Gladbeck. Tempo 30 ist auf der Lindenstraße in Gladbeck vorgeschrieben. Viele fahren schneller, klagt ein Anwohner. Er wünscht sich mehr Kontrollen.
Auf der Lindenstraße darf höchstens 30 km/h gefahren werden. „Aber daran hält sich so gut wie kein Autofahrer“, beklagt sich ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden möchte, weil er schon beschimpft und sogar bedroht worden sei, als er Verkehrssünder auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht hat. „Geschwindigkeiten jenseits der 50 oder 60 km/h (das ist meine Wahrnehmung bei ca. 40 Jahren Fahrerfahrung) sind absolut keine Seltenheit“, schreibt der 57-Jährige, der seit fast 25 Jahren an der Lindenstraße, gegenüber dem Friedhof Mitte, wohnt, in einer E-Mail.
Die Geschwindigkeit der meisten Autos ist erkennbar zu hoch
Während des Gesprächs vor Ort ist das Verkehrsaufkommen zwar gering, die Geschwindigkeit der meisten Autos aber in der Tat erkennbar zu hoch. Die Lindenstraße verläuft zum großen Teil schnurgerade und ist relativ breit. Das verleitet offenbar dazu, das Tempo-30-Schild und die Markierung auf der Fahrbahn zu „übersehen“.
„Dass hier bisher so wenig passiert ist, grenzt für mich an ein Wunder“, sagt der Anwohner. „Das Überqueren der Fahrbahn wird oft zum lebensgefährlichen Abenteuer.“ Er sorgt sich vor allem um die Sicherheit älterer Menschen, die auf dem Weg zum Friedhof über die Straße gehen.
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„Früher ist hier öfter die Geschwindigkeit gemessen worden“, erzählt er. „Jetzt habe ich schon lange keinen Messwagen mehr gesehen.“ Zwei Mal habe er deshalb in den vergangenen zwölf Monaten Kontakt zum Ordnungsamt und zur Polizei aufgenommen, passiert sei nichts. „Die Polizei hat sich freundlich bedankt, das war’s.“
Die Polizei muss Prioritäten setzen: Gemessen wird, wo schwächere Verkehrsteilnehmer gefährdet sind
Andreas Lesch, Sprecher der Kreispolizeibehörde Recklinghausen, bittet um Verständnis. „Natürlich nimmt jeder die Probleme vor der eigenen Haustür besonders deutlich wahr, wir müssen aber Prioritäten setzen. Geschwindigkeitsmessungen finden in erster Linie dort statt, wo schwächere Verkehrsteilnehmer gefährdet sind, zum Beispiel an Schulen, Kindertagesstätten und Senioreneinrichtungen. Außerdem spielt die Unfallhäufigkeit eine Rolle. Die Lindenstraße ist aus unserer Sicht ein unauffälliger Bereich.“
In unregelmäßigen Abständen sei ein Messwagen dort dennoch im Einsatz. Lesch: „Bei den letzten Messungen lag die Höchstgeschwindigkeit auf der Lindenstraße bei 46 km/h, abzüglich der Toleranz also bei 13 Stundenkilometern mehr als erlaubt.“ Eine feste Liste, wann ein Messwagen in welcher Straße steht, gebe es nicht. Autofahrer müssten immer damit rechnen, irgendwo im Stadtgebiet „geblitzt“ zu werden – „auch auf der Lindenstraße“.