Gladbeck. Menschen mit Notfällen werden im St. Barbara-Hospital Gladbeck künftig in einer interdisziplinären Aufnahme behandelt. Das ändert sich im Ablauf.
Das St. Barbara-Hospital arbeitet ab Februar mit einer Zentralen Notaufnahme (ZNA). Bislang müssen Notfallpatienten in die chirurgische oder internistische Notfallaufnahme, die auf verschiedenen Etagen des Krankenhauses untergebracht ist. Die Katholischen Kliniken Emscher-Lippe (KKEL) haben in den Umbau eine halbe Millionen Euro investiert. „Wir können so dem Wunsch nach einer verbesserten Situation für Patienten und Mitarbeiter nachkommen“, sagt Verwaltungsdirektorin Anette Christiane Schwarz.
„Der Patient hat eine Anlaufstelle, er meldet sich in der ZNA und wird dort auch behandelt“, stellt Heinz-Dieter Oelmann, ärztlicher Direktor im St. Barbara-Hospital, einen Vorteil der neuen Struktur dar. Ein großer Vorteil sei, dass die Patienten dort von den Ärzten interdisziplinär behandelt werden. „Wir haben lange auf die Einrichtung der ZNA gewartet und freuen uns daher sehr, dass es jetzt geklappt hat“, so Oelmann. Verzögerungen in der Behandlung werde es so künftig nicht mehr geben.
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Auf einer Fläche von rund 450 Quadratmetern gibt es acht Behandlungsräume
Untergebracht ist die Aufnahme in den ehemaligen Räumen der physikalischen Therapie. Auf einer Fläche von rund 450 Quadratmetern befinden sich acht Behandlungsräume, darunter zwei Schockräume. Diese unterscheiden sich, weil dort die Möglichkeit zur Narkose besteht. Zudem gibt es sechs Beobachtungsbetten. Der Wartebereich für die Patienten ist von der Anmeldung aus nicht einsehbar, hat daher eine Videoüberwachung. Zudem soll er noch mit WLAN ausgestattet werden.
Warten auf den Förderbescheid
Für den Bau des geplanten Krankenhaus-Nordflügels haben die Katholischen Kliniken Emscher-Lippe noch keinen Förderbescheid bekommen. Mit diesem war bis zum Jahreswechsel gerechnet worden. Das Projekt soll mit Mitteln aus dem Krankenhausstrukturfonds des Landes umgesetzt werden.
„Für die Einrichtung der Zentralen Notaufnahme wollten wir keine Fördermittel abwarten und haben dafür eigenes Geld in die Hand genommen“, so Verwaltungsdirektorin Anette Christiane Schwarz.
Über WLAN können auch die Mitarbeiter der Feuerwehr künftig Patientendaten schon vor Einlieferung in die Notaufnahme an das Team schicken und so eine bessere Vorbereitung ermöglichen. Zum Konzept der ZNA gehört außerdem die Einstufung der eingelieferten Patienten nach einem bestimmten Verfahren. „Es muss gewährleistet werden, dass der Patient im Schweregrad seiner Erkrankung sofort erfasst wird“, so Oelmann. Je nach Symptomen werden die Menschen nach einem Ampelsystem eingestuft. Denn: „Symptome eines Herzinfarktes müssen sofort behandelt werden, wer seit drei Tagen Rückenschmerzen hat, kann dann schon mal etwas länger auf einen Arzt warten“, sagt Sabine Perna, Leitende Pflegedirektorin im St. Barbara-Hospital.
Krankenhaus-Studie- Keine Gefahr für Gladbecker Hospital
Die aktuell veröffentlichte Bertelsmann-Studie, die eine radikale Reduzierung der Krankenhausanzahl in Deutschland zur Verbesserung der Patientenversorgung empfiehlt, sieht Hendrik Nordholt relativ gelassen. „Keines unserer Häuser, darunter das Gladbecker St. Barbara Hospital, ist von einer Schließung bedroht“, so der Geschäftsführer der St. Augustinus GmbH.
Trotz der Übernahme der Katholischen-Kliniken-Emscher-Lippe GmbH, die in 2017 einen Fehlbetrag von sieben Millionen Euro aufwies, habe der Konzern das Jahr 2018 mit positivem Gesamtergebnis aus dem operativen Geschäft abschließen können und stehe „wirtschaftlich stabil da“. Sondereffekte belasteten das Gesamtergebnis zusätzlich. Zudem habe der Konzern mit seinem Häusern in Gladbeck, Gelsenkirchen und Bottrop „bereits einen Umstrukturierungsprozess angestoßen“, der einerseits die Grundversorgung der Patienten sichere und andererseits auch für Spezialisierungen sorge, wie es die Studie fordere.
Es gilt in einigen Punkten feiner zu unterscheiden
Dabei gelte es aber feiner zu unterscheiden, meint Nordholt. Da, wo manuelle Fertigkeiten eines Operateurs wichtig seien, sei das Argument nachvollziehbar, dass eine höhere Anzahl durchgeführter Eingriffe und die entsprechende Erfahrung das Gelingen einer OP steigerten. Anders sehe es in der Geriatrie und bei altersbedingten Erkrankungen aus, da könne ein junger Facharzt ein ebenso guter Mediziner sein wie ein erfahrener Kollege.
Den Kostendruck bei teurem Spezialgerät weist Nordholt auch nicht von der Hand. Hier habe der Klinikverbund mit seinen Synergieeffekten aber eben Vorteile im Vergleich zu kleinen Kliniken mit geringerer Finanzkraft. Die Akutkrankenhäuser der Augustinus-Gruppe würden in der Basisversorgung („der Brot und Butter Notfallversorgung“) auf dem neuesten Stand der Technik gehalten. „Zudem schaffen wir Spezialgerät an, aber nicht für jedes Krankenhaus, da wir ja bewusst Schwerpunkte an den einzelnen Standorten setzen, um hier gezielt zu investieren“, so Nordholt.
Neuer Chefarzt für die Viszeralchirurgie ist gefunden
Ist es in Horst die Geriatrie, so wurde in Gladbeck jüngst die Innere Medizin mit einem Investment von rund 700.000 Euro auf den modernsten technischen Stand gebracht, auch hochsensibles Endoskopie-Gerät wurde neu angeschafft. Im Barbara-Hospital sei zudem bekanntlich der Bau eines neuen Nordflügels geplant, mit Investition von rund 30 Millionen Euro, um dort eine größere zentrale Notaufnahme, einen Bereich für Intensivmedizin und einen weiteren OP-Bereich unterzubringen.
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Zu erwarten ist auch eine Stärkung der Viszeralchirurgie, die nach Pensionierung des ärztlichen Direktors, Dr. Notger Brüstle, bislang ohne Chef arbeitet. Denn hier sei ein kompetenter Nachfolger gefunden: Dr. med. Ioannis Dimitriou werde neuer Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie für die Fachabteilungen in Gelsenkirchen und Gladbeck. Der bislang geschäftsführende Oberarzt am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen wird im November erwartet, er lerne derzeit aber schon sein Team kennen. Nordholt will noch nicht konkret werden, aber es ist aufgrund des Potenzials zu erwarten, dass das Gladbecker Haus in diesem Fachbereich einen Spezialisierungsschwerpunkt bilden wird.
Facharzt-Standard wird in jedem Haus eingehalten
Bauantrag für Nordflügel ist auf dem Weg
Zum 30-Millionen-Euro-Anbau des Barbara-Hospitals habe NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann seine Unterstützung zugesagt. Die Hälfte der Investitionssumme soll über den Krankenhausstrukturfonds gefördert werden.
Die Förder-Bewilligung für das Großprojekt wird spätestens bis zum Jahresende erwartet. Der Bauantrag für den Nordflügel ist auf dem Weg, muss laut Geschäftsführer Nordholt aber noch mit einem Verkehrsgutachten ergänzt werden.
Der Geschäftsführer räumt ein, dass es aufgrund des umkämpften Personalmarktes im Krankenhausbereich einige Anstrengungen brauche, alle Stellen zu besetzen. Rund 50 aktuelle Stellenangebote sind auf der Augustinus-Homepage derzeit ausgeschrieben, darunter Assistenzärzte, Pflegekräfte oder Therapeuten. Nur ausreichend große Kliniken könnten die Facharztstellen rund um die Uhr besetzen, mahnt die Bertelsmann-Studie. „Wir halten in jedem Haus den Facharzt-Standard“, unterstreicht Nordholt. Der zugleich sagt , dass es vorkommen könne, dass bei kurzfristigen personellen Engpässen Leih-Ärzte engagiert werden müssten. Abhilfe soll ein Personal-Rekruteur schaffen, den der Konzern jetzt einstelle, um die Personaldecke durch aktive Eigen-Akquise zu stärken.
Zurück zum Nordflügel-Projekt in Gladbeck, wann mit dem Start zu rechnen ist? Nordholt: „Mein Ziel ist es, dass die Baustelle noch dieses Jahr eingerichtet wird.“
365 Tage im Jahr besetzt
Im Tagdienst werden vier und im Nachtdienst drei Pflegekräfte in der Notaufnahme arbeiten. Sie ist 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr besetzt. „Das ist sportlich. Der Fachkräftemangel wird auch an dieser Stelle deutlich“, sagt Heike Erber, Pflegerische Leitung der neuen Notaufnahme.
Jede ärztliche Disziplin benennt einen Arzt, der am jeweiligen Tag gerufen wird, wenn ein Patient seiner Fachabteilung eingeliefert wird. „In der bisherigen gemeinsamen Notaufnahme gibt es eigentlich nie eine Situation, in der kein Arzt anwesend ist“, weiß der Ärztliche Direktor. In der neuen Zentralen Notaufnahme rechnet KKEL künftig mit täglich rund 110 Patienten, je nach Lage können es natürlich auch mehr sein.
Eigentlich sollte es am 22. Januar losgehen
Im Flur stehen noch einige Kisten mit Kabeln herum, daneben stehen in Kartons verpackte Monitore. Die derzeit noch leeren Behandlungszimmer werden noch mit Notfall-Liegen und fahrbaren Materialschränken ausgestattet. Eigentlich sollte die Zentrale Notaufnahme (ZNA) am 22. Januar starten, aufgrund einer Verzögerung im technischen Bereich – eine Glasfaserleitung muss noch ausgetauscht werden – wird es jetzt Anfang Februar losgehen.
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Ob der Standort der neuen ZNA eine Dauer- oder nur eine Übergangslösung ist und mit dem Bau des Nordflügels noch einmal umzieht, ist noch unklar. „Die Frage ist ja auch, ob sich die medizinischen Anforderungen noch ändern, wir zum Beispiel eine neue Ausrüstung brauchen, die an diesem Standort nicht möglich ist“, so Oelmann.