Gladbeck. In Zeiten des Kontaktverbots wegen des Coronavirus’ bedeutet der Aufenthalt im Kleingarten etwas Freiheit. Am Nattbach genießen das die Menschen.

Zurzeit soll man ja möglichst zuhause bleiben, um die Ausbreitung des Coronavirus’ unter Kontrolle zu bekommen. Doch bei fast schon sommerlichen Temperaturen zieht es viele Gladbecker nach draußen an die frische Luft. Glück hat, wer jetzt in einen Garten gehen kann – zum Beispiel auf der Anlage des Kleingärtnervereins Am Nattbach.

Gladbeck: Die Hobbygärtner im Verein Am Nattbach sind froh, sich trotz des Coronavirus’ unter freiem Himmel bewegen zu dürfen

Auf 105 Parzellen haben sich Hobbygärtner ihr eigenes kleines Paradies geschaffen. In einigen Gärten blühen hier schon bunte Blumen, Osterdekoration ziert die Sträucher. In anderen stehen Umbauarbeiten und Putzaktionen an. Familie Baukholt sitzt in ihrem Garten beim Picknick, seit Oktober hat sie ein Gartenstück am Nattbach. „Es gibt zwar noch einige Baustellen, aber wir sind froh, dass wir den Garten haben. Wir sind bei dem guten Wetter fast jeden Tag hier“, erzählt Mutter Astrid Baukholt.

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Den beiden Töchtern fehle besonders der Kindergarten, Tochter Elena frage täglich, wann sie die Kita wieder besuchen dürfe. „Hier kann man sich etwas ablenken, die Kinder haben einen Sandkasten, und am Wochenende werden hier Ostereier gesucht. In diesem Jahr allerdings ohne die Großeltern. Das wird schon etwas anderes sein als sonst“, sagt Baukholt mit Blick auf das Kontaktverbot.

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Waldine Kathake  (81) schneidet in ihrem Garten in der Kleingartenanlage „Am Nattbach“ ihre Bäume. Sie sagt: „Noch dürfen wir ja rausgehen.“
Waldine Kathake (81) schneidet in ihrem Garten in der Kleingartenanlage „Am Nattbach“ ihre Bäume. Sie sagt: „Noch dürfen wir ja rausgehen.“ © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Ein paar Gärten weiter beschneidet Waldine Kathake einen Baum, auf ihrer Parzelle stapelt sich der Astschnitt. „Jetzt ist ja die Zeit dafür, auch wenn wir den Schnitt erst einmal sammeln müssen“, erläutert die 81-Jährige. „Noch dürfen wir ja ‘raus gehen. Und ich fühle mich fit. Es gibt zwar keinen Besuch, und man trifft sich auch nicht zum Osterfeuer, aber die Hauptsache ist, dass wir gesund bleiben. Das ist im Moment das Wichtigste“, sagt die Mitbegründerin des Vereins.

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„Bei gutem Wetter sind immer mehr Leute in ihren Gärten, jetzt allerdings ohne Besuch, der sonst schon mal vorbeikommt. Wir sehen aber wesentlich mehr Spaziergänger, die über die Anlagen gehen“, berichtet die Vereinsvorsitzende Manuela Kruck über Veränderungen durch die Corona-Krise. In den Gärten könne vieles seinen gewohnten Gang nehmen, dafür liege aber die Vereinsarbeit derzeit brach. „Wir können keine Vorstandssitzungen mehr machen. Auch Formalia, wenn zum Beispiel ein Antrag von zwei Leuten unterschrieben werden muss, brauchen jetzt mehr Zeit, weil man sich nicht mal eben treffen kann“, so Kruck.

Das Osterfeuer fällt aus

In diesem Jahr gibt es in der Kleingartenanlage kein Osterfeuer. Damit fällt nicht nur ein gemeinschaftliches Event, sondern für den Verein auch eine finanzielle Quelle weg. Durch den Verkauf von Getränken und Würstchen vom Grill könnten zwar keine riesigen Summen, aber wichtige Beträge für etwa Anschaffungen gesammelt werden, so die Vereinsvorsitzende Manuela Kruck.

Sie scherzt: .„Wir werden vermutlich im Sommer eine Feier nachholen, wenn die Situation es zulässt. Vielleicht eine Art After-Corona-Party.“

Gemeinschaftsstunden, in denen einige Mitglieder sich um die Pflege der Anlage kümmern, können ebenfalls nicht wie gewohnt ablaufen. Davon abgesehen: Man vermisse das soziale Miteinander. „Ich würde mich schon gerne mal wieder mit meinen Nachbarn treffen und bei dem Wetter mit ihnen grillen“, gibt Kruck zu.

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Das hätte Marcel sich vor Ausbruch der Corona-Pandemie nicht vorstellen können: Dass er einmal die Schule vermisst.
Das hätte Marcel sich vor Ausbruch der Corona-Pandemie nicht vorstellen können: Dass er einmal die Schule vermisst. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Einige Vereinsmitglieder nutzen die Zeit für Bauarbeiten. Anke und Thorsten Porsch dient ihr Urlaub etwa dazu, die Terrasse zu verschönern: „Eigentlich wären wir jetzt im Skiurlaub.“ Doch statt mit der Tochter in Österreich über die Pisten zu flitzen, karren die Porschs nun Bauschutt über die Anlage. Das Paar hofft, bis Ostern mit den Arbeiten fertig zu sein.

Auch bei den Grunwalds wird gewerkelt: „Jedes Jahr machen wir etwas Neues, jetzt sind der Zaun und das Beet dran“, erklärt der 14-jährige Marcel Grunwald. „Ich hätte das nicht gedacht, aber die Schule fehlt mir schon“, so der Gelsenkirchener. Er sei im Moment häufiger als sonst im Garten. Hier findet er etwas Ablenkung – wie viele Menschen, die einen Aufenthalt im Freien in diesen Zeiten besonders schätzen.