Gladbeck. WAZ und St. Barbara-Hospital laden am 6. November zum Medizinforum in Gladbeck zum Thema Darmkrebs. Darum ist die Vorsorge so wichtig.
Es ist die zweithäufigste Tumorerkrankung in Deutschland, Frauen erkranken häufiger nur an Brustkrebs, Männer an Prostatakrebs: der Darmkrebs. Die Wahrscheinlichkeit, einen Dick- oder Mastdarmkrebs zu bekommen, liegt bei zwölf Prozent. „Das ist ein echtes Thema“, sagt Dr. med. Ioannis Dimitriou, ab November Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Daher lädt die WAZ in Kooperation mit dem St. Barbara-Hospital zum nächsten Medizinforum zu genau diesem Thema ein: „Darmkrebs – Vorsorge, Diagnostik und Therapie“.
Die gute Nachricht vorweg: Wird der Krebs in einem frühen Stadium erkannt, sind die Überlebenschancen sehr gut. „Die Heilungschance liegt dann bei knapp über 80 Prozent“, weiß Dr. med Peter Gunther Auer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Konservative Intensivmedizin. Gemeinsam mit Dr. Dimitriou wird er Referent beim WAZ-Medizinforum sein. In zwei Vorträgen informieren sie über die Krankheit, anschließend beantworten sie Fragen der Gladbecker. Die beiden Ärzte arbeiten eng zusammen, die Vorsorge fällt in den Bereich von Dr. Auer, wenn es zu einer Operation kommt, übernimmt Dr. Dimitriou.
Um Anmeldung wird gebeten
Das Medizinforum findet am Mittwoch, 6. November, statt. Beginn ist um 18 Uhr. Veranstaltungsort ist das Kongresszentrum im St. Barbara-Hospital, Barbarastraße 1.
Nach den Vorträgen der beiden Mediziner haben Gäste Gelegenheit, Fragen zu stellen. Das Medizinforum dauert rund zwei Stunden.
Der Eintritt ist frei, es wird aus organisatorischen Gründen um Anmeldung bis zum 30. Oktober gebeten unter 0201/8048058 (samstags 6 bis 14 Uhr, montags bis freitags 6 bis 18 Uhr).
WAZ-Redaktionsleiterin Tabea Beissert moderiert den Abend.
Je fortgeschrittener der Tumor, desto schlechter die Überlebenschancen
Schlecht ist die Prognose allerdings in fortgeschrittenen Stadien. „Die Fünf-Jahres-Überlebenschance fällt etwa in Stadium vier auf knapp 15 Prozent“, so der Mediziner. Daher ist die Vorsorge so extrem wichtig. „So können Polypen entdeckt und entfernt werden, die zu einem Tumor hätten werden können“, so Dimitriou. Eine Darmspiegelung sei die richtige Vorsorge. Ab 55 Jahren sollte sie alle zehn Jahre wiederholt werden. Werden dabei Polypen entdeckt, wird das Intervall verkürzt. Denn sie sind Vorstufen der bösartigen Tumore. Allerdings, so die Mediziner: Nur 20 bis 25 Prozent der Menschen ab 55 würden über die Vorsorge erreicht.
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Dass so wenige nur das Angebot nutzen, habe auch viel mit Sorge vor der Untersuchung zu tun. „Dabei schlafen heutzutage die Patienten bei der Untersuchung, sie bekommen davon gar nichts mit“, will Dr. Auer eventuelle Vorbehalte nehmen. Hinzu komme aber auch: Das Thema Krebs ist ein Thema, mit dem sich die Menschen nicht gerne beschäftigten. „Die Angst vor dem Ergebnis können wir nicht nehmen.“
Ein künstlicher Darmausgang ist nicht immer nötig
Viele Patienten hätten zudem Angst vor einem künstlichen Darmausgang. Dr. Dimitriou kann beruhigen: „In neun von zehn Fällen kann dieser nach einiger Zeit wieder zurückverlegt werden.“ Bei einem Tumor im Dickdarm liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein künstlicher Darmausgang nötig wird, ohnehin bei unter fünf Prozent. Bei einem Krebs im Mastdarm steigt die Wahrscheinlichkeit hingegen auf 50 Prozent.
Krankenhaus-Studie- Keine Gefahr für Gladbecker Hospital
Die aktuell veröffentlichte Bertelsmann-Studie, die eine radikale Reduzierung der Krankenhausanzahl in Deutschland zur Verbesserung der Patientenversorgung empfiehlt, sieht Hendrik Nordholt relativ gelassen. „Keines unserer Häuser, darunter das Gladbecker St. Barbara Hospital, ist von einer Schließung bedroht“, so der Geschäftsführer der St. Augustinus GmbH.
Trotz der Übernahme der Katholischen-Kliniken-Emscher-Lippe GmbH, die in 2017 einen Fehlbetrag von sieben Millionen Euro aufwies, habe der Konzern das Jahr 2018 mit positivem Gesamtergebnis aus dem operativen Geschäft abschließen können und stehe „wirtschaftlich stabil da“. Sondereffekte belasteten das Gesamtergebnis zusätzlich. Zudem habe der Konzern mit seinem Häusern in Gladbeck, Gelsenkirchen und Bottrop „bereits einen Umstrukturierungsprozess angestoßen“, der einerseits die Grundversorgung der Patienten sichere und andererseits auch für Spezialisierungen sorge, wie es die Studie fordere.
Es gilt in einigen Punkten feiner zu unterscheiden
Dabei gelte es aber feiner zu unterscheiden, meint Nordholt. Da, wo manuelle Fertigkeiten eines Operateurs wichtig seien, sei das Argument nachvollziehbar, dass eine höhere Anzahl durchgeführter Eingriffe und die entsprechende Erfahrung das Gelingen einer OP steigerten. Anders sehe es in der Geriatrie und bei altersbedingten Erkrankungen aus, da könne ein junger Facharzt ein ebenso guter Mediziner sein wie ein erfahrener Kollege.
Den Kostendruck bei teurem Spezialgerät weist Nordholt auch nicht von der Hand. Hier habe der Klinikverbund mit seinen Synergieeffekten aber eben Vorteile im Vergleich zu kleinen Kliniken mit geringerer Finanzkraft. Die Akutkrankenhäuser der Augustinus-Gruppe würden in der Basisversorgung („der Brot und Butter Notfallversorgung“) auf dem neuesten Stand der Technik gehalten. „Zudem schaffen wir Spezialgerät an, aber nicht für jedes Krankenhaus, da wir ja bewusst Schwerpunkte an den einzelnen Standorten setzen, um hier gezielt zu investieren“, so Nordholt.
Neuer Chefarzt für die Viszeralchirurgie ist gefunden
Ist es in Horst die Geriatrie, so wurde in Gladbeck jüngst die Innere Medizin mit einem Investment von rund 700.000 Euro auf den modernsten technischen Stand gebracht, auch hochsensibles Endoskopie-Gerät wurde neu angeschafft. Im Barbara-Hospital sei zudem bekanntlich der Bau eines neuen Nordflügels geplant, mit Investition von rund 30 Millionen Euro, um dort eine größere zentrale Notaufnahme, einen Bereich für Intensivmedizin und einen weiteren OP-Bereich unterzubringen.
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Zu erwarten ist auch eine Stärkung der Viszeralchirurgie, die nach Pensionierung des ärztlichen Direktors, Dr. Notger Brüstle, bislang ohne Chef arbeitet. Denn hier sei ein kompetenter Nachfolger gefunden: Dr. med. Ioannis Dimitriou werde neuer Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie für die Fachabteilungen in Gelsenkirchen und Gladbeck. Der bislang geschäftsführende Oberarzt am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen wird im November erwartet, er lerne derzeit aber schon sein Team kennen. Nordholt will noch nicht konkret werden, aber es ist aufgrund des Potenzials zu erwarten, dass das Gladbecker Haus in diesem Fachbereich einen Spezialisierungsschwerpunkt bilden wird.
Facharzt-Standard wird in jedem Haus eingehalten
Bauantrag für Nordflügel ist auf dem Weg
Zum 30-Millionen-Euro-Anbau des Barbara-Hospitals habe NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann seine Unterstützung zugesagt. Die Hälfte der Investitionssumme soll über den Krankenhausstrukturfonds gefördert werden.
Die Förder-Bewilligung für das Großprojekt wird spätestens bis zum Jahresende erwartet. Der Bauantrag für den Nordflügel ist auf dem Weg, muss laut Geschäftsführer Nordholt aber noch mit einem Verkehrsgutachten ergänzt werden.
Der Geschäftsführer räumt ein, dass es aufgrund des umkämpften Personalmarktes im Krankenhausbereich einige Anstrengungen brauche, alle Stellen zu besetzen. Rund 50 aktuelle Stellenangebote sind auf der Augustinus-Homepage derzeit ausgeschrieben, darunter Assistenzärzte, Pflegekräfte oder Therapeuten. Nur ausreichend große Kliniken könnten die Facharztstellen rund um die Uhr besetzen, mahnt die Bertelsmann-Studie. „Wir halten in jedem Haus den Facharzt-Standard“, unterstreicht Nordholt. Der zugleich sagt , dass es vorkommen könne, dass bei kurzfristigen personellen Engpässen Leih-Ärzte engagiert werden müssten. Abhilfe soll ein Personal-Rekruteur schaffen, den der Konzern jetzt einstelle, um die Personaldecke durch aktive Eigen-Akquise zu stärken.
Zurück zum Nordflügel-Projekt in Gladbeck, wann mit dem Start zu rechnen ist? Nordholt: „Mein Ziel ist es, dass die Baustelle noch dieses Jahr eingerichtet wird.“
Als Ursache für Darmkrebs rückt in der Forschung derzeit immer mehr der genetische Faktor in den Vordergrund. „Generell sollte aber auf vermehrten Fleischkonsum, Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet werden“, erklärt Dr. Dimitriou mögliche Ursachen. „Wichtig ist viel Bewegung und etwa fünf Obst- und Gemüsemahlzeiten pro Tag. Einfach mit gesundem Menschenverstand essen.“ Während Fleisch – vor allem gepökeltes – ein Problem zu sein scheint, sei Fisch nicht bedenklich.
Während die Erkrankungen im Bereich des Dickdarms derzeit eher rückläufig sind, stagniert die Zahl der Fälle im aufsteigenden Darm. „Warum das so ist, wird im Moment erforscht“, so Dr. Auer.