Gladbeck. . 30-Jähriger wusste schon als Schüler, dass er evangelischer Geistlicher werden will. In Gladbeck ist vor allem Rentfort/Zweckel sein Einsatzgebiet.

Das Schönste an seinem Beruf? Da muss Sebastian Amend keine Sekunde nachdenken. „Dass ich das tun darf, was ich von Herzen tun möchte.“ Evangelischer Pfarrer, das wollte schon der Schüler Sebastian werden, damals als Konfirmand in seiner Heimat Krefeld. „Meine Eltern waren relativ verwundert“, erzählt der heute 30-Jährige. Schließlich seien naturwissenschaftliche Fächer wie Mathematik und Physik seine Stärke gewesen, weder Vater noch Mutter seien Theologen. Aber für Sebastian Amend „war Gott so wichtig, dass ich das weitergeben wollte“. Und das macht er in Gladbeck, genauer gesagt: im Bezirk Rentfort/Zweckel mit rund 7500 Mitgliedern.

„Seit eineinhalb Jahren bin ich in der Gemeinde als Pfarrer im Probedienst“, sagt Amend. Nun wurde er feierlich ordiniert. Damit ist der Geistliche berufen, öffentlich das Evangelium zu verkündigen und selbstständig Sakramente zu spenden. Apropos „Berufung“: Ein Schlüsselerlebnis, das im Jungen Sebastian den Wunsch weckte, Pfarrer zu werden, habe es nicht gegeben. Dafür reifte in ihm die Erkenntnis, dass „Sicherheit durch Gott existiert“. Und schon früh habe er festgestellt: „Kirche ist ein Ort, an dem ich mich wohl fühle.“ Wer Pfarrer Amend an seinem Arbeitsplatz, im schmucken kleinen Gotteshaus der Gemeinde St. Stephani in Zweckel, beobachtet, glaubt’s ihm aufs Wort.

Gottesdienste feiern, mit den Menschen gemeinsam ihren Glauben leben – dafür schlägt Amends Herz. Er sagt: „Ich betrachte es als Riesenaufgabe, mit Menschen in Kontakt zu kommen und im Gespräch zu bleiben.“ In dieser Beziehung würden es die Gladbecker dem Krefelder, der in Rentfort lebt, nicht allzu schwer machen. Er findet die unverblümte Art der Revier-Bewohner „sehr erfrischend“: „Da weiß ich gleich, woran ich bin. Das entspricht auch meiner Person, etwas direkt anzusprechen.“ Der Münsteraner an sich beispielsweise, so hat Amend es während seines Studiums erfahren, „ist ruhiger“.

Der 30-Jährige: „Von Haus zu Haus treffe ich auf sehr unterschiedliche Menschen.“ Sei es im Kindergarten der dreijährige Dreikäsehoch oder im Bibelkreis die Dame mit 103 Jahren. Die Anliegen, die dem evangelischen Geistlichen zu Ohren kommen, seien meist emotionaler, persönlicher Natur: „Da geht’s weniger um Probleme wie Arbeitslosigkeit oder Verfall von Gegenden, sondern darum, nicht vergessen zu werden.“ Bei Pfarrer Amend kommen sie zu Wort, können ihr Herz ausschütten: „Die Menschen zeigen eine große Dankbarkeit, dass sie auch einmal im Fokus stehen; dass man ihnen drei Minuten zuhört.“ Dabei sollte doch Einanderzuhören eine originäre, also eine grundlegende Fähigkeit sein. „Sprich nicht: Ich will Böses vergelten! Harre des Herrn, der wird dir helfen“ (Sprüche 20,22) hatte Sebastian Amend als Spruch zu seiner Konfirmation gewählt. Aus gutem Grund. Der 30-Jährige erklärt: „Ich habe von meinem Vater beigebracht bekommen, Menschen so anzunehmen, wie sie sind.“ Eine Beurteilung stehe allein einer höheren Instanz zu: Gott.

Große Dankbarkeit

Offen geht Pfarrer Amend auf die Gladbecker zu. Das gilt auch für seine Amtskollegen der katholischen Kirche. Schließlich sollte nicht Trennendes, sondern das Gemeinsame im Vordergrund stehen. Amend „ist sehr dankbar“ für den gesamten Kollegenkreis in der evangelischen Kirche Gladbeck: „Zusammenarbeit, theologischer Austausch und das Aneinanderwachsen funktionieren.“ Voller Dankbarkeit spricht er auch von „seiner“ Gemeinde, die ihn unterstütze bei dem, was er am liebsten tut: bei seiner Arbeit als Pfarrer.