Gladbeck. . Karriere machte Marion Marga-Holder in Stuttgart. Am Jubiläumstag kehrte sie zurück nach Gladbeck. Freundin Anke Traber überreichte die Urkunde.

Das war eine sehr emotionale Rückkehr an den Ort, an dem ihre bemerkenswerte berufliche Karriere begann: Auf den Tag genau vor 40 Jahren nahm Marion Marga-Holder zum ersten Mal an ihrem Schreibtisch in der Geschäftsstelle Gladbeck des Arbeitsamtes Platz. Gestern nahm sie im selben Gebäude an der Goethestraße die vom Bundesagentur-Vorstand Raimund Becker unterzeichnete Dankurkunde entgegen.

Schon der Start der damals 20-Jährigen ins Berufsleben war ungewöhnlich. Nach der kaufmännischen Ausbildung im Porsche-Vertriebszentrum in Gelsenkirchen wurde die Zweckelerin nicht übernommen, meldete sich arbeitslos – und bekam 14 Tage später einen Anruf vom Arbeitsamt: Man bot ihr eine Stelle als Hilfsbearbeiterin an.

Auch Geiselgangster Degowski saß vor ihrem Schreibtisch

An ihre ersten Jahre erinnert sich die 60-Jährige noch gut: an „das tolle und auch feierwütige Team unter Geschäftsstellenleiter Hans-Willi Jokusch“, an die vielen Karteikarten im Schrank. Und drei Menschen, die damals als Arbeitslose vor ihrem Schreibtisch saßen, sollten unrühmliche Geschichte schreiben: Rösner, Degowski und Löblich.

Wechsel in andere Arbeitsmarktwelt

Als Marion Marga-Holder 1987 nach Baden-Württemberg wechselte, lag die Arbeitslosenquote in Gladbeck bei 17 Prozent, in Stuttgart, sagt sie, „waren es zum gleichen Zeitpunkt schnuckelige 3 Prozent“.

Weil im Ruhrgebiet viele Menschen im Dienstleistungssektor arbeiten, sei die Gefahr, den Arbeitsplatz durch Automatisierung zu verlieren, vergleichsweise gering, sagt Agenturchefin Anke Traber. „Wir sind im Vest gut aufgestellt.“

Da hatte die junge Frau, die aus der bekannten Fleischerei-Familie Marga stammt und deren Vater Egon ein erfolgreicher Amateur-Radfahrer war, ihrer Heimat aber schon den Rücken gekehrt, war der Liebe wegen nach Stuttgart gezogen, zu ihrem heutigen Mann Wolfgang Holder.

In der Arbeitsagentur hat sie alle Abteilungen kennengelernt

Der Karriere tat das keinen Abbruch. Die Entwicklung in ihren 40 Berufsjahren beschreibt sie so: „Vom Tellerwäscher zum Millionär.“ Nun ja, Millionen scheffelt man als Mitarbeiterin der Arbeitsagentur sicher nicht, aber steil verlief Marion Marga-Holders Berufsweg in der Tat: 1983 legte sie ihre erste Verwaltungsfachprüfung ab und startete ihre dreijährige Fortbildung für den gehobenen Dienst, die sie als Diplom-Verwaltungswirtin abschloss.

In der Arbeitsagentur hat sie so ziemlich alle Abteilungen kennengelernt, war zuständig für die Beratung und Vermittlung Arbeitsloser (heute „Kunden“), leitete den Arbeitgeberbereich, kümmerte sich um arbeitslose Akademiker, wurde 2007 Studien- und Berufsberaterin für Abiturienten, absolvierte parallel eine Weiterbildung zur systemischen Beraterin.

Der schönste Job heute ist die Arbeit mit Abiturienten

2009 wurde sie vom Kultusministerium zur Berufs- und Studienorientierungstrainerin an Gymnasien in Baden-Württemberg ernannt. „Das ist der schönste Job, den es bei der Arbeitsagentur gibt“, sagt Marion Marga-Holder. „Es ist Erfüllung pur, mit jungen Menschen deren Zukunft zu planen.“

Dass sie ihr Dienstjubiläum in Stuttgart „nur in ganz kleinem Rahmen“ feiert, die Urkunde aber in Gladbeck in Empfang nehmen konnte, hat einen ganz persönlichen Grund: Anke Traber, Agenturchefin in Recklinghausen, ist ihre beste Freundin seit der Zeit, als die Frauen lange Jahre zusammen in der Agentur in Stuttgart gearbeitet haben. Kein Wunder also, dass Tränen flossen, als in der Feierstunde ihre persönliche Beziehung zur Sprache kam.

Immer, wenn Marion Marga-Holder ihre Mutter Gisela und ihre Schwester Andrea in Bottrop besucht, kehrt sie auch bei Anke Traber ein, und umgekehrt nutzt die Agenturchefin jeden Besuch in ihrer alten Heimat Baden-Württemberg, um ihre Freundin zu treffen. Und dann unterhalten sich die Frauen, die beide Karriere gemacht haben bei der Arbeitsagentur, sicher nur am Rande über ihren Beruf.