Gladbeck. Ein Zauberstab a la Harry Potter war der Anfang. Nun betreibt eine Mutter aus Gladbeck ein magisches Geschäft. Corona-bedingt derzeit nur online.
Angefangen hat alles mit einem Zauberstab. Und natürlich der Begeisterung für die Harry-Potter-Bücher und -Filme. Auf jeden Fall wollte Johanna, damals sieben, unbedingt auch so einen magischen Stab haben wie Harry, Hermine und Ron ihn in ihren Abenteuern schwingen. Doch anstatt einfach ins nächste Geschäft zu gehen, hat Tatjana Jungjohann ihrer Tochter ein ganz besonderes Exemplar selber gebastelt. Der Zauberstab kam nicht nur bei Johanna, sondern auch bei ihren Freundinnen so gut an, dass daraus eine (Geschäfts-)Idee entstanden ist - Mama und Tochter betreiben jetzt nämlich gemeinsam einen „Laden für Zauberangelegenheiten“.
Neben den Zauberstäben gibt es viele weitere magische Dinge
Das Angebot zeigt, wie kreativ das „Potter-Fieber“ die beiden macht. Neben den Zauberstäben bieten sie noch ganz viele weitere magische Dinge an. Natürlich alle selbstgemacht - und so ausgefallen, dass garantiert auch die „echten“ Hexen und Zauberer, die normalerweise ja in der „Winkelgasse“ shoppen gehen, hier bestimmt ebenfalls fündig würden. Ihre magischen Artikel verkaufen Mutter und Tochter am liebsten auf Märkten bei Festen in der Umgebung. Doch das geht natürlich in der Corona-Krise nicht, und so gibt’s den „Laden für Zauberangelegenheiten“ derzeit nur online.
Doch die zauberhafte Idee hat auch einen ernsten Hintergrund. Tatjana Jungjohann ist alleinerziehend. Durch ihre Arbeit als Integrationsfachkraft war die 37-Jährige so eingespannt, dass ihre Tochter in der Regenbogenschule in der Vollbetreuung war. „In der Schule von 7 bis 16 Uhr. Das war einfach zu viel für Johanna“, sagt Tatjana Jungjohann.
Sie hat deshalb ihre Arbeitszeit reduziert und so eine zusätzliche Stunde als gemeinsame Mutter-Tochter-Zeit möglich gemacht. Um die dadurch entstandene Lücke in der Haushaltskasse weg zu hexen, meldete die Gladbeckerin ein Kleingewerbe an. „Natürlich“, sagt die Gladbeckerin und lacht, „ist der Laden nichts zum reich werden. Aber wir schränken uns gerne ein wenig ein, und das Mehr an gemeinsamer Zeit tut uns beiden gut.“
Mit „Bobblern“ fängt man Albträume - man muss sie nur unters Kopfkissen legen
Johanna ist mittlerweile neun Jahre alt und besucht die 4a an der Regenbogenschule. Ihre Leidenschaft für alles Zauberhafte ist nach wie vor ungebrochen. Und so tüfteln Mama und Tochter auch weiterhin mit Begeisterung an allerlei Zaubereibedarf für ihr gemeinsames Lädchen. „Johanna hat schon als ganz kleines Kind super gerne gebastelt“, sagt die 37-Jährige. Jetzt ist die Neunjährige „Vize-Chefin“ im „Laden für Zauberangelegenheiten“ und noch dazu ein äußerst kreativer Kopf, erzählt die Mama stolz. An der Entwicklung der „Bobbler“ - die legt man unters Kopfkissen und fängt mit ihrer Hilfe alle Albträume ein - war nämlich Johanna federführend beteiligt.
Neben den Bobblern gibt’s natürlich noch ganz viele andere zauberhafte Dinge in dem kleinen Shop zu entdecken - von gefilzten Waldmonstern über Drachen-Ei-Schalen, magische Trommeln bis hin zu lustigen Alraunen und mystischen Erinnerungswurzeln. Die Zauberstab-Kollektion wird natürlich auch immer größer. Mittlerweile gibt es die magischen Hilfen in fast allen Farben des Regenbogens, mit und ohne Glitzer, und auf Wunsch der jungen Kundschaft auch gern mit Kraken, Fledermäusen oder Einhörnern verziert. Und genau wie die Original-Zauberhilfen bei Harry Potter, sind auch die Zauberstäbe aus der „Produktion“ von Tatjana und Johanna Jungjohann aus ganz besonderen Hölzern entstanden. Mama und Tochter finden sie nämlich auf ihren Waldspaziergängen mit Familienhund Mucha.
Für ein Bienenprojekt gab es für die Regenbogenschule einen Umweltpreis
Die Freude an zauberhaften Dingen ist das eine. Genau so wichtig ist es Tatjana Jungjohann aber, dass ihre Tochter Johanna die Bedeutung von Naturverbundenheit und Umweltbewusstsein zu schätzen weiß. Dass es Kinder gibt, die Modelabel besser auseinander halten können als Pflanzen- und Tierarten, ist für die 37-Jährige nicht nachvollziehbar. „Meine Tochter kann eine Amsel vom Rotkehlchen und die Birke von der Eiche unterscheiden“, sagt sie.
Gemeinsam haben sich die beiden schon vor einigen Jahren eine Aktion ausgedacht: Wir retten Bienen! „Wir sind einfach hingegangen und haben heimlich an unterschiedlichen Stellen Blumen und Pflanzen ausgesät“, erzählt Tatjana Jungjohann. Damit die Insekten es in der Stadt besser haben. Daraus ist dann an der Regenbogenschule sogar ein Projekt geworden, mit dem Johannas Klasse vor einem Jahr erfolgreich am Umweltpreis der Stadt Gladbeck teilgenommen hat.
Die kleinen Umweltschützer haben mit finanzieller Unterstützung ihrer Eltern in der Innenstadt Blumensamen an Passanten verteilt. „Das fanden viele so toll, dass sie den Kindern freiwillig Geldspenden dafür gegeben haben“, erzählt Tatjana Jungjohann. Stolze 200 Euro haben die Grundschüler so durch das Projekt eingenommen. Das Geld wollen die Jungen und Mädchen dem Schulbauernhof spenden, den die Regenbogenschule regelmäßig besucht. Da das dortige Bildungsangebot aber gerade Corona-bedingt auch nicht stattfinden kann, wollen die Gladbecker Grundschüler den Lern- und Erlebnishof Wessels in Herten nun unterstützen.
Tatjana und Johanna Jungjohann hoffen, schon bald wieder an Wochenenden beispielsweise auf Sommer - oder Herbstfesten ihre Zauber-Utensilien persönlich vorführen und verkaufen zu können. Bis es wieder so weit ist, gibt’s den magischen Krimskrams für Muggel online unter www.zauberangelegenheiten.de zu entdecken