Gladbeck. Anke Traber leitete fast drei Jahre die Arbeitsagentur Recklinghausen. Nun kehrt die 55-Jährige zurück in ihre Heimat nach Baden-Württemberg.

Anfang 2017 ist Anke Traber aus Baden-Württemberg ins Vest gekommen, um für eine Übergangszeit von zwölf Monaten die Arbeitsagentur Recklinghausen, zu der auch Gladbeck gehört, zu leiten. Aus dem geplanten einen Jahr sind fast drei Jahre geworden. Jetzt kehrt die 55-Jährige in ihre Heimat zurück, um dort die Leitung der Arbeitsagentur Balingen zu übernehmen. Zu ihrem Agenturbezirk gehören der Landkreis Sigmaringen und der Zollernalbkreis. Im Interview mit dieser Zeitung schildert Anke Traber, mit welchen Erwartungen sie ins Ruhrgebiet gekommen ist und mit welchen Erfahrungen sie den Kreis Recklinghausen nun wieder verlässt.

Die Arbeitslosenquote im Vest ist seit Ihrem Dienstantritt in Recklinghausen von 10,4 auf 7,8 Prozent gesunken. Würden Sie diese Entwicklung mit Ihrer Person verbinden?

Anke Traber: Auf gar keinen Fall! Schreiben Sie so etwas bloß nicht! Aber natürlich freue ich mich, dass die Zahl der Arbeitslosen so deutlich zurückgegangen ist.

Was sind denn aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?

Neben der guten Konjunktur ist es vor allem die günstige geografische Lage des Kreises Recklinghausen. Man ist schnell in den Städten des Ruhrgebiets, aber auch das Münsterland ist nah. Der Auspendlerüberschuss zeigt, dass die Arbeitnehmer im Vest gewillt sind, weite Fahrten zum Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen. Weitere Gründe sind, dass sich der Markt für personennahe Dienstleistungen – insbesondere in der Pflege und der Sozialbetreuung – im Vest hervorragend entwickelt hat und viele Arbeitsplätze in diesem Bereich entstanden sind.

Anke Traber wollte wissen, wie die Menschen im Ruhrgebiet ticken

Mit welchen Gedanken sind Sie 2017 nach Recklinghausen gekommen?

Ich wollte das Ruhrgebiet kennenlernen, verstehen, wie die Menschen hier ticken. Das ist wichtig, wenn man etwas am Arbeitsmarkt bewegen will.

Und wie fällt ihr Fazit nach fast drei Jahren aus?

Ich bin begeistert vom Ruhrgebiet. Von dem offenen, transparenten und herzlichen Miteinander, das ich unglaublich geschätzt habe. Von der Art und Weise, wie die Region den Verlust von Bergbau-Arbeitsplätzen kompensiert. Ich hatte die Gelegenheit, zweimal im Bergbau einzufahren. Nur wer das miterlebt hat, hat eine Vorstellung von dem, was das Ruhrgebiet für Deutschland geleistet hat. Gerade wir in Süddeutschland vergessen das gerne. Bei meinen Besuchen in der Heimat bin ich deshalb als Markenbotschafter für das Ruhrgebiet aufgetreten.

„Es gibt noch einiges zu tun, um die Region attraktiver zu machen“

Was nehmen Sie mit aus Recklinghausen?

Ich habe hier gelernt, dass ich auch unangenehme Dinge klar ansprechen kann, ohne dass mein Gegenüber böse oder beleidigt ist. So ist die Mentalität der Menschen im Ruhrgebiet. Und so würde ich es auch gerne in Balingen handhaben.

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Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung im Kreis Recklinghausen ein?

Von einer schwächelnden Konjunktur ist hier im Moment noch nichts zu spüren. Wie es langfristig weitergeht, ist nur schwer vorhersehbar. Natürlich ist noch einiges zu tun, um die Region attraktiver zu machen. Dass man zum Beispiel mit dem Zug nicht direkt von Recklinghausen nach Bochum fahren kann, ist ein Unding.