Gladbeck. Am Wasserschloss in Wittringen können Ausflügler in diesem Jahr wegen des Coronavirus’ keine Boote mieten. Die Bestimmungen sind nicht umsetzbar.
Die Tret- und Ruderboote, die der Caritasverband Gladbeck in den Vorjahren immer ab dem ersten Mai-Wochenende auf dem Schlossteich in Wittringen vermietet hat, bleiben diesmal auf dem Trockenen. Wegen der Coronvirus-Pandemie fällt dieses Angebot ins Wasser.
Gladbeck: Am Bootsverleih sind Vorgaben wegen des Coronavirus’ nicht einzuhalten
Aufgrund der geltenden Bestimmungen zur Eindämmung der Ansteckungsgefahr sieht Oliver Grimm derzeit keine Chance, die Flotte mit 14 Ruder- und vier Tretbooten an den Start gehen zu lassen. Ob es überhaupt in diesem Jahr einmal für Freizeit-Kapitäne heißen kann: „Leinen los“? Das sei fraglich, meint der stellvertretende Betriebsleiter von „Kontext“ an der Haldenstraße, der Caritas-Werkstatt für psychisch behinderte Menschen. Grimm sagt skeptisch: „Wenn, dann erst nach den Sommerferien.“ Allerdings endet die Saison für den Bootsverleih auch schon im Oktober, viel Zeit bliebe also nicht. „Die Lockerungen müssten schon extrem sein“, damit ein realistisches Zeitfenster aufgestoßen werden kann.
Doch eine Kette von Problemen zwingt die Caritas mit den zehn Beschäftigten, die das Angebot betreuen, die Hände in den Schoß zu legen. Wie solle der vorgeschriebene Abstand von mindestens 1,50 Meter der Menschen untereinander in einem Boot und ebenso am Ufer eingehalten werden? Auch Antonia Gemein. Pressesprecherin des Verbandes, hält schon die Umsetzung dieser einen Regelung für utopisch. Grimm: „Markierungen auf den Schotterwegen sind nicht möglich.“
Wer gehört zu einer Kernfamilie, die näher zusammenrücken darf? Sollen sich die Beschäftigten etwa Ausweise zeigen lassen, um Aussagen der Kundschaft zu kontrollieren? – „Das dürfen sie gar nicht“, betont Oliver Grimm. Und ohnehin „haben die Caritas-Beschäftigten ein Betretungsverbot“. Und was ist mit der Desinfektion? Fragen über Fragen, auf die es keine Antworten gibt.
Der Bootsverleih der Caritas hatte in den vergangenen Jahren schon so manche Durststrecke zu überwinden. Mal erwies sich der Wettergott als ausgesprochen miesepetrig und öffnete die himmlischen Schleusen ganz weit, mal schwemmte eine Algenflut alle Hoffnungen auf eine strahlende Saison hinweg. Doch wie auch immer, die Crew an der Anlegestelle, mit Blick auf das pittoreske Gemäuer, hatte ihren Spaß mit den gut gelaunten Ausflüglern, die kräftig in die Pedale treten oder sich ordentlich in die Riemen legen wollten.
Der Job an der frischen Luft mit Publikumskontakt – der hatte seinen Reiz. Das Gros des Teams gehörte zur Stammbelegschaft. Schon Wochen vor dem Anrudern standen die Beschäftigten in den Startlöchern. In der Winterpause wurden die Bötchen in der „Werft“ wieder flott gemacht. Schäden mussten ausgebessert werden, das Stylish in Wasserblau, Signalrot und Sonnengelb wurde hübsch gemacht für die Kundschaft. Die Vorfreude stieg.
Doch jetzt bootet das Coronavirus die Mannschaft aus. Denn: Kontakte sollen ja in Zeiten der Pandemie, so weit möglich, vermieden werden.