Gladbeck. Tausende Besucher säumten den Zugweg, der durch die Innenstadt führte. Der bunte Festreigen wurde durch 800 Teilnehmer in 32 Gruppen bereichert.

Das Appeltatenfest 2019 wird in die Gladbecker Geschichtsbücher eingehen. Der große Festumzug anlässlich des 100-jährigen Stadtjubiläums mit mehr als 800 Teilnehmern und 32 Gruppen sprengte alle Dimensionen. Und Melis Bilici wurde mit 22 Jahren die jüngste Appeltatenmajestät. Zwei Tage lang stand die Innenstadt Kopf. Es war ein gelungenes Fest von Bürgern für Bürger. Aber der Reihe nach.

Selbstverständlich im Festzug mit dabei: Der Bergmanns- und Geschichtsverein Zeche Graf Moltke mit einem Förderturm auf Rädern.
Selbstverständlich im Festzug mit dabei: Der Bergmanns- und Geschichtsverein Zeche Graf Moltke mit einem Förderturm auf Rädern. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Um 13.21 Uhr setzte sich am Sonntag der Zug am Festplatz an der Horster Straße langsam in Bewegung. An der Spitze kündigten sechs Türmer zu Trompetenmusik lautstark den Tross an. Gefolgt von der mit Sonnenblumen geschmückten Kutsche. An Bord saßen die ehemalige Majestät Andrea Sauer und ihre zu kürende Nachfolgerin. Dahinter gesellte sich der Planwagen mit allen Appeltatenmajestäten und weitere Gruppen, Vereine, Verbände und Organisationen. Die Route führte von der Horster Straße, Wilhelmstraße, Friedrich-Ebert-Straße, Postallee, Hermannstraße und Rentforter Straße bis zum Rathaus. Auf nicht einmal halber Strecke, auf Höhe der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse, kam es zu einem kleinen Zwischenfall am Planwagen, auf dem alle früheren Appeltatenmäjestäten eigentlich das Bad in der Menge genießen wollten. Aufgrund von Problemen mit dem Planwagen mussten die Damen kurzfristig absteigen und den Rest der Strecke zu Fuß zurücklegen.

Tausende Besucher jubelten den Gruppen im Festzug am Rathaus begeistert zu

Tausende begeisterte Besucher säumten den Weg des Festumzugs wie hier an der Rentforter Straße.
Tausende begeisterte Besucher säumten den Weg des Festumzugs wie hier an der Rentforter Straße. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Als die Teilnehmer am Rathaus vorbeigingen, bereiteten mehrere Tausend Menschen ihnen einen lautstarken Empfang. Bekannte, Verwandte und Freunde jubelten vom Straßenrand zu und zückten ihre Fotokameras. „Und dann die Hände zum Himmel, komm lass uns fröhlich sein“, sang der Karnevalsclub Wittringer Ritter und läutete am 8. September bereits die närrische Session ein. Um kurz nach 14 Uhr steuerte der Zug über die Rentforter Straße den Willy-Brandt-Platz an. „Ein ganz tolles Bild. So viele Menschen aus der Stadtgesellschaft, die sich engagieren“, sagte Kulturamtsleiterin Gabriele Stegemann, die als Moderatorin auf der Krönungsbühne am alten Rathaus jeden einzelnen Teilnehmer herzlich begrüßte.

Alle Gruppen ausführlich vorzustellen, würde an dieser Stelle den textlichen Rahmen sprengen. Daher nur wenige Beispiele. Der Stadtschützenkönig Vito Acconci aus dem Schützenverein Rentfort 1898 fuhr mit einer Kutsche vor. „Sechs Schützenvereine in Formation. Das hat man auch nicht alle Tage“, meinte Stegemann. In historischen Kostümen präsentierte sich der Seniorenbeirat der Stadt, der in diesem Jahr sein 40. Jubiläum feiert. „Gladbeck ist Sportstadt“, sagte Stegemann und kündigte den Tennis-Club Haus Wittringen. „Ganz in weiß in nostalgischen Kostümen.“ Der landwirtschaftliche Ortsverein seit 1878 aus

Feierlicher Krönungsakt: Bürgermeister Ulrich Roland legt Melis Bilici die Amtskette der Appeltatenmajestät um.
Feierlicher Krönungsakt: Bürgermeister Ulrich Roland legt Melis Bilici die Amtskette der Appeltatenmajestät um. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Gladbeck präsentierten sich mit einem hölzernen Erntewagen, geschmückt mit Maisstangen, Stroh, Kürbissen und Blumen. In den Händen hielten die Landwirte ausgediente Sensen und Heugabeln. Wer Hunger hatte, der durfte sich am Wagen vom Bauernhof Maaßen, dem offiziellen Apfellieferanten zum Appeltatenfest, freuen. Mitarbeiter verteilten das Obst am Wegesrand. Schließlich erreichten alle 32 Teilnehmer nacheinander den Willy-Brandt-Platz.

Bürgermeister: Die neue Appeltatenmajestät wird die Herzen der Gladbecker im Sturm erobern

Pünktlich auf die Minute um 15 Uhr erreichte die Kutsche mit Melis Bilici den Willy-Brandt-Platz. Arm in

Spontanes Steigerlied

Der Festumzug war offensichtlich schneller am Rathaus als angenommen. Um die Zwischenzeit bis zur Krönung der neuen Appeltatenmajestät um 15 Uhr zu verkürzen, nutzte der Bergmann- und Geschichtsverein Graf Moltke die Gunst der Stunde. Walter Hüßhoff, Sprecher des Vereins, stimmte mit anderen Vereinsmitgliedern kurzfristig und voller Inbrunst das Steigerlied ein.

Hunderte Menschen, die am Neuen Rathaus mit Spannung auf den Auftritt von Melis Bilici warteten, stimmten umgehend mit in die Ruhrpott-Hymne ein. „Das nenne ich Spontaneität“, meinte Moderatorin und Kulturamtsleiterin Gabriele Stegemann begeistert.

Arm begleitete Bürgermeister Ulrich Roland die scheidende und die neue Königin zur Bühne vor dem Neuen Rathaus. „Sie hat Nervenstärke bewiesen“, lobte Roland die Wettkampfqualitäten der neuen Königin und wünschte ihr alles Gute für die Amtszeit. „Du wirst die Herzen der Gladbecker im Sturm erobern.“ Lobende Worte fand er auch für Andrea Sauer, „die mit ihrer offenen und zugewandten Art, auf die Menschen zu gegangen ist.“ Sie sei permanent im Einsatz gewesen mit einer „hervorragenden Repräsentation unserer Stadt“. Anschließend erhielt sie die grüne Schärpe, die alle ehemaligen Majestäten erhalten.

Danach stieg noch einmal die Spannung. Ulrich Roland legte Melis Bilici die Amtskette an. Andrea Sauer überreichte ihr feierlich das Zepter. Als ersten Preis erhielt sie zudem eine Goldkette mit Anhänger und einem lupenreinen Diamanten im Wert von 2200 Euro. „Ich bin aufgeregt, wie Sie es vielleicht an meiner Stimme merken“, begann die junge Königin ihre Antrittsrede. „Sehen Sie es mir bitte nach, ich habe mir keine Notizen gemacht.“ Ein besonderer Dank galt ihrer Vorgängerin Andrea Sauer, die sie beim Stadtpicknick überredet hatte, sich für das Amt der der Appeltatenmajestät zu bewerben.