Gladbeck. Die Partei legt in Umfragen zu und sieht die Chance, ihre Themen auch umzusetzen. Die Bürgermeister-Kandidaten-Frage ist noch nicht geklärt.

Gut gelaunt und lachend erscheinen Simone Steffens, Fraktionsvorsitzende der Grünen, und Stadtverbandssprecherin Ninja Lenz zum WAZ-Interview. Sie haben derzeit schließlich auch allen Grund zur Freude. Ihre Partei hat bei der Europawahl in Gladbeck um über zehn Prozent zugelegt, 15,65 Prozent der Wähler stimmten für sie. Und auch landes- und revierweit gibt es steigende Umfragewerte. Zuletzt kündigten die Grünen an, eventuell einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten für die Kommunalwahl im kommenden Jahr aufstellen zu wollen. Die WAZ sprach mit ihnen über den möglichen Kandidaten, den derzeitigen Aufschwung der Partei und den Wahlkampf.

Überrascht Sie der aktuelle Erfolg der Grünen?

Ninja Lenz: Es ist ganz neu für uns, dass unsere Politik so von Erfolg gekrönt ist. Es ist schön, dass die Menschen auf einmal verstehen, was wichtig ist. Wir profitieren jetzt von dem Klimathema, das ja schon immer auf unserer Agenda stand. Aber von dem Erfolg bei der Europawahl waren wir schon überwältigt.

Simone Steffens: Dass wir die SPD im Ruhrgebiet bei den Umfragewerten überholt haben, hat mich schon überrascht. Wir haben jetzt endlich die Chance, unsere Themen wie den Klimaschutz auch umzusetzen.

Wie breit ist Ihre Brust, mit der Sie nun in den Wahlkampf gehen?

Steffens: Wir gehen mit Freude, Spaß und Selbstbewusstsein in den Wahlkampf.

Lenz: Wir haben eine super Ausgangslage und sind optimistisch, dass wir ein gutes Ergebnis einfahren werden.

Steffens: Mit einem guten Wahlergebnis lässt sich dann auch mit einer starken Fraktion mehr erreichen. Wir sind aber jetzt schon stolz, dass wir eine der ersten Kommunen waren, die den Klimanotstand ausgerufen haben. Jetzt müssen wir darauf achten, dass diese Themen auch umgesetzt werden.

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Haben Sie die Hoffnung, dass Sie bei der Kommunalwahl Nummer eins werden?

Lenz: Man sollte nie „Nie“ sagen, aber Stand jetzt ist es eher unwahrscheinlich.

Steffens: Der Klimawandel ist ja jetzt schon spürbar, durch Trockenheit etc.. Je spürbarer, desto mehr bewegt das Thema die Leute. Vielleicht können wir es ja bei der Kommunalwahl danach schaffen, stärkste Kraft zu werden.

Lenz: Wenn es weiter so läuft, würden wir uns natürlich freuen. Wir sind jetzt nicht mehr so klein mit Hut und trauen uns nicht mehr nichts zu.

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Immerhin denken Sie darüber nach, auch schon im kommenden Jahr einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten aufzustellen.

Steffens: Wir denken darüber nach, aber wir sind uns noch nicht sicher. Für uns wäre auch ein unabhängiger Kandidat denkbar, auf den sich auch andere Parteien verständigen können. Da hat es bisher aber noch keine Gespräche gegeben. Ob wir einen Kandidaten aufstellen, hängt auch davon ab, ob es in NRW eine Stichwahl geben wird oder nicht.

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Auch Sie selbst, Frau Steffens, können sich vorstellen, für das Amt zu kandidieren.

Steffens: Ich war ja schon einmal stellvertretende Bürgermeisterin. Wenn ich Bürgermeisterin werden würde, würde ich das Rathaus weiblicher machen und verstärkt auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte einstellen. Das Hauptziel ist aber, bei der Wahl ein starkes Ergebnis für die Fraktion einzufahren und dementsprechend unsere Politik umzusetzen.

Fahrraddemo am 20. September geplant

Die Gladbecker Grünen haben derzeit 28 Mitglieder. „Wir würden gerne wachsen“, sagt Simone Steffens. Die Partei spürt in letzter Zeit deutlich mehr Zuspruch. „Wir werden auch nicht mehr so oft angefeindet“, so Ninja Lenz.

Zum globalen Klimastreik am Freitag, 20. September, planen die Grünen eine Fahrraddemo vor dem Rathaus. „Dabei wollen wir auf die Gleichberechtigung von Radfahrern und auf Missstände hinweisen“, so Steffens. Beginn ist um 15 Uhr. Die Gruppe möchte dann unter anderem über die Wilhelmstraße, Humboldtstraße und Postallee radeln.

Welche lokalen Themen wollen Sie jetzt im Wahlkampf setzen?

Lenz: Wir wollen auf jeden Fall die Bürger häufiger mit ins Boot holen. Zum Beispiel beim Thema Kita Frochtwinkel. Es ist etwas anderes, ob man eine Lösung wie jetzt mit den Containern für zusätzliche 75 Kinder vorgesetzt bekommt, oder ob man als Bürger miteinbezogen wird. Beim Thema Kita-Plätze wollen wir aber auch über die Qualität sprechen, und nicht nur über die Quantität.

Wie gehen Sie mit einem Einzug der AfD in das Stadtparlament um, der ja sehr wahrscheinlich ist?

Steffens: Je nachdem, wie die sich äußern werden, werden wir Sachargumente dagegen setzen. Denn sachlich steckt hinter deren Argumenten meist nicht viel. Da werden die anderen Parteien im Rat verstärkt zusammenarbeiten müssen.

Lenz: Wir wollen jetzt im Wahlkampf auch verstärkt auf Plattformen wie Facebook oder Instagram aktiver werden. Wir drehen beispielsweise kleine Videos und äußern uns darin zu bestimmten Themen.

Steffens: Wir wollen diese Wege auch daher mehr nutzen, weil die AfD in diesen Netzwerken sehr aktiv ist und Unwahrheiten dort schnell verbreitet werden. Da wollen wir gegenhalten.