Gladbeck. Die Sozial- und Kulturpolitikerin führte über zwölf Jahre den CDU-Stadtverband und war zu Beginn der Schwerhoff-Zeit kurz Erste Bürgermeisterin.
Sie bestimmte über Jahrzehnte die Politik in Gladbeck mit, galt als „Grande Dame“ der CDU Gladbeck und war über Jahrzehnte das soziale Gewissen ihrer Partei: Maria Seifert, die langjährige Parteichefin, Ratsfrau, Sozialausschussvorsitzende und letzte ehrenamtliche Erste Bürgermeisterin, die über die Parteigrenzen hinweg Anerkennung und Respekt genoss, ist am Donnerstag im Alter von 83 Jahren gestorben.
Politik bestimmte ihr Leben, kann man zweifellos über Maria Seifert sagen, die 1972 als junge Frau in die CDU eintrat und schon vier Jahre später – nach der Glabotki-Zeit – erstmals in den Rat der Stadt Gladbeck gewählt wurde, dem sie am Ende 33 Jahre angehören sollte.
Seifert leitete die kommunalpolitische Wende Mitte der 90er Jahre mit ein
Eng verbunden war mit ihr die kommunalpolitische Wende in Gladbeck Mitte der 90er Jahre, als die SPD ihre jahrzehntelange Mehrheit verlor und Seiferts Wahl zur letzten ehrenamtlichen Ersten Bürgermeisterin als Nachfolgerin von Wolfgang Röken an der Spitze des Rates die zehnjährige CDU-Dominanz in der Stadtpolitik einläutete.
Ihre Amtszeit betrug zwar nur zwei Monate, sie ebnete mit diesem kurzen Engagement aber den Weg zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister Eckhard Schwerhoff, dessen ehrenamtliche Stellvertreterin Maria Seifert dann wurde. Das Amt behielt sie inne bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Rat 2009, damals schon unter SPD-Bürgermeister Ulrich Roland.
Sie war die erste Frau an der Spitze der CDU Gladbeck
Seiferts Schwerpunkte waren die Sozial- und Kulturpolitik. Auf ihre Initiative gehen beispielsweise die Gründung des Fördervereins des Vinzenz- und Marthaheims und die Abteilung für junge Pflegebedürftige im Vinzenzheim zurück. Seifert, die 20 Jahre lange - von 1989 bis 2009 - Vorsitzende des Sozialausschusses war, war Mitbegründerin des Seniorenbeirats und des Kinderschutzbundes, gab den Anstoß zur Gründung der Jugendfeuerwehr, machte sich stark für die Gründung der Fördervereine Museum und Städtische Galerie, dessen Um- und Anbau sie mitinitiiert hat.
Hartnäckigkeit in der Sache war ein wesentliches Merkmal ihrer Politik, was sich – nicht zuletzt zu Oppositionszeiten – auch auszahlte. So geht der behindertengerechte Aufzug im Alten Rathaus auf ihre Initiative zurück, aber auch die Gründung des „Bündnisses für Familie“, mit dessen Hilfe die Stadt seit vielen Jahren, auch durch Hausbesuche, Kontakte zu Familien knüpft und sozialen Schieflagen entgegensteuern will.
Großes Engagement auch beim Landschaftsverband
Seiferts politisches Engagement war in all den Jahren nicht auf Gladbeck begrenzt. 1983 wurde sie in die Landschaftsversammlung gewählt, deren Vorsitz sie im Januar 2002 übernahm. Auch in diesem Gremium, dem sie bis 2010 angehörte, galt das Hauptaugenmerk der Politikerin sozialen Fragen.
Für ihre Verdienste wurde sie 2008 mit der höchsten Auszeichnung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, der Freiherr-vom-Stein-Medaille in Gold, ausgezeichnet. Für ihre kommunalpolitischen Verdienste mit Stadtplakette in Silber 1986 und in Gold 1996 sowie mit dem Bundesverdienstkreuz 1993 ausgezeichnet.
Zwölf Jahre lang führte sie die Gladbecker CDU
Auch innerparteilich machte Maria Seifert Karriere: 1988 wählte die CDU Gladbeck sie als erste Frau zur Parteivorsitzenden. Es war eine Zeit des Umbruchs: Damals dümpelte die CDU in der Wählergunst bei 27,7 Prozent. Zwölf Jahre später, bevor Maria Seifert auf eine erneute Kandidatur verzichtete, erreichte sie unter ihrem Vorsitz immerhin 46,4 Prozent. Aber auch auf Kreisebene war sie aktiv: Von 1986 bis 2004 gehörte sie dem CDU-Kreisvorstand Recklinghausen an, war zeitweise stellvertretende Vorsitzende und Kreistagsmitglied.
Viele Jahre engagierte sich Maria Seifert nach ihrem Ausscheiden aus dem Rat noch in der CDU-Frauen- und Seniorenunion, die sie auch mehrere Jahre führte – so ganz konnte sich die Vollblutpolitikern aus der Politik verabschiedet. Die Belange ihrer Heimatstadt lagen ihr bis zuletzt am Herzen. Eine wie sie wird der Gladbecker Politik fehlen.