Gladbeck. Der Ausbau von Schallschutz an Gleisen in Gladbeck war für diesen Sommer angekündigt. Die Bahn sagt, sie sei an der Verzögerung nicht Schuld.

Eigentlich müssten sie schon gut vorangeschritten sein, die Arbeiten zum Aufbau von Lärmschutzwänden der Deutschen Bahn über zwei Kilometer Länge in Gladbeck. Die Maßnahme an der viel befahrenen Strecke Oberhausen-Osterfeld Richtung Hamm war für das dritte Quartal des Jahres 2019 angekündigt. Geschehen ist bislang nichts. Und auch kurzfristig können die Gleisanwohner nicht mit einem ruhigeren Schlaf rechnen. „Wir haben auf Anfrage von der Deutschen Bahn erfahren, dass sich der Bau der Lärmschutzwände um drei Jahre auf 2023 verschieben wird“, teilte Dezernentin Linda Wagner im Umweltausschuss mit.

Auf rund zwei Kilometern Länge ist der Aufbau von Lärmschutzwänden mit Lückenschluss an den Bahngleisen in Gladbeck geplant.
Auf rund zwei Kilometern Länge ist der Aufbau von Lärmschutzwänden mit Lückenschluss an den Bahngleisen in Gladbeck geplant. © WNM | WAZ

Der Stadt sei mitgeteilt worden, dass der Grund dafür „die erst für Anfang 2020 erwarteten Plangenehmigungsbescheide“ seien und entsprechend dann erst die für drei Jahre im Voraus zu beantragenden Sperrzeiten festgelegt werden könnten. Eine dünne Begründung, da der Schallschutzausbau laut Lärmaktionsplan des Eisenbahn-Bundesamtes ja quasi Tagesgeschäft der Bahn ist und nach einem standardisierten Verfahren abläuft. Wobei die Sperrzeiten für die Streckenabschnitte und Plangenehmigungsverfahren mit entsprechend langem Vorlauf und Weitsicht eingeplant, beziehungsweise angestoßen werden. Darüber hatte ein Projektingenieur der Bahn bereits Politik und Bürger in öffentlichen Sitzungen in Gladbeck 2017 informiert.

Auf Bottroper Stadtgebiet steht die Lärmschutzwand bereits

Erfolgt dann die Terminierung für den Ausbaustart, der für Gladbeck ab Juli 2019 angekündigt wurde, dann stehen die entsprechende Verfahren eigentlich quasi schon auf Grünsignal. Das bestätigt jetzt eine Sprecherin der Bahn auf Anfrage. Zum Vergleich: Auf Bottroper Stadtgebiet sind in Boy die Schutzwände entlang der Bahnstrecke schon bis 2017 so wie angekündigt errichtet worden. Die WAZ hakte weiter nach, was denn die konkreten Gründe seien, die den Terminplan für Gladbeck so aus dem Ruder laufen lassen. „Wir brauchen den Plangenehmigungsbescheid des Eisenbahnbundesamtes. So lange der nicht vorliegt, können wir den Ausbau nicht anstoßen“, so die Bahnsprecherin.

Förderung für Schallschutzfenster

In Gladbeck ist der Aufbau von Lärmschutzwänden auf einer Gesamtstrecke von zwei Kilometern Entlang der Bahngleise ab der Gildenstraße bis zur Talstraße geplant. Zunächst war eine Lücke von etwa 300 Metern zwischen Bahnhof-West und Heisenberg-Gymnasium ausgespart (Infografik), die nun auch mit geschlossen werden soll.

Laut der Messungen der Bahn liegen 653 Wohnungen entlang der Bahnstrecke in dem Gebiet erhöhter Lärmbelastung. Nach Bau der Lärmschutzwände verbleiben 351 Wohneinheiten, die mit passiven Lärmschutzmaßnahmen (Schallschutzfenster, spezielle Lüfter) finanziell gefördert werden können. Kontakt für weitere Infos: laermsanierung@deutschebahn.com

Die Bahn treffe an der Verzögerung keine Schuld. Denn im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens würden auch „die Interessen der Träger öffentlicher Belange angehört und einbezogen“ (Institutionen, Behörden, gesellschaftliche Gruppen) . Hierzu seien aber „nicht alle Stellungnahmen rechtzeitig vollständig eingegangen“. Ein weiteres Problem sei der Erwerb von Grundflächen entlang der Gleise zum Aufbau der Lärmschutzwand. „Auch hierzu liegen uns noch nicht alle nötigen Zustimmungen vor“, so die Sprecherin. Dies seien die beiden maßgeblichen Gründe, „dass sich die Planungen mit den entsprechenden Auswirkungen in Gladbeck leider verzögern“.