Gelsenkirchen. . St. Augustinus Gelsenkirchen wird künftig von einer Doppelspitze geleitet: Hendrik Nordholt ist der Neue an der Seite von Susanne Minten.

Gut ein Jahr leitete Susanne Minten die Geschicke der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH allein. Seit dem 1. April hat die Geschäftsführerin aber wieder Unterstützung: Mit Hendrik Nordholt hat einer der größten Arbeitgeber der Stadt wieder ein Führungsduo.

Hendrik Nordholt beim Interview in seinem neuen Büro an der Virchowstraße.
Hendrik Nordholt beim Interview in seinem neuen Büro an der Virchowstraße. © FFS | Olaf Ziegler

Mit seinen 33 Jahren ist der neue Geschäftsführer noch recht jung, aber schon viel rumgekommen. Von seiner Geburtsstadt Gronau aus zog es ihn zunächst zum Studium nach Münster. Damals war schon klar, wohin die Reise gehen sollte: Nordholt schrieb sich ein für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Krankenhausmanagement.

Erste berufliche Schritte machte er dann in Bayern, genauer gesagt in Franken. Beim Rhön-Klinikum in Bad Neustadt an der Saale durchlief er ein Trainee-Programm und wurde danach Referent der Regional-Geschäftsführung für NRW und Niedersachsen. „Das war damals der zweitgrößte Betreiber privater Kliniken in Deutschland“, erinnert sich Nordholt. „Die hatten aber den Ruf weg, wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund zu stellen.“

2018 kam die Anfrage aus Gelsenkirchen

Im Februar 2014 wechselte er den Arbeitgeber, stand in verschiedenen Positionen bei den Sana-Kliniken unter Vertrag: als Referent, kaufmännischer Direktor und ab Februar 2018 schließlich als Geschäftsführer. Klar war für ihn aber eins: „Wenn mal ein konfessioneller Verbund anfragt, dann könnte ich mir einen Wechsel vorstellen.“ Dort stünden nämlich Patienten und Mitarbeiter im Fokus.

St. Augustinus

Nach eigenen Angaben beschäftigt St. Augustinus Gelsenkirchen 4500 Mitarbeiter. „Damit sind wir nach der Stadt der zweitgrößte Arbeitgeber in Gelsenkirchen“, so Pressesprecher Wolfgang Heinberg.

Zum Verbund gehören Kindergärten, Jugend- und Seniorenheime sowie folgende Krankenhäuser: Marienhospital Ückendorf, Marien-Hospital Buer, Elisabeth-Krankenhaus Erle, St. Josef-Hospital Horst, St. Barbara-Hospital Gladbeck und das St. Antonius-Krankenhaus Bottrop.

Eine solche Anfrage kam 2018 dann tatsächlich – aus Gelsenkirchen. Ob er bei dem Städtenamen zunächst gezuckt habe? „Im Vordergrund stand für mich die Konstellation, in der sich das Unternehmen befindet, erst in zweiter Linie, wo es sich befindet.“ Insofern habe er sich erst später mit dem Ruhrgebiet beschäftigt – fühlt sich hier heute aber sehr wohl. „So schlimm, wie es oft dargestellt wird, ist es hier gar nicht“, sagt Nordholt, der auch Studien wie die von ZDF und Prognos zur Lebensqualität kritisiert. „Gelsenkirchen hat mich zu keinem Zeitpunkt abgeschreckt!“

Seit zwei Monaten arbeitet der 33-Jährige nun hier. Warum er nicht schon eher gekommen ist? „Ich hatte eine sehr lange Kündigungsfrist“, erklärt Nordholt. Zurzeit arbeitet er sich intensiv ein, nimmt viele Termine gemeinsam mit Susanne Minten wahr, „um die Strukturen kennenzulernen“. Es sei der Plan, künftig eine inhaltliche Aufteilung zwischen ihm und Minten hinzubekommen. Gut sei, dass sie „persönlich auf einer Wellenlänge“ lägen. „Bei vielen Sachverhalten kommen wir zur gleichen Einschätzung.“

Nordholt weiß: „Pflegepersonal ist Mangelware“

„Mein persönlicher Anspruch ist, dass wir in einem ordentlichen Miteinander das Unternehmen wirtschaftlich stabil halten“, sagt der Neue. Zurzeit gebe es gut zehn katholische Klinikbetreiber im Ruhrgebiet. „Wenn es mal drei oder vier sind, möchte ich, dass St. Augustinus dabei ist. Deshalb müssen wir das Unternehmen sein, das gestaltet.“ Bevor man am Ende gestaltet werde.

Nordholt hat sich auch schon ein Bild davon gemacht, wie in den Kliniken des Unternehmens gearbeitet wird – und sagt ganz unumwunden: „Ich könnte das nicht. Was die Pflege hier meistert, ist körperlich und auch psychisch eine klasse Leistung.“ Doch auch er weiß: „Pflegepersonal ist Mangelware.“ Das Glück für St. Augustinus sei aber, dass es hier nicht zuletzt wegen der zwei eigenen Krankenpflegeschulen nicht so schlecht aussieht wie woanders.

St. Augustinus startet Kampagne „Menschen-Profi“

Für die Kampagne „Menschen-Profi“ wurde auch eine Straßenbahn der Bogestra beklebt.
Für die Kampagne „Menschen-Profi“ wurde auch eine Straßenbahn der Bogestra beklebt. © St. Augustinus

Um weiter vorzusorgen, startet das Unternehmen in diesen Tagen eine neue Kampagne: „Menschen-Profi“ heißt sie und soll laut Unternehmenssprecher Wolfgang Heinberg „junge Menschen ermuntern, den tollen Beruf in der Pflege zu ergreifen“. Um das schmackhaft zu machen, biete das Unternehmen viele individuelle Lösungen – etwa für Mütter, die zurück in den Job kommen. „Normalerweise“, so Nordholt, „arbeitet die Pflege im Drei-Schicht-System. Im Einzelfall machen wir aber auch eine Aufweichung möglich.“ Heinberg ergänzt: „Wer arbeiten will, für den finden wir individuelle Lösungen.“ Dazu käme die Sicherheit eines Tarifvertrags. „Es muss sich herumgesprochen haben, dass man hier ganz gut arbeiten kann“, sagt der neue Geschäftsführer – St. Augustinus erhalte viele Bewerbungen von anderen Kliniken.