Gladbeck. Mitarbeiterinnen des Bildungsträgers Rebeq in Gladbeck berichten über ihre Erfahrungen. Die Corona-Krise war für alle eine Herausforderung.

Darin sind sich die Mitarbeiterinnen der Rebeq GmbH am Standort Gladbeck einig: Das Wichtigste bei ihrer Arbeit sei der persönliche Kontakt mit ihren Kundinnen und Kunden. Dass dieser durch die Corona Pandemie massiv eingeschränkt war, stellte für alle, Mitarbeiterinnen wie auch Teilnehmende, eine enorme Herausforderung dar.

Als Tochterunternehmen der Arbeiterwohlfahrt kümmert sich die gemeinnützige Rebeq GmbH seit 1999 mit Beratungs- und Bildungsangeboten um die Förderung und Vermittlung arbeitsloser Menschen. Dabei kooperiert sie unter anderem eng mit den jeweiligen Arbeitsagenturen und Jobcentern. Ein Hauptaugenmerk liegt auf der beruflichen Förderung und Integration junger Menschen.

Durch die Corona-Krise ist die Tagesstruktur zusammengebrochen

An diese Zielgruppe wendet sich das „Werkstattjahr“ (WSJ) mit seinen Angeboten. Berufsschulpflichtige Jugendliche, die nicht älter als 18 Jahre sind und Arbeitslosengeld II beziehen, sollen durch die Verknüpfung von Arbeit und Lernen schrittweise an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Dabei spielt der Präsenzunterricht eine große Rolle und hier hat die Corona-Krise deutliche Spuren hinterlassen. „Durch das Kontaktverbot ist die Tagesstruktur für die Teilnehmenden komplett zusammengebrochen“; diese sei jedoch enorm wichtig für die Jugendlichen, erklärt Silke Wagner, Leiterin des Rebeq Standortes Gladbeck.

Zwar sei die Vermittlung in Arbeit ein wesentliches Ziel, aber um dorthin zu kommen „bedarf es vieler kleiner Schritte“, sagt Elena Wolkow, die die WSJ Maßnahme betreut. Denn in der Praxis gehe es auch darum, die „Alltagstauglichkeit“ zu stärken. Dazu gehören beispielsweise Begleitung bei Arztbesuchen, Sichtung und Erklärung von Dokumenten und natürlich Vertiefung des Berufsschulstoffes.

Die Aufgaben wurden nach Hause geschickt

Während des coronabedingten Kontaktverbots wurden den Teilnehmern die Aufgaben nach Hause geschickt, unterstützt von zahllosen Telefonaten und YouTube Videos, „die für sie leicht zu verstehen waren und so nicht länger als zehn Minuten dauern durften.“ Da etwa 90 Prozent der Jugendlichen muslimischen Hintergrund haben, sei der Ramadan ein deutliches Hemmnis für ein konzentriertes Arbeiten unter Corona Bedingungen gewesen. Umso mehr freuten sich die Betreuerinnen, dass bei Wiederaufnahme des Lernbetriebs Mitte Mai fast alle Teilnehmer erschienen sind.

Janita Pereira betreut das Projekt „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“ (BIWAQ), das sich an Erwachsene ab 27 Jahren wendet und in Kooperation mit der Stadt Gladbeck und dem Jobcenter durchgeführt wird. „Wir bieten Beratung und Unterstützung während der Arbeitslosigkeit an, Jobcoaching und Kleingruppenkurse, helfen bei den Bewerbungsunterlagen oder der Planung neuer Lebensziele“, erklärt Janita Pereira. Viele ihrer Kunden drohten während des Kontaktverbotes „in die Isolation abzudriften.“ Diese Zielgruppe sei „total dankbar“ gewesen, als die Näh-, Koch- und Gartenkurse wieder aufgenommen wurden. „Wir mussten in dieser Zeit viele Ängste nehmen“, sagt Pereira, „manche sind überhaupt nicht mehr raus gegangen.“ Auch da können Telefonate nur eine Notlösung sein“, wissen die Mitarbeiterinnen nach dem Lockdown.

Mit einer Tüte voller ungeöffneter Mahnungen zur Betreuerin gegangen

Die Hilfestellung bei finanziellen Krisen ist ein Thema: „Es ist schon mal jemand mit einer Plastiktüte voller ungeöffneter Briefe und Mahnungen zu mir gekommen“, erinnert sich die Betreuerin: „Dann stellen wir den Kontakt mit den entsprechenden Beratungsstellen her.“ Die starke Vernetzung mit den unterschiedlichen Institutionen und Einrichtungen habe sich in der Krise ausgezahlt, ist Silke Wagner überzeugt.

Die betreuten Jugendlichen, indes, schauen gespannt auf den kommenden Samstag. Dann nämlich werden die Ergebnisse der schriftlichen Abschlussprüfungen bekannt gegeben. Montag folgt der mündliche Teil und natürlich sind die Rebeq-Mentorinnen auch mit dabei. Ab jetzt heißt es für sie: Daumen drücken.

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