Gladbeck. Der Einzelhandelsverband schätzt, dass fast alle Geschäfte in Gladbecks City nach der Corona-Zwangspause öffnen. “Licht am Ende des Tunnels.“
Der Gladbecker Einzelhandel atmet auf: Vom kommenden Montag an werden die allermeisten Geschäfte in der Innenstadt wieder öffnen können. "Denn es gibt kaum Geschäfte mit Flächen über 800 Quadratmetern", so Einzelhandelsverbandsvorsitzender Georg Hahne, der die Lockerungen von den Corona-Beschränkungen als eine "längst überfällige" Entscheidung der Politik bezeichnet. Denn die bisherigen Ausnahme-Regelungen in manchen Branchen seien kaum nachvollziehbar. "Nun haben wir die Chance, wieder in den Bereich der Normalität zu kommen", so Hahne.
Seit dem 18. März seien die meisten Geschäfte geschlossen. Die Umsatzausfälle der vergangenen vier Wochen "tun sehr, sehr weh", so der Einzelhandelsverbandschef. Die Situation sei nach wie vor in vielen Geschäften existenzbedrohend, wenn auch möglicherweise noch nicht existenzvernichtend. Die Öffnungsmöglichkeit mit den entsprechenden Sicherungsmöglichkeiten sei das erhoffte Licht am Ende des Tunnels, so Hahne.
Einzelhändler wollen Abstandsregelung gewährleisten
Inhaber wie Mitarbeiter der Geschäfte freuten sich, dass es nach viereinhalb Wochen Zwangspause wieder losgehe, sie würden alles tun, "dass der Kunden- und Mitarbeiterschutz gewährleistet wird". Noch sei unklar, wie die Zugangsbeschränkungen für die Ladenlokale ausfallen werden, das heißt, wie viele Kunden pro Quadratmeter ins Geschäft dürfen.
Auf jeden Fall müsse gewährleistet werden, dass die Abstandsregelung von 1,50 Metern eingehalten, Laufwege definiert und möglichst auch Mundschutzmasken getragen werden. "Aber das werden wir schon hinkriegen", so Hahne, der an die Gladbecker appelliert, in den Geschäften der Stadt statt im Internet einzukaufen. "Es geht auch um Arbeitsplätze."
Auch Läden im City-Center sind ab Montag wieder geöffnet
Öffnen wird weitgehend auch das City-Center an der Hochstraße, nur die wenigen Ladenlokale über 800 Quadratmeter bleiben geschlossen. Center-Managerin Bettina Plaßmann sagte, völlig geschlossen sei das Einkaufszentrum wegen des Lebensmittel-Discounters und der Apotheke ohnehin nicht gewesen. Sie gab sich überzeugt, dass Einkaufszentren nicht generell von der Wiederöffnung ausgeschlossen seien. Die Stadtverwaltung bestätigt dies, und sagt zu, auch bei größeren Ladenlokalen eine Öffnung mitzutragen, wenn die Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter beschränkt werde.
Wie wichtig diese ist, erläuterte Jens Große-Kreul, Inhaber des gleichnamigen Schuhgeschäfts. "Wir mussten bislang auf zehn Prozent des Jahresumsatzes verzichten, da die Corona-Schließung kam, als Saisonstart war." Nicht verkaufen zu können, "war die Hölle", so der Unternehmer, der drei Schuhläden mit zusammen 26 Mitarbeitern betreibt. Selbst sein Online-Vertrieb stockte zunächst, "erst nach zwei Wochen kamen wir ins Plus, vor allem, weil Kinderschuhe gekauft wurden". Er habe nicht ansatzweise den üblichen Umsatz gemacht, "die Rechnungen, die wir bekommen haben, sind aber bezahlt".
Moden Hagemann hat den Schutz von Kunden und Mitarbeitern im Blick
Auch das kleine Team von Moden Hagemann an der Horster Straße sehnt die Wiederöffnung herbei. "Wir haben in den vergangenen Wochen mit unserem ,Fußmatten-Verkauf' an der Ladentür und durch unseren Bringservice nur einen Bruchteil unseres Umsatzes gemacht, verfallen aber nicht in Depression", so Inhaberin Anette Bachmann.
"Ich sehe unserem ,Wieder da' positiv entgegen." Ihre ganze Aufmerksamkeit gelte nun dem Schutz von Kunden und Mitarbeitern bei der Wiederöffnung - mit Desinfektion, Mundschutz und einem nur begrenzten Zutritt ins Ladenlokal.
>>> Gladbeck in besserer Situation als große Einkaufsstädte
Der Einzelhandelsverband empfiehlt seinen angeschlossenen Geschäften sowie den Kunden dringend, beim Einkauf eine Mund- und Nasenschutzmaske zu verwenden. Außerdem sollte Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt und genutzt werden.
Dadurch, dass es in Gladbeck viel mehr kleinere Ladenlokale - eben unter 800 Quadratmetern - gebe, habe die Stadt mit der Wiederöffnung der Geschäfte einen Vorteil gegenüber den größeren Citys mit größeren Betrieben. Allerdings würden wohl kaum die verloren gegangenen Umsätze nachgeholt werden, heißt es.