Gladbeck/Kreis RE. Das Kreisgesundheitsamt meldet eine Infektion bei einer Frau in Dorsten. Der Kreis verhandelt mit Kassen und Hospitälern über Diagnosezentrum.
Am Donnerstag gab das Kreisgesundheitsamt noch Entwarnung bei einem möglichen Coronafall in Marl, am Freitag nun wurde eine Dorstenerin positiv auf das Coronavirus getestet. Damit gibt es den ersten Infektionsfall im Kreis Recklinghausen. Die Frau sei in häuslicher Isolierung und nicht schwer erkrankt, so Kreissprecherin Svenja Küchmeister. Das Gesundheitsamt stehe in regelmäßigem Kontakt mit der Person und setze sich mit denjenigen aus dem Umfeld der Dorstenerin in Verbindung, die in den letzten Tagen engen Kontakt zu ihr hatten.
Unterdessen wappnen sich Stadt und Kreis gegen eine Infektionsausbreitung des Coronavirus’. In der Gladbecker Stadtverwaltung wird die Situation in einer täglichen Lagebesprechung gecheckt; auch am Wochenende gibt es einen Bereitschaftsdienst. Der Kreis arbeitet derweil mit Hochdruck an der Einrichtung eines zentralen Diagnosezentrums. „Da stehen wir in Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung und den Krankenhäusern“, so Kreissprecher Jochem Manz, der noch keinen Termin nennen konnte, wann und wo das Zentrum startet.
Die Stadtverwaltung Gladbeck beobachtet ständig die Corona-Entwicklung
Nach wie vor sieht die Stadtverwaltung davon ab, bei Veranstaltungen vorsichtshalber Namen und Adressen von Besuchern zu erfassen. „Das wird angesichts der bislang ruhigen Lage in Gladbeck noch nicht in Betracht gezogen“, so Stadtsprecherin Christiane Schmidt. Auch bei einer Konferenz der Gladbecker Schulleiter wurde von solchen Vorsichtsmaßnahmen abgesehen.
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Derweil registriert der Kreis allerdings zunehmend Anrufe bei der Corona-Hotline der Kreisverwaltung Recklinghausen (02361/532626). Das zeige, wie verunsichert und besorgt die Bürger seien, so Landrat Cay Süberkrüb zur aktuellen „Corona-Diskussion“. Neben dem bestätigten Fall in Dorsten standen oder stehen mehrere weitere Personen, bei denen eine Ansteckung mit dem Virus nicht auszuschließen ist, unter Quarantäne. In wenigen Fällen, so der Kreis, liege das Testergebnis noch nicht vor.
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Bei häuslicher Isolierung wird auf Einsicht der Bürger gesetzt
Bei einer häuslichen Isolierung, die das Kreisgesundheitsamt verhängt, handele es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, damit sich die Krankheit nicht ausbreite, betont Landrat Süberkrüb. Bislang, so der Kreis, hätten sich alle betroffenen Personen einsichtig und kooperativ gezeigt. Die Behörden hätten allerdings auch die Befugnis, mit Ordnungsverfügung und Bußgeld gegen die Missachtung der Quarantäne-Vorschriften vorzugehen.
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„Wir können allerdings nicht vor jedes Haus einen Polizisten oder Gesundheitsaufseher stellen“, sagt Kreis-Sprecher Manz. Wem häusliche Isolierung verordnet werde, dem rät das Gesundheitsamt, sich von Verwandten, Bekannten oder Nachbarn mit Lebensmitteln versorgen zu lassen. Wer keine Unterstützung hat, könne sich mit seiner Krankenkasse wegen einer Hilfe in Verbindung setzen oder einen Wohlfahrtsverband kontaktieren.
Schon mehr als 600 Grippe-Fälle in diesem Jahr im Kreis
Der Kreis Recklinghausen wies am Freitag – jenseits der Corona-Gefährdung – auf folgendes hin: Seit Januar gebe es kreisweit bislang schon mehr als 600 Grippe-Fälle, ausgelöst von dem gefährlichen Influenza-Virus. Darüber rede kaum jemand, hieß es bedauernd. Auch im St.-Barbara-Hospital wurden in diesem Jahr schon Influenza-Patienten behandel.
Der Kreis Recklinghausen informiert über den aktuellen Stand über das Internet unter www.kreis-recklinghausen.de/corona sowie über soziale Netzwerke. Dort finden sich auch Links zu den Handlungsempfehlungen vom Robert-Koch-Instituts.
Verunsicherung nimmt bei den Betrieben zu
Die IHK hat in einer Blitzumfrage ermittelt, dass etwa die Hälfte der Unternehmen Auswirkungen durch die Corona-Infektion spüren. Die Verunsicherung in den Firmen nehme zu. Täglich gingen Anrufe besorgter Unternehmer ein. Die IHK appelliert, besonnen zu bleiben und empfiehlt organisatorische und betriebliche Vorkehrungen.
Die katholische Propsteipfarrei St. Lamberti hat inzwischen Maßnahmen getroffen, um der Verbreitung des Coronavirus’ in den Kirchen entgegenzuwirken: Der Friedensgruß per Hand ist ausgesetzt (Propst Müller: „Es genügt ein Nicken oder Winken“), Priester und Kommunionhelfer waschen sich vor der hl. Messe ausgiebig die Hände, es gibt keine Mundkommunion mehr. Und: Die Weihwasserbecken an den Türen wurden geleert.