Der 44-Jährige wechselt von der Orgelbank in den Altarraum. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck hatte ihn vor der Premiere im Gottesdienst geweiht.
Der gebührende Empfang der Besucher in dem restlos gefüllten St.-Josef-Gemeindesaal am Sonntagmittag galt Andreas Dietrich: Der 44-Jährige hatte zuvor im Gottesdienst seine erste Assistenz als Diakon geleistet. Erst einen Tag zuvor hatte ihn Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Essener Dom geweiht.
„In seiner Jugend gehörte er als Messdiener der legendären Kirchenbande an“, erzählte Moderatorin Maria Makowka, während sie der Gemeinde im Saal auf der Leinwand Kindheitsfotos von Andreas Dietrich zeigte. „Ein bunter Haufen, auf den man sich verlassen konnte. Ist noch jemand von der damaligen Kirchenbande heute hier?“ Applaus ließ sich aus den hinteren Reihen des Saals hören.
Andreas Dietrich feierte seine Erstkommunion in der Gladbecker Lambertikirche
Andreas Dietrich wurde in Dinslaken geboren und wuchs in Gladbeck auf. 1988 – wenige Jahre nach seiner Erstkommunion in der Lambertikirche – begann er, sich bei den Pfadfindern zu engagieren. Nach seinem Schulabschluss an der Anne-Frank-Realschule absolvierte er eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann und arbeitete unter anderem bei Brilux, einem Bottroper Großhändler für Farben und Lacke.
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2002 begann er, in seiner Heimatgemeinde Rentfort sein langjähriges Hobby, die Musik, zum Beruf zu machen, zwei Jahre später folgte das C-Examen an der Bischöflichen Kirchenmusikschule Münster. „Als er hier Kantor wurde, erstarkte unser Kirchenchor wieder und mehrere neue Chöre wurden gegründet“, erinnerte Makowka sich. Doch nicht nur das: Dietrich gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern der Rentforter Kirchenband. Sie entstand aus dem Kreis der Pfadfinder, bei denen Dietrich seit seiner Kindheit selbst aktiv ist, ist heute unter dem Namen „heimspiel“ bekannt und tritt bei Messen, Feiern und anderen Veranstaltungen auf.
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2013 folgte dann sein Entschluss, Diakon zu werden. „Du sagtest, dass das damals der folgerichtige Schritt für dich war“, berichtete Propst André Müller in seiner Gratulations-Ansprache. „Ich sagte damals, dass das ein langer und aufwendiger Weg ist. Beim Amt des Diakons wird deutlich, dass man mit vollem Einsatz im Dienst Gottes und der Kirche steht. Das ist kein bloßer Beruf, das ist etwas ganz Existenzielles. Kirche wird in den nächsten Jahrzehnten immer öfter nicht mehr im ,Tempel’ stattfinden, sondern da, wo die Menschen leben. Wir freuen uns mit dir über deine Weihe und wünschen dir Gottes Segen, viel Tatkraft und gute Zusammenarbeit. Glückwunsch!“
Aufgaben eines Diakons
Als Diakon ist Andreas Dietrich nun berechtigt, Menschen zu taufen, zu trauen und zu beerdigen. Die Eucharistie, Krankensalbung und Beichte darf dagegen nur ein Priester zelebrieren und die Sakramente der Firmung und Weihe sind Bischöfen vorbehalten.
Voraussetzung für die Diakonenweihe sind die entsprechende Ausbildung, die charakterliche Eignung und die Bereitschaft, ein Leben im Dienst der Kirche zu führen und den Glauben zu verkünden.
Auch verheiratete Männer können zu Diakonen geweiht werden. Jedoch sind ledige Diakone ab der Weihe zum Zölibat verpflichtet.
Vier Jahr Unterricht und 30 Prüfungen in Essen, Köln und Aachen liegen nun hinter Andreas Dietrich. „Durch meinen Dienst als Messdiener, Pfadfinder und in der Seelsorge bin ich eng mit den Menschen hier verbunden. Gottesbeziehung lebt von der Beziehung zu Menschen. Ich kann Gott nur in meinem Nächsten begegnen.“ So beschreibt er seine Motivation für seinen Entschluss. „Als Diakon steht man nicht nur im Altarraum in der zweiten Reihe hinter dem Priester, sondern muss auf die Menschen zugehen. Ein Diakon arbeitet nicht mit dem Zeichenbrett, sondern mit Rohrzange und Gummistiefeln. Der muss auch schon mal dahin gehen, wo es matschig ist und wo es den Leuten dreckig geht.“ Selbstverständlich bleibt er auch jetzt seiner Gemeinde als Organist und Chorleiter erhalten.
Besonders freute er sich über eine Aktion seiner Chorsänger, die ihn am Samstag nach seinem Weihegottesdienst im Generalvikariat in Essen mit einem Ständchen überraschten. „Es hat mich schon erstaunt, dass wir diese Aktion bis zum Schluss geheimhalten konnten, schließlich ist Rentfort ein ziemliches Laberdorf“, lobte Chorsprecher Heinz Beckmann seine Kollegen.
Das geschenkte Bild der Künstlerin Sandra Sump zeigt Noten eines Lieblingsliedes
Als besonderes Geschenk bekam „Didi“, wie er oft genannt wird, von seinen Chören ein Gemälde von der ortsansässigen Künstlerin Sandra Sump. Es zeigt die Noten von einem seiner Lieblingslieder, nämlich „Here I am, Lord“ – und jeder Notenkopf ist der Fingerabdruck eines Chormitgliedes.