Gladbeck. Anwohner der Gladbecker Problemhalde befürchten, dass Kokereiabfälle verbrennen und so giftige Stoffe freigesetzt werden. Neue Messungen geplant.

Die Sorge bei Franz Kruse und weiteren Anwohnern der Moltkehalde ist weiterhin groß, dass von der seit vier Jahrzehnten im Innern aktuell bis mehr als 360 Grad heiß kokelnden Abraumhalde eine Gesundheitsgefahr ausgeht. Den Aussagen der RAG, dass durch die austretenden Gase nichts zu befürchten ist, traut der auch politisch aktive Bürger offenbar nicht. Kruse schaltete die Bezirksregierung Arnsberg als zuständige Aufsichtsbehörde ein. Diese wolle jetzt immerhin weitere Schadstoffmessungen durchführen, informiert der Gladbecker.

Im Osten der Halde wurden Kokereiabfälle gefunden

Die übrigen Antworten der Behörde auf seine Fragen seien leider "völlig nichtssagend", da aktuelle Untersuchungsergebnisse nicht enthalten seien, "und nur die seit langem bekannten Aussagen wiederholt werden". Seine Frage nach zusätzlich gemessenen, giftigen Stoffen werde gar nicht behandelt. Da im Osten der Halde laut Aussage des Gladbecker Bürgermeisters auch Kokereiabfälle gefunden worden seien, vermutet Kruse, dass diese auch im Schwelbereich im Westen der Halde vorhanden sein könnten. Dies werde von der Bezirksregierung aber "offenbar ausgeblendet".

Die Bezirksregierung teilt in ihrem Antwortschreiben mit, dass die bislang durchgeführten Sanierungs- und Monitormaßnahmen keinen Hinweis ergeben hätten, "dass sich innerhalb der Warmbereiche Ablagerungen von Kokereiabfällen oder Kriegsschutt befinden". Dies könne allerdings nicht für Bereiche außerhalb der untersuchten Bereiche ausgeschlossen werden. Festzuhalten bleibe aber abschließend, "dass von dem eingefriedeten Betriebsbereich aktuell keine Gefahr für Dritte und die Umwelt ausgeht, und Änderungen zeitnah erkannt und bewertet werden können".

Die Belastung mit Brandgasen habe zugenommen

Die Belastung mit Brandgasen habe sich verschlimmert, entgegnet Kruse. Auch bei deutlichem Wind sei "schon beim ersten Atemzug vor der Haustür der Kokerei- und Brandgeruch der Halde eindeutig wahrnehmbar". Entsprechend müsse "auch die Austrittsmenge der Brandgase höher geworden sein". Möglicherweise habe sich der Brand im Inneren weiter angefacht. Die stinkenden Emissionen ließen auf giftige Kokerei-Abfälle schließen, deren Geruch er als ehemaliger RAG-Mitarbeiter genau kenne.

Der engagierte Gladbecker erteilte so der Bezirksregierung eine Erlaubnis, Luftverunreinigungen auf seinem Grundstück zu messen. Diese sei ausdrücklich so gestaltet, dass das Vorhandensein giftiger PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) sowie Furane, Dioxine und anderen Schwefelverbindungen ermittelt werden sollen. Zumindest die Bereitschaft der Behörde zur Messung wertet Kruse als ersten kleinen Erfolg der Proteste aus Bürgerschaft und Politik. "Ich hoffe, dass sich da jetzt mal langsam etwas bewegt."

>>>Halde soll 2028 aus Bergaufsicht entlassen werden

•Die Bezirksregierung teilt mit, dass von der RAG aktuell "Erkundungsarbeiten für die Eindämmung des inneren Schwelbrandes im Westbereich der Halde durchgeführt werden". Ergebnisse würden "im dritten Quartal 2020 vorliegen". Mit diesen werde die Sanierungsvariante der Westflanke erarbeitet, die bis Ende 2022 zugelassen sein solle.

•Ziel der RAG ist es, die Halde 2028 aus der Bergaufsicht zu entlassen und zur weiteren Betreuung und für den Zugang der Öffentlichkeit an den Regionalverband Ruhr (RVR) zu übertragen. Die Moltkehalde ist unmittelbar am Rande der Gladbecker „Haldenwelt“ gelegen. Sie ist aber nicht Bestandteil des dort geplanten Bürgerparks.