Essen/Gladbeck. Weil sie Geld für Kokain brauchten, wurden fünf Freunde selbst zu Drogenhändlern. Jetzt wurden sie verurteilt - und hohe Schulden haben sie auch.
Kaum war das Urteil gesprochen, brachen zwei Frauen auf den Zuschauerplätzen in Tränen aus. Ihr Schluchzen war so durchdringlich, dass Richter Volker Uhlenbrock sogar kurz innehalten musste. Bis zu fünf Jahre Haft haben die Richter am Essener Landgericht verhängt.
Auch die einzige Frau auf der Anklagebank muss ins Gefängnis. Sie war es, die im Prozess als erste „ausgepackt“ hatte. Und sie ist eine der wenigen, die nicht vorbestraft ist. Drei Jahre Haft haben die Richter in ihrem Fall verhängt. Die 27-Jährige ertrug es mit Fassung. Auch die anderen vier Angeklagten wussten offenbar, was auf sie zukommen wird.
Der eigene Rauschgiftkonsum hat die Angeklagten nach unten gezogen
Es war der eigene Rauschgiftkonsum, der die Gladbecker Ex-Clique nach unten gezogen hat. Besonders deutlich war das bei dem Hauptangeklagten zu beobachten. „Man könnte sagen, er hat ein geordnetes und zielgerichtetes Leben geführt“, so Richter Uhlenbrock bei der Urteilsbegründung. Bis ein übermäßiger Marihuana-Konsum zu großen Brüchen geführt habe. „Und dann kommt man schulisch und beruflich einfach nicht mehr weiter.“
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Später sei auch noch Kokainkonsum hinzugekommen, der sich immer weiter gesteigert habe. „Es entstand ein Finanzbedarf von täglich 150 Euro“, hieß es in der Urteilsbegründung. „Das kann man kaum legal aufbringen.“ Die Folge: Der 27-jährige Gladbecker stieg selbst zum Dealer auf, handelte mit Marihuana im Kilobereich. Als Versteck hatte unter anderem eine kleine Wohnung in der Postallee gedient, die die 27-Jährige angemietet hatte. Sie war später jedoch ausgestiegen, weil ihr das ständige Umportionieren der Drogen zu stressig geworden war.
27-jährige steig aus dem Drogengeschäft aus - und erhielt sogar eine Abfindung
Als Ausgleich hatte sie sogar eine Abfindung von rund 16.000 Euro erhalten – wie bei einem richtigen Unternehmen. Außerdem bekam sie ihren Kleinwagen zurück, der für Kurierfahrten genutzt worden war. Das Marihuana soll aus Holland gekommen und in der Gladbecker Drogenszene weiterverkauft worden sein. Hier gab es offenbar gute Kontakte. Selbst zwischenzeitliche Durchsuchungen hatten die Angeklagten nicht abschrecken können.
Vor Gericht hatten sie weitgehende Geständnisse abgelegt. Einige müssen wegen der eigenen Drogenabhängigkeit einen Teil der Haftzeit in geschlossenen Therapieeinrichtungen verbringen. Außerdem werden sie ihr „neues“ Leben später mit hohen Schulden beginnen. Der Staat fordert die Einnahmen aus den Drogengeschäften zurück. Im Urteil war von deutlich über 100.000 Euro die Rede.