschen“, zollt dieser dem jungen Theologen Anerkennung. Wen wundert’s, ist für Amend doch der Kontakt untereinander das A und O seiner Arbeit. Dieses Miteinander schätzt er besonders an seinem Beruf. Und er legt großen Wert darauf, Kontakte zu knüpfen.
Die Kirche verliert Mitglieder
Als Pfarrer Sebastian Amend vor fünf Jahren seinen Dienst im Seelsorgebezirk Rentfort/Zweckel antrat, gehörten rund 7500 Mitglieder in diesen Einzugsbereich. Mittlerweile, so schätzt der 33-Jährige, dürften es nur noch 7100 sein.
„Im Schnitt verlieren wir pro Jahr 300 bis 400 Kirchenmitglieder“, sagt der Geistliche. Diese Entwicklung sei bereits seit Jahren zu beobachten. Als Ursachen für diesen Schwund nennt Amend Kirchenaustritte und den demografischen Wandel.
Die evangelische Kirche hat in Gladbeck noch drei Standorte mit einem Gotteshaus. Es sind: die Christus- und Petruskirche sowie St. Stephani.
Dabei setzen er und seine ebenfalls junge Kollegin Stefanie Erling auf moderne Medien. Die verschiedenen Kanäle eröffnen nach ihrer Ansicht neue Möglichkeiten und Ansatzpunkte. Dabei ist Amend allerdings klar, dass die Geistlichen auch „die klassischen Kirchenbesucher“ nicht aus den Augen verlieren dürfen. Er meint: „Die größte Herausforderung besteht darin, die Balance zwischen den beiden Seiten zu halten.“ Ein Zwei-Minuten-Clip im Internet könne vielleicht dem Geschmack Jugendlicher entsprechen, ob allerdings ältere Menschen daran Gefallen finden?
Das theologische Personal in der evangelischen Kirche vollzieht einen Generationswechsel
Eine Zielgruppe liegt dem Pfarrer besonders am Herzen: Kinder in der Altersklasse bis zur Grundschule, samt Familie, versteht sich. Der 33-Jährige ist verheiratet, hat aber noch keinen Nachwuchs: „An Kinder zu denken, das ist der nächste Schritt.“
Er betrachtet die personelle Entwicklung in der evangelischen Kirche Gladbecks als großen Umbruch, da mehr junge Theologen Kollegen ablösen, die seit Jahrzehnten in der Stadt tätig waren. Chudaska, Jahrgang 1961, sieht diesen Generationswechsel wohlwollend: „20 Prozent der Pfarrer in unserem Kirchenkreis sind unter 35 Jahren.“ Er zollt den jungen Seelsorgern ein dickes Lob: „Sie sind sehr gut ausgebildet, besser als wir früher.“