Gladbeck. In Zeiten von Corona haben sich viele Fahrräder angeschafft. Auch Gladbeck lässt sich per Rad erkunden. Die WAZ war auf Bergbau-Spuren unterwegs.
Egal ob als Alternative zum öffentlichen Nahverkehr, als Ausgleich zum Homeoffice oder als Tagestour im Urlaub Zuhause: Radfahren boomt. Viele haben sich in der Corona-Krise ein Fahrrad angeschafft und so manch einer hat den Drahtesel aus dem Keller wieder fit gemacht. Auch in Gladbeck gibt es einige schöne Strecken für Radtouren. Die WAZ hat eine Tour auf den Spuren des Bergbaus unternommen.
„Kohle war fast alles“, heißt die etwa 23 Kilometer lange Tour, die von der Stadt Gladbeck geplant ist und entlang wichtiger Orte des Bergbaus führt. Sie beginnt und endet am Bahnhof West. Da die Fahrt als Rundtour angelegt ist, kann man aber auch an jeder der 14 Stationen im Stadtgebiet starten. Eine Karte, Wegbeschreibungen und Wissenswertes zu den verschiedenen Stationen versorgen die Radfahrer mit allen wichtigen Informationen rund um die Tour. Vom Bahnhof geht es Richtung Süden zu den Zechen Moltke und Mathias Stinnes. Vorbei an der ältesten Bergarbeitersiedlung an der Uhlandstraße führt die Tour zum Festplatz, wo heute noch zwei Schachtdeckel und ein Stück alte Zechenmauer an die Zeche Graf Moltke I/II erinnern.
Gladbecker Radtouren
Die Stadt bietet zurzeit drei verschiedene Fahrradtouren durch Gladbeck mit jeweils unterschiedlichen Themenschwerpunkten an. Neben dem Bergbau lassen sich Natur- und Umweltschutz in Gladbeck sowie ein Ritt durch die Geschichte der Stadt mit dem Rad erfahren.
Die entsprechend vorbereiteten Stadtpläne mit Wegbeschreibungen und Informationen zu den verschiedenen Stationen gibt es unter www.gladbeck.de oder in der Gladbeck Information im Rathaus.
Die Route führt unter anderem durch ruhigere Nebenstraßen und vorbei an stattlichen Bergarbeiterhäusern
Zugegeben: Anders als etwa die Bergarbeitersiedlung sind die Schachtdeckel dort schwieriger zu finden. Ortsunkundige drehen vermutlich die ein oder andere Runde auf dem Festplatz und durch das angrenzende Neubaugebiet, bis sie die Relikte entdecken. Auf dem Weg zur nächsten Station, dem ehemaligen Gelände von Zeche Moltke III/IV und heutigem Gewerbegebiet Brauck, fällt noch einmal auf, wie viel Raum der Bergbau in Gladbeck eingenommen hat. Durch ruhigere Nebenstraßen und vorbei an stattlichen Bergarbeiterhäusern, sticht im Gewerbegebiet direkt der kleine Malakoffturm ins Auge. Neben den Fakten aus der Radkarte informiert dort auch eine Tafel über den geschichtsträchtigen Ort.
Schräg gegenüber, versteckt im hohen Gras des Grünstreifens, finden sich als Ortsmarke für die Schächte der Zeche Moltke die typischen Loren, die immer wieder auf der Tour durch die Stadt zu sehen sind. Durchs Grüne und über Felder geht es später durch Brauck Richtung Norden, vorbei am für seine Bergschäden bekannten Haus Landstraße 134, und der Moschee durch die Innenstadt nach Schultendorf. Die ehemaligen Bahn- und Hafenbetriebe und die Gartenstadtsiedlung hinter sich gelassen, gelangt man zur Maschinenhalle Zweckel, die als eine der letzten Stationen auf dem Plan steht.
Das Gelände der Maschinenhalle Zweckel ist nur im Rahmen von Führungen und Veranstaltungen geöffnet
Das imposante Industriedenkmal mit seinen zwei Fördertürmen ist normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich und Besucher, die nicht Teil etwa einer angemeldeten Gruppe oder Führung sind, müssen sich mit einem Blick durch das Eingangstor an der Frentroper Straße begnügen. Am Tag der Testfahrt ist das Glück aber mit der WAZ: Wegen des Besuchs einer Gruppe ist das Gelände geöffnet und man kann die Halle und die markanten Fördertürme aus nächster Nähe betrachten.
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Fazit: Der Gladbecker Bergbau und seine Auswirkungen lassen sich gut per Rad erkunden. Die vielen Informationen rund um die historischen Orte geben einen Einblick in Geschichte und Entwicklung der Stadt, nebenher können noch neue Wege und Ecken entdeckt werden, die man sonst nicht ansteuert. Besonders die Wegführung durch Wälder, Parks oder über Felder soll an dieser Stelle hervorgehoben werden. Wer an den verschiedenen Stationen Halt machen und sich etwas genauer umschauen möchte, sollte mehr als die veranschlagten zweieinhalb Stunden Zeit einplanen.