Gladbeck. Die Polizei Recklinghausen steht Bürgern mit Tipps zur Prävention zur Seite. Experten raten zu Nachrüstungen, Lichtquellen und Aufmerksamkeit.

Schreck in der Abendstunde! Die Bewohnerin eines Einfamilienhauses am Meinenkamp überraschte am 2. November Einbrecher, als sie heimkam – und die Täter flüchteten. Wie die Polizei mitteilte, waren diese gegen 20 Uhr in das Gebäude eingedrungen. Also zu einer Stunde ohne Tageslicht. „Die dunkle Jahreszeit ist die klassische Jahreszeit für Einbrecher“, so Michael Franz. Doch der Sprecher der Polizeibehörde Recklinghausen sagt auch: Man ist den ungebetenen Besuchern nicht hilflos ausgeliefert, sondern kann vorbeugen.

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Die meisten Einbrecher, so der Experte, gelangen durch Fenster oder Türen in die Gebäude. So war es auch im aktuellen Fall am Meinenkamp in Rentfort. Nach Polizeiangaben hebelten und schlugen die Eindringlinge eine Terrassentür auf, um sich Zutritt zu verschaffen. Die Polizei empfiehlt deshalb beispielsweise, Fenster mit Pilzkopfbeschlägen nachzurüsten. Kostenpunkt: um die 350 Euro pro Fenster. Denn je (zeit-)aufwendiger Kriminellen ihr Tun gemacht wird, desto größer die Chance, dass sie ihr Vorhaben aufgeben.

„Doch es muss nicht immer teuer sein, etwas gegen Einbruch zu tun“, stellt Michael Franz klar. Zwei kleine, aber wirkungsvolle Beispiele hat er auch gleich zur Hand. In manchen Fällen sei es angebracht, Büsche zurückzuschneiden, in deren Sichtschutz zwielichtige Gestalten sich am Gebäude zu schaffen machen können. Der Polizeisprecher rät auch zu Lichtquellen – sei es nun eine Leuchte an der Hauswand oder ein Bewegungsmelder.

Ohne besondere Vorkehrungen, beispielsweise Pilzkopfbeschläge, haben Einbrecher ein Fenster im Handumdrehen geknackt.
Ohne besondere Vorkehrungen, beispielsweise Pilzkopfbeschläge, haben Einbrecher ein Fenster im Handumdrehen geknackt. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

„Die Täter müssen den Eindruck bekommen, dass im Gebäude Bewegung ist“, betont Franz. Das kann auch eine Jalousie sein, die heruntergelassen wird. Es sollte der Anschein entstehen, dass sich jemand im Objekt befindet. Wer den ganzen Tag außer Haus ist, könne beispielsweise eine Zeitschaltuhr nutzen, um Lampen oder elektrische Geräte anzustellen. Wenn das Geflimmer eines Fernsehgerätes nach draußen dringt, überlegen es sich Einbrecher bestimmt anders.

Polizeisprecher: „Bürger lassen sich nicht nur beraten, sondern handeln auch“

„Die Bürger, die zu uns kommen, lassen sich nicht nur beraten, sondern handeln auch“, freut sich Polizeisprecher Michael Franz. Er stellt fest: „Glücklicherweise sind die Einbruchszahlen in den vergangenen Jahren rückläufig.“

Die Zahl der Versuchstaten steigt kontinuierlich

Ein Blick in die Statistik: Im Jahre 2018 gingen für Gladbeck 122 Einbrüche in die Polizei-Statistik ein. Im Vorjahr waren es 154 Fälle, 2016 sogar 265. Der Polizeisprecher: „Ich glaube, dass es Sinn macht, präventive Maßnahmen zu ergreifen.“ Die Zahl der Versuchstaten steige von Jahr zu Jahr. Fast jeder zweite Einbruch wird nach Franz’ Aussage verhindert, vereitelt oder gestört.

Rat von Fachleuten

Polizeisprecher Michael Franz legt Bürgern, die sich für Maßnahmen zur Einbruchsprävention interessieren, die Beratung bei seinen Kollegen des Fachkommissariates ans Herz. Sie sind telefonisch erreichbar unter 02361/553344.

Unter dieser Rufnummer lassen sich individuelle Termine vereinbaren. „Man hat dort auch die Möglichkeit, auf einen Anrufbeantworter zu sprechen, und bekommt einen Rückruf“, so Franz.

Die individuelle Beratung ist gratis. Der Polizeisprecher erläutert: „Man kann dazu auch Unterlagen wie Hauspläne mitbringen.“ Diese könne dann in die Überlegungen und Planungen für einen effektiven Schutz einbezogen werden. Die Fachleute stellen Informationsbroschüren und Merkblätter zur Verfügung.

Der Wohnungseinbruchsradar der Behörde Recklinghausen (recklinghausen.polizei.nrw) im Internet gibt Auskunft über den aktuellen Stand der Fälle im Einzugsgebiet. Blau sind die vollendeten Taten eingezeichnet, rosa die versuchten. Franz: „Erkennbar ist, welche Bereiche bei Einbrechern gerade beliebt sind.“ Ganz besonderes Augenmerk sei dort nützlich.

Überhaupt spielt nach Expertenansicht die Aufmerksamkeit im Umfeld eine wichtige Rolle. „Die Menschen in der Nachbarschaft wissen, wer dorthin gehört oder wer nicht“, unterstreicht der Polizeisprecher, „Einbrecher baldowern die Umgebung aus“. Er ermuntert die Bevölkerung, bei verdächtigen Beobachtungen nicht zu zögern, sondern sofort den Polizeinotruf 110 zu wählen.

Die Täter, die in das Haus am Meinenkamp eindrangen, durchsuchten die Räume. Was die Einbrecher erbeuteten, steht dem Polizeibericht zufolge derzeit noch nicht fest. Der Täter, den die Hausbewohnerin gesehen hat, ist nach ihrer Beschreibung etwa 1,85 Meter groß und hat eine schlanke Statur. Er war dunkel gekleidet. Hinweise nimmt die Polizei unter entgegen.