Gladbeck. Stadt und Hochtief haben sich noch nicht geeinigt, wer für die teure Gründung des Neubaus mit Betonpfählen zahlt. Die Bauarbeiten liegen im Plan.

Die Stadt streitet mit dem Baukonzern Hochtief in Essen immer noch darüber, wer die höheren Kosten für die aufwändigere Pfahlgründung des Heisenberg-Schulneubaus trägt. Dreimal hat man sich seit dem Sommer getroffen, um darüber zu verhandeln, wie mit den Mehrkosten umgegangen wird. Zuletzt am vergangenen Dienstag. „Aber bislang haben wir uns noch nicht einigen können“, so Schuldezernent Rainer Weichelt, der für die Stadt Projektleiter des 34,7-Millionen-Vorhabens ist, auf Anfrage der WAZ.

Um welche Summe es bei diesen Mehrkosten geht, wollte Weichelt nicht sagen. Nur soviel: „Es handelt sich nicht um Peanuts.“ Dem Vernehmen nach könnte es um eine Summe im Millionenbereich gehen. Immerhin mussten 258 Betonpfähle in das das 2800 Quadratmeter große Baufeld gerammt werden – als Ersatz für eine normale Bodenplatte als Fundament. Die reichte nach Ansicht von Hochtief, trotz der Empfehlung eines Bodengutachtens, angesichts unterschiedlicher Bodenbeschaffenheiten nicht aus, um die Standfestigkeit den neuen Schulgebäudes zu sichern, dessen Bau 2018 für viel politische Diskussion sorgte.

Im November gibt es noch ein Gespräch zwischen Stadt und Hochtief

Sehr aufwändig war im sommer das Einbauen der 258 Betonpfähle, die 12 bis 16 Meter tief ins Erdreich kamen.
Sehr aufwändig war im sommer das Einbauen der 258 Betonpfähle, die 12 bis 16 Meter tief ins Erdreich kamen. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Im November will man, so Schuldezernent Weichelt, einen weiteren Verhandlungsversuch unternehmen. Scheitert auch dieses Gespräch, könnte die Angelegenheit vor Gericht landen. Das wolle man aber vermeiden, so der Schuldezernent: „Wir sind in der Entscheidungsfindung und wollen uns gütlich einigen.“ Das sei aber ein sehr anstrengender Abwägungsprozess, da es sich um einen „sehr komplexen Sachverhalt“ handele. Bereits im April, als die Bodenproblematik bekannt wurde, hatte die Stadt allerdings auf den Festpreis verwiesen, der mit dem sogenannten PPP-Projekt (schlüsselfertiges Bauen) vereinbart wurde. Hochtief wollte sich am Mittwoch auf Anfrage zu dem Thema nicht äußern.

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Weichelt betont, dass die Baustelle unter dem Streit über die Mehrkosten nicht leide. „Das haben wir vorab in einem Zusatzvertrag zu den PPP-Papieren vereinbaren können.“ Trotz der ungeklärten Kostenfrage habe das Unternehmen im Sommer mit den Arbeiten begonnen. So liege der Bau, trotz der zeitraubenden Pfählungen, im Zeitplan. Hochtief leiste gute Arbeit, betont der Schuldezernent.

Die Bauarbeiten schreiten trotz des Kostenstreits gut voran

So soll das neue Heisenberg-Gymnasium aussehen, wenn es 2021 fertig wird.
So soll das neue Heisenberg-Gymnasium aussehen, wenn es 2021 fertig wird. © Hochtief

Inzwischen ist nicht nur die Bodenplatte auf die 258 Pfähle gegossen worden, sondern alle tragenden Wände im Erdgeschoss sind fertig und etwa 80 Prozent der Decke über dem Erdgeschoss, äußert sich Immobilienamtschef Martin Plischek, der für die Stadtverwaltung den Schulhausbau betreut, zufrieden. Im vorderen Bauteil seien sogar schon einige Wände im ersten Obergeschoss errichtet worden. Plischek: „Alles läuft sehr zügig, inzwischen erkennt man schon den künftigen Eingang und die Mensa.“

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Kritisch äußert sich unterdessen die Politik zum Thema Mehrkosten. SPD-Fraktionschef Michael Hübner: „Die ist kein Verschulden der Stadt, das muss aus unserer Sicht im Festpreis abgedeckt sein.“ Er sehe die Diskussion eher entspannt. Nicht so entspannt CDU-Fraktionschef Peter Rademacher: „Auf Mehrkosten reagieren wir immer allergisch.“ Die Verwaltung müsse „alles zu tun, um sich mit dem Generalunternehmer zu einigen“. Zudem müsse man der Frage auf den Grund gehen, „wo der Fehler liegt“. Auch das Bodengutachten müsse hinterfragt werden.

Grundsteinlegung Ende November

Trotz des guten Baufortschritts laden Stadt und Hochtief noch zur Grundsteinlegung ein. Sie findet am 20. November auf der Baustelle hinter dem Altbau des Heisenberg-Gymnasiums statt.

Die Bauarbeiten waren rund drei Monate später als ursprünglich geplant Mitte Juli gestartet. Das Gebäude entsteht in Massivbauweise, allerdings nicht Stein auf Stein, sondern aus Beton. Alle Wände – 15 bis 20 Zentimeter dick – werden vor Ort gegossen.

Auf vier Etagen entstehen rund 10.300 Quadratmeter Nutzfläche. Voraussichtlicher Fertigstellungstermin: Februar 2021.