Gladbeck. . 132 Menschen haben an „Biwaq“ teilgenommen, 93 fanden einen Job oder sind in eine Ausbildung gewechselt. Auch Kerstin Thönelt bekam Hilfe.

Kerstin Thönelt hat es geschafft. Die 39-Jährige arbeitet seit einigen Monaten als Hauswirtschaftskraft im Wohnpark Luisenhof. Auf 450 Euro-Basis. Doch ihre Stundenzahl möchte sie ausbauen. Heute hat sie ein Vorstellungsgespräch in einem Callcenter. „Ich möchte ganz weg von der Unterstützung durch das Jobcenter“, sagt Thönelt.

Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder hat an dem Teilprojekt „Startklar“ des Programms „Biwaq“ teilgenommen, das sich an Langzeitarbeitslose ab 27 Jahren aus Brauck, Rosenhügel, Butendorf oder Stadtmitte richtet. „Biwaq“ steht für Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier. Ziel ist, die Chancen von Bewohnern in benachteiligten Stadtteilen zu verbessern.

20 Teilnehmer haben nun einen Minijob

Die dreijährige Laufzeit des Programm des Bundes, das auch aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert wird, ist nun beendet. Das Jobcenter sowie die Bildungs- und Qualifizierungsgesellschaft Rebeq ziehen nach den drei Jahren eine positive Bilanz: 132 Menschen haben teilgenommen, 35 von ihnen haben Arbeit bekommen, 20 weitere einen Minijob. 38 sind in Fortbildungen oder Ausbildungen gewechselt.

Jobcenter schlägt Teilnehmer vor

Hauptträger des Projekts ist die Stadt Gladbeck. Sie kooperiert dabei mit dem Jobcenter des Kreises Recklinghausen. Die Berater schlagen Kunden vor, die sich für die Teilnahme eignen. Die Rebeq übernimmt die Betreuung der Teilnehmer.

Auch eine Nachbetreuung ist eingeplant. Bei Problemen oder Rückschlägen können sich die Teilnehmer an ihren Jobcoach wenden. Das Projekt soll fortgesetzt werden.

„Insgesamt 109 Menschen befinden sich nach der Teilnahme in einer bessere Situation, sie wissen etwa wie sie ihre Kinderbetreuung regeln können oder haben ihre Schuldenregulierung in Angriff genommen“, sagt Uta Bruns, Abteilungsleiterin Markt und Integration beim Jobcenter, das das Projekt mitfinanziert hat.

Einstieg läuft meist über ein Praktikum

Der Berufseinstieg geschieht bei Biwaq in der Regel über ein Praktikum. „So können die Menschen mit ihrer Persönlichkeit überzeugen, denn nicht jeder Lebenslauf liest sich so gut, dass er beim Personaler ganz oben auf dem Bewerbungsstapel liegt“, weiß Silke Wagner, Standortleiterin der Rebeq.

Die Menschen, die in dem Projekt landen, sind häufig gesundheitlich angeschlagen, nicht in der Lage, Vollzeit arbeiten zu gehen. „Wir klopfen gemeinsam erst mal die jeweiligen Qualifikationen und die Leistungsfähigkeit ab“, erzählt Jobcoach Hans-Jürgen Reimann. Die Teilnehmer besuchen Betriebe oder nehmen an Bewerbungstrainings teil.

Zunächst wird gemeinsam ein Wochenplan erstellt

Am Anfang der Zusammenarbeit zwischen Langzeitarbeitslosem und Biwaq steht die Erstellung eines Wochenplans für die Gespräche und Termine. „Wir beginnen meist bei sechs bis zwölf Stunden in der Woche, je nachdem wie viel Zeit die Teilnehmer neben etwa Kinderbetreuung und Arztterminen aufbringen können.“

Fehlende Zeit und Kraft waren auch bei Kerstin Thönelt das Problem. Sie musste die Erziehung und Betreuung ihrer Kinder organisieren, gleichzeitig sich um ihre schwerkranke Mutter kümmern. Ihren Beruf als Friseurin konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben, rutschte in die Arbeitslosigkeit. Jetzt wagt sie einen Neuanfang.