Gladbeck. RAG bezieht zur brennenden Halde Stellung. Gladbecker Anwohner beklagen sich über Geruchsbelästigung und fordern häufigere Messungen.
Warnungen der RAG Montan Immobilien zur möglichen Gefährdung durch Gase, die an der im Inneren schwelenden Moltkehalde in Gladbeck austreten, hatten Anwohner im Sommer alarmiert. Dabei war auch bekannt geworden, dass sich der Haldenbrand in der Westflanke offensichtlich verstärkt hat und die Temperatur im Inneren um 100 auf 360 Grad angestiegen ist. Erst nach einigem Zögern und öffentlicher Kritik hatte die RAG umfassend zum Thema auch im Umweltausschuss informiert. Jetzt folgte die dazu angekündigte Informationsveranstaltung für Bürger im Bildungs- und Begegnungszentrum Brauck.
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Unter den rund 25 Anwesenden waren allerdings nur sechs Anwohner zu finden, zudem einige Politiker sowie Mitglieder des Bürgerforums Gladbeck und Vertreter der Stadtverwaltung als Einlader. Neben Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer waren die Ingenieure Ulrich Ostrawsky und Simone Konzelmann-Krause von der RAG als Vortragende sowie Franz-Josef Chmielarczyk und Michael Fenger von der für den Bergbau zuständigen Bezirksregierung Arnsberg vor Ort.
„Die gemessenen Werte haben uns zunächst überrascht“, räumte Ulrich Ostrawsky ein. Zwar schwele die Halde in ihrem Inneren seit 40 Jahren, doch seien die Temperaturen rückläufig gewesen. „Unser Hauptziel muss es bis heute sein, das Eintreten von Sauerstoff zu vermeiden.“ Deshalb sei schon vor Jahren Baustoff zur Abdichtung eingebracht worden. Zwar werde mit dieser Maßnahme der Brand nicht gelöscht, jedoch eine weitere Ausbreitung verhindert, so Ostrawsky.
Die Halde wird zwei Mal pro Jahr von Experten begutachtet
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„Die Halde wird von einem Gutachterbüro sowohl brandtechnisch als auch in Hinblick auf die Standsicherheit zwei Mal pro Jahr begutachtet, und die Ergebnisse werden uns vorgelegt“, erklärte Michael Fenger von der Bezirksregierung. Vier Messpunkte auf der Westböschung hatte die RAG eingerichtet, um austretende Gaskonzentrationen zu messen, die drei Mal - am 14. und 27. August sowie am 29. Oktober 2019 – überprüft wurden. Die letzte Messung habe „entschärfte Werte“ ergeben, so Ostrawsky. Eine Gefährdung für die Umwelt, die Bevölkerung und den angrenzenden Gewerbepark sei nicht auszumachen.
Halde 2028 aus dem Bergrecht entlassen
Die Moltkehalde wurde im Jahr 1900 lose mit noch hohem Kohleanteil im Abraum aufgeschüttet. 1978 wurden die ersten schwelenden Brandherde im Innern entdeckt. Teile der Halde sind in den Folgejahren bereits aufwändig saniert worden. Die Hitzeentwicklung im Osten ist seitdem rückläufig. An der Westflanke ha sich der Brand indes verstärkt, mit Temperaturen bis 360 Grad.
Bis 2023 sollen verschiedene „Sanierungsvarianten“ für die Westflanke erarbeitet sein, wobei vielfältige Fragen des Boden-, Umwelt- und Naturschutzes, des Abfall- und Wasserrechts sowie des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu berücksichtigen sind. Erst Ende 2028 sollen alle notwendigen Baumaßnahmen durchgeführt sein, bevor die Halde aus dem Bergrecht entlassen werden kann.
Das Gleiche gelte im Zusammenhang mit den Geruchsbelästigungen, denn die Anwohner beklagten sich – auch an diesem Abend – über zeitweise starken Schwefelgeruch. Zwar habe es bei den aktuellen Messungen Grenzwertüberschreitungen bei den Einzelstoffen Kohlenmonoxid, Benzol und Schwefelwasserstoff unmittelbar an der Erdoberfläche sowie in einer Erdspalte gegeben, doch auch hier kamen die Gutachter zum Schluss, dass aufgrund der schnellen Verdünnung mit der Luft keine gesundheitlichen Risiken zu befürchten seien.
Die Geruchsbelästigung ist bei Windstille besonders groß
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Eine Anwohnerin verwies darauf, dass gerade bei Windstille bzw. Inversionswetterlagen die Belästigung besonders groß sei, worauf Ulrich Ostrawsky einräumen musste, dass diese speziellen Wetterlagen bisher nicht berücksichtigt worden seien.
Um dem auf die Spur zu kommen, schlug ein Anwohner die Einrichtung einer permanenten Messstation vor, ein anderer wollte, dass tiefer und häufiger gemessen werde. Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer versuchte zu vermitteln: „Das wird sicher nicht an ein oder zwei Messungen scheitern“, und Ulrich Ostrawsky signalisierte, dass ein erweitertes Messprogramm denkbar sei.
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Die RAG sei jetzt intensiv mit der Überprüfung möglicher Sanierungsmöglichkeiten für die Moltkehalde befasst, die für die Öffentlichkeit allerdings gesperrt bleiben müsse. Abzuwägen, wie weiter vorgegangen werde, sei ein langwieriger Prozess, da viele Interessen berücksichtigt werden müssten. Ostrawsky versicherte zum Schluss, die Öffentlichkeit zum Verfahrensstand kontinuierlich zu informieren: „Das wird auf keinen Fall an der Stadt und ihrer Bürgerschaft vorbeilaufen.“