Gladbeck. Seit der Geburt ihres Sohnes (3) kämpft ein Paar um einen Kitaplatz. Nach der Absage wandte sich die Mutter verzweifelt an den Bürgermeister.
Die Warteliste auf einen Kitaplatz in Gladbeck ist lang. Für mehr als 300 angemeldete Kinder fehlen aktuell die Kapazitäten. Jede Absage bedeutet für die betroffenen Familien das Ende einer Hoffnung, große Enttäuschung und manches Mal sicher auch Wut. Ein Beispiel unter vielen sind Vanessa Kloska und ihr Verlobter Ralf Große, die bislang vergeblich darum kämpfen, für ihren Sohn Phil (3) und ihre Tochter Marie (1,5) einen Kitaplatz zu finden. Die junge dreifache Mutter (26) hat sich in ihrer Verzweiflung an Bürgermeister Roland gewandt. Er sagte Hilfe zu, musste dann aber zugestehen, dass auch seine Möglichkeiten begrenzt sind.
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Bei ihrer großen Tochter Jolina (9) habe „das noch gut geklappt mit dem Kitaplatz“, erzählt Vanessa Kloska. Damit es bei Phil auch funktioniert, habe sie den Jungen schon in der ersten Wochen nach seiner Geburt in der Kita angemeldet. Da habe man ihr gesagt, dass das mit dem Geschwisterkind sicher klar gehen werde. Ebenso habe sie bei Töchterchen Marie gehandelt, in der Hoffnung, auch für sie einen Kitaplatz zu finden. „Denn ich möchte gerne zumindest wieder einige Stunden arbeiten gehen, um zum Familieneinkommen beizutragen“, sagt die junge Frau. Eine Stelle zu finden, sei nicht das Problem, sie könnte in der Textilreinigung tätig werden, in der ihre Mutter arbeitet. Die Absage des endlich sicher geglaubten Kita-Platzes, weil Kinder mit Defiziten in der deutschen Sprache vorgezogen werden müssten, habe aber all ihre Pläne zunichte gemacht, so die junge Frau.
Eltern besorgt, dass sich die fehlende Kita-Förderung beim Sohn bemerkbar macht
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Ihr Verlobter Ralf ist in Vollzeit für eine Möbelspedition tätig. Er könnte seine Partnerin deshalb bei der Kinderbetreuung am Tage kaum entlasten. „Ich starte in der Frühe zum Job in Essen, wenn die Kinder noch schlafen und kehre oft erst spät wieder heim“, so der 23-Jährige. Bei einem Umzug könne man halt nicht mit der Stechuhr Feierabend machen, „das geht erst, wenn der Auftrag erledigt ist und alle Möbel und Kartons am Zielort ausgeladen sind“. Beide versuchen, ihrer Kinder zu Hause zu fördern „Wird denken aber, dass die vorschulische professionelle Betreuung im Kindergarten weitere wichtige Grundlagen legt, die wir privat nicht leisten können.“ Wichtig sei ihnen auch, dass Phil in einer größeren Gruppe den Umgang mit anderen Kindern lernt. Dies sei bestimmt auch „sinnvoll für das spätere Zurechtfinden in einer Grundschulklasse“.
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Sie habe jetzt Angst und Sorge, sagt Vanessa Kloska, „dass Phil wichtige Entwicklungsschritte fehlen, die er in der Kita machen könnte, so dass er in der Grundschule hinterher hängt“. Und der Junge wolle selbst so gerne in eine Kita gehen. „Immer wenn wir an einem Kindergarten vorbeispazieren und er sieht draußen die anderen Kinder zusammen toben, dann sagt er: Mama, ich möchte auch mit den Kindern mitspielen und in den Kindergarten gehen.“ Es tue ihr dann „immer sehr weh, den Jungen leiden und weinen zu sehen und ihm sagen zu müssen, das geht jetzt noch nicht“.
In der Verzweiflung schriftlich an den Bürgermeister gewandt
In ihrer Verzweiflung habe sie sich jetzt schriftlich an den Bürgermeister gewandt. Dabei habe sie ihre Odyssee geschildert und betont, „dass die familienfreundliche Stadt Gladbeck ja jeden neuen Erdenbürger mit einem Besuch begrüßt, das Kind dann aber später, trotz des Rechtsanspruchs, keinen Kitaplatz bekommt“. Ulrich Roland habe sofort geantwortet und zugesagt, sich zu kümmern und Kontakt mit dem Amt für Jugend und Familie aufzunehmen. „Das war toll und unsere Hoffnung groß, dass es jetzt vielleicht doch noch klappt.“
Umso größer sei die Enttäuschung gewesen, als sich der Bürgermeister wenige Tage später zurückgemeldet habe. Er habe das Problem intensiv mit dem Amt für Jugend und Familie erörtert, bedauerlicherweise könne derzeit in Gladbeck nicht allen Kindern ein Kita-Platz angeboten werden. Um dem Notstand entgegen zu wirken, habe die Stadt ein Sofort-Ausbauprogramm entwickelt, wodurch zügig weitere Plätze für das im August startende neue Kita Jahr geschaffen würden. Ihr Sohn sei „in die Warteliste der unversorgten Kinder aufgenommen worden“. An diese Hoffnung klammert sich das junge Paar jetzt: „Wir hoffen, dass Phil endlich über die neuen Plätze aufgenommen wird, und er wenigstens noch zwei Jahre die Kita besuchen kann, bevor er zur Grundschule wechselt.“