Gladbeck. Das Kreuz der Christuskirche hängt bald in einer polnischen Kirche. Auch die Bänke sind verkauft. Doch einige vertraute Gegenstände bleiben.

Der letzte Gottesdienst ist gefeiert in der Christuskirche, wie sie der Gemeinde vertraut ist. Jetzt wird das Gotteshaus an der Humboldtstraße vorbereitet für den umfassenden Umbau. Die Kirche bekommt im Inneren ein völlig neues Gesicht, wird umgestaltet zu einem Gemeindezentrum mit einem Sakralraum als zentralem Mittelpunkt.

Dass etwas Vertrautes verschwindet, macht vor allem die älteren Gemeindemitglieder traurig

Nicht alle Gemeindemitglieder sehen dem Umbau freudig entgegen. „Etwas Vertrautes verschwindet, das macht schon traurig“, sagt eine 81-Jährige, die namentlich nicht genannt werden möchte. Pfarrerin Stefanie Erling versteht solche Gefühle: „Für manche älteren Gemeindemitglieder ist diese Kirche mit vielen Erinnerungen und besonderen Empfindungen verbunden. Sie sind hier getauft und konfirmiert worden, haben hier geheiratet. Da fällt der Abschied schwer und auch die Vorstellung, dass es hier bald ganz anders aussehen wird.“

Das Kreuz über dem Altar der Christuskirche wurde bereits abgenommen. Es hängt bald in einer polnischen Kirche.
Das Kreuz über dem Altar der Christuskirche wurde bereits abgenommen. Es hängt bald in einer polnischen Kirche. © Katrin Walger-Stolle

Auch für sie persönlich habe sich der letzte Gottesdienst in der „alten“ Kirche, bei dem sie mit ihren Kollegen Frank Großer und Daniel Schwedhelm gemeinsam am Altar stand, „anders angefühlt“ als die bisherigen. Aber: „Ich freue mich jetzt auch schon auf das, was hier entsteht. Wir werden einen Ort haben, in dem die Gemeinde zusammenkommen kann, wo sich Menschen treffen, unsere Gruppen ihr Zuhause haben, unsere Chöre proben, wo wir Gott nahe sein können. In diesem Gebäude wird es künftig eine gute Verbindung geben zwischen Glaube und Alltag.“

Einige vertraute Gegenstände werden sich im neuen Sakralraum wiederfinden

Einige vertraute Gegenstände werden die Gemeindemitglieder im neuen Sakralraum wiederfinden. Die aufwändig gestalteten Paramente zum Beispiel, die am Altar und an der Kanzel hängen, werden ebenso für die Zeit des Umbaus eingelagert wie die Kerzenleuchter vom Altar und vier kleine Kirchenbänke mit Schnitzereien, die jetzt im Seitenschiff stehen und auch in Zukunft einen Platz in dem dann bestuhlten Sakralraum finden sollen. Stefanie Erling: „Es entsteht eine Mischung aus Altem und Neuem.“

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Das Gros des Inventars kann vor Ort nicht mehr genutzt werden, weil der Sakralraum deutlich kleiner wird als bisher. Pfarrerin Gabriele Anicker hat sich federführend darum gekümmert, dass nichts aus dem Inneren der Kirche „entsorgt“ werden muss. Über Kirchen-Internetportale und auch über E-Bay (was einige Gemeindemitglieder kritisieren) hat sie neue Besitzer gefunden.

Bei den Katholiken zu Gast

Über die „große ökumenische Gastfreundschaft“ freut sich Pfarrerin Stefanie Erling. Während des Umbaus der Christuskirche kann die evangelische Gemeinde Mitte ihre Gottesdienste sonntags um 9.30 Uhr in der katholischen St. Lamberti-Kirche feiern.

Wenn Familien- oder Jugendgottesdienste auf dem Plan stehen, die mehr Materialien erfordern oder besondere Technik für den Auftritt einer Band, steht den evangelischen Christen die katholische St. Johannes-Kirche zur Verfügung.

Die meisten Kirchenbänke werden künftig in anderen Gotteshäusern, vor allem in polnischen Gemeinden, stehen. Einige wurden von Privatleuten gekauft. Und was für viele Gläubige besonders wichtig ist: Das große Kreuz, der Blickfang in der Christuskirche, wird in Zukunft in einem Gotteshaus in Polen über dem Altar hängen.

Altar, Kanzel und Taufbecken sind zu wuchtig für den neuen Raum

Eine Frage ist noch ungeklärt: Altar, Kanzel und Taufbecken aus massivem Stein sind zu wuchtig für den künftigen Sakralbau.

Die schönen Kirchenbänke bleiben.
Die schönen Kirchenbänke bleiben. © Katrin Walger-Stolle

Stefanie Erling: „Was mit diesen zentralen Gegenständen geschehen soll, wird noch diskutiert. Angeboten haben wir sie bisher nicht. Wegen des Gewichts wäre ein Transport wahrscheinlich auch sehr schwierig. Es gibt erste Überlegungen, aus Teilen des Materials etwas Anderes herstellen zu lassen, eine Skulptur vielleicht. Aber das ist noch sehr vage.“

Ein paar Wochen Zeit bleibt noch, um eine gute Lösung zu finden. Die Umbauarbeiten starten voraussichtlich Ende März. Und wenn alles gut läuft, können die Gemeindemitglieder Ostern 2021 den ersten Gottesdienst in der „neuen“ Christuskirche feiern.