Gladbeck. . Der Grieche Konstantinos Prasinos (42) kam vor 25 Jahren nach Deutschland. Im Jahr 2003 eröffnete er mit seiner Familie das Restaurant Poseidon.
Als Konstantinos Prasinos allein nach Deutschland kam, war er gerade mal 18 Jahre alt. Ganz spontan, nach einem Streit mit dem Vater, hatte er sich damals entschlossen, seiner Heimat Griechenland den Rücken zu kehren. In Gladbeck fühlt sich der 42-Jährige jetzt schon lange zu Hause.
Über Italien reiste er nach Düsseldorf
Der Start war abenteuerlich, erinnert sich Prasinos, der in Trikala in Mittelgriechenland in der Taverne seines Vaters mitarbeitete: „Ich hatte etwas Geld gespart, heimlich einen Pass beantragt und mir ein Ticket besorgt.“ Am 10. Oktober 1994 stieg er in den Bus und reiste über Italien nach Düsseldorf. Eigentlich wollte ihn dort der Gastronom abholen, in dessen Restaurant sich Konstantinos Prasinos vorab einen Job besorgt hatte.
Aber: „Er war nicht da, und ich stand verloren in dem großen Bahnhofsgebäude, hatte 120 D-Mark in der Tasche, aber kein Kleingeld zum telefonieren, konnte kein Wort Deutsch und fühlte mich völlig hilflos.“ Zufällig lief ihm eine Griechin über den Weg, die ihm aus der Patsche half, und nach dem Telefonat tauchte auch der künftige Arbeitgeber auf, mit dem ihn schon bald eine herzliche Freundschaft verband.
Erwartungen in Deutschland erfüllt
Deutschland erfüllte alle Erwartungen des 18-Jährigen: „Es war so sauber, der Verkehr geregelt, und vor allem war das Land technisch viel weiter entwickelt als Griechenland.“ Auch sein Job hinter der Theke im griechischen Restaurant in Hattingen gefiel ihm ausgesprochen gut – und dann begegnete ihm auch noch die Liebe seines Lebens. Nach einem Krankenhausaufenthalt entließ ihn der Arzt nach ein paar Tagen mit den Worten: „Jetzt kannst Du wieder Party machen und lernst bestimmt die Frau fürs Leben kennen.“ Konstantinos befolgte den Rat, ging abends mit einem Freund in eine Kneipe – und sah Kerstin, mit der er seit 2002 verheiratet ist. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt er. Nicht nur bei ihm: „Als er reinkam, habe ich zu meiner Freundin gesagt: Den heirate ich“, erzählt seine Frau.
Erst aber zogen die beiden – er 19, sie 20 Jahre jung – drei Monate, nachdem sie sich kennengelernt hatten, zusammen. 1999 eröffneten sie einen kleinen Imbiss mit Sitzgelegenheiten, ein erster Schritt auf dem Weg zu ihrem eigentlichen Ziel: Sie wollten ein griechisches Restaurant eröffnen. „Ich bin in der Gastronomie aufgewachsen. Einen anderen Beruf kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Konstantinos Prasinos. „Und er isst gern“, ergänzt Kerstin schmunzelnd.
Aus der Gaststätte Nienhaus wurde das Restaurant Poseidon
Der große Wunsch ging in Gladbeck in Erfüllung. 2003 eröffneten Konstantinos und Kerstin Prasinos in der ehemaligen Gaststätte Nienhaus an der Ecke Friedrich- /Friedrich-Ebert-Straße ihr Restaurant „Poseidon“. Die ersten Jahre waren kein Zuckerschlecken.
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Menschen aus weit über hundert Nationen leben in Gladbeck und haben hier ihr Glück gefunden. Aus Anlass des Jubiläums „100 Jahre Stadt Gladbeck“ porträtiert die WAZ in den kommenden Wochen Frauen und Männer verschiedenster Herkunftsländer, die im „Schmelztiegel“ Gladbeck sesshaft wurden.
Den Auftakt macht Konstantinos Prasinos aus Griechenland, es folgt Young-Soon Moon aus Korea. Wer mitmachen möchte: Bitte melden Sie sich doch in der WAZ-Redaktion Gladbeck unter 02043/ 29 98 38.
„Der Anfang war echt schwer“, erinnern sich Konstantinos und Kerstin Prasinos. „Die Ausgaben lagen deutlich über den Einnahmen, unsere Rücklagen gingen zu Ende. Wir haben ernsthaft mit dem Gedanken gespielt aufzugeben.“ 2007 kam die Wende, 2009/2010 noch einmal ein Rückschlag. Kerstin Prasinos: „Manche Gäste haben uns während der Griechenland-Krise vorgeworfen, dass so viel Geld aus Deutschland nach Griechenland fließt, und sie kamen nicht mehr.“
Auch diese schwierige Situation hat das Ehepaar – seit 2006 Eltern der Zwillinge Maria und Nikoletta – längst überstanden. Der Laden „brummt“. Wer heute im „Poseidon“ essen möchte, tut gut daran, vorher einen Tisch zu reservieren.
Die Familie hat ihm verziehen
Trotz aller anfänglichen und zwischenzeitlichen Probleme hat Konstantinos Prasinos nie bereut, dass er nach Deutschland gekommen ist. Und Gladbeck liebt er: „Anfangs haben wir die schöne Altstadt von Hattingen vermisst und uns hier etwas schwer getan, weil wir niemanden kannten“, räumt er ein. „Aber mit dem Freundeskreis, den wir uns hier inzwischen aufgebaut haben, fühlen wir uns jetzt fast so, als wären wir hier groß geworden.“ In jedem Sommer machen sie Urlaub in Griechenland, bei der Familie, die ihm längst verziehen hat, dass er damals weggegangen ist und auch noch seine Brüder Athanasios und Georgios animiert hat, ihm zu folgen. Konstantinos liebt es, nach Griechenland zu fahren. Gladbeck aber ist ihm Heimat geworden: „Am Ende des Urlaubs freue mich dann auch immer, dass wir wieder nach Hause fahren.“