Gladbeck. Die CDU-Spitze sieht ihre Partei für die Kommunalwahl 2020 gut aufgestellt. Ein Gespräch über ihre Pläne, nötige Veränderungen und die AfD.

Im kommenden Jahr stehen Kommunalwahlen an. Die Parteien stellen sich jetzt schon darauf ein. Die CDU geht voran und möchte am kommenden Samstag bei einem politischen Frühschoppen ihren Bürgermeister-Kandidaten vorstellen. Die WAZ sprach mit dem Parteivorsitzenden Dietmar Drosdzol und dem Fraktionsvorsitzenden Peter Rademacher vorab über ihre Pläne, den Wahlkampf und nötige Veränderungen.

Herr Drosdzol, Herr Rademacher, bei der Europawahl sind Sie mit rund drei Prozent Verlust und somit mit einem „blauen Auge“ davongekommen. Wie wollen Sie sich jetzt für die Kommunalwahl aufstellen?

Drosdzol: Wir müssen Nichtwähler und Protestwähler aktivieren, die in Richtung Grüne und auch Richtung rechts abgewandert sind. Denn nicht alle AfD-Wähler sind Rechte, sondern Menschen, die wir nicht erreicht haben.

Rademacher: Die drei Prozent, die wir bei der Europawahl verloren haben, sind drei Prozent zu viel. Wir wollen das Zuhören weiter forcieren und so wieder Wähler gewinnen. Unser Stammtisch in Stadtmitte ist etwa ein zusätzliches Gesprächsangebot zu unseren Treffen in den Ortsverbänden. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir mit den Bürgern wieder ins Gespräch kommen. Wir versuchen alle Anfragen persönlich zu beantworten.

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Welche Chancen rechnen Sie sich bei der Kommunalwahl aus?

Drosdzol: Wir sehen uns in der Lage, den Bürgermeister zu stellen und stärkste Kraft zu werden. Wir wollen uns als positive Alternative anbieten. Natürlich hat der derzeitige Bürgermeister einen Inhaberbonus. Den wird Ulrich Roland auch wieder haben, falls er antritt.

Rademacher: Wir haben in der CDU hochmotivierte Leute, von 18 Jahren bis ins Rentenalter. Frauen und Männer aus allen Berufsgruppen, die etwas bewegen möchten in der Stadt. Das ist unser großes Pfund. In letzter Zeit sind viele zu uns als zweitgrößter Partei gekommen, um sie zur stärksten Partei zu machen. Jetzt geht es darum, Menschen und Programme bekannt zu machen.

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Was haben Sie für den Wahlkampf geplant?

Drosdzol: Wir machen unter anderem Hausbesuche, Infostände und Kneipentouren.

Rademacher: Wir wollen vor allem auch junge Menschen ansprechen. Wir haben eine schlagkräftige Junge Union und versuchen, über sie Kontakte aufzubauen. Dazu sind wir auch etwa auf Instagram oder Facebook aktiv. Jung und Alt gehören für uns aber zusammen. Natürlich möchten wir auch Ältere ansprechen. Eines unser erklärten Ziele ist es, keine Spaltung in Partei und Gesellschaft zu haben. Wir brauchen Innovation von den Jungen und Erfahrung der Älteren.

Was wollen Sie denn im Falle eines Wahlsieges anders machen?

Drosdzol: Wir möchten einen anderen Politikstil führen. Wir wollen ganz ehrlich an den Defiziten arbeiten. Das wollen wir auch über eine offene Stadtverwaltung erreichen, in der Mitarbeiter Spaß haben zu arbeiten und nicht von oben alles durchgedrückt wird. Zudem wollen wir nicht alles ablehnen, nur weil die Vorschläge aus anderen Parteien kommen.

Rademacher: Wir haben schon oft erlebt, dass unsere Ideen abgelehnt werden, und wenn die SPD sie ein paar Monate später macht, werden sie umgesetzt. Wir wollen vieles einfach mal anders und neu machen.

Wie soll das konkret aussehen?

Drosdzol: Dazu gehört, auch Dinge anzupacken, die in Gladbeck nicht schön sind, über die man aber mal reden muss. Dazu gehören zum Beispiel gescheiterte Integration, die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen und Hochzeitskorsos. Das darf man laut Bürgermeister Roland nicht ansprechen, treibt die Menschen aber Richtung rechts.

Welche Gladbecker Probleme wollen Sie anpacken?

Drosdzol: Ich stelle mir seit Monaten die Frage, was so schwierig daran ist, das Personal im Bürgeramt so einzusetzen, dass es keine Wartezeit von acht Wochen gibt.

Rademacher: Denkbar ist doch etwa eine Spezial-Aktion, um die Bugwelle dort abzuarbeiten. Danach kann das Personal wieder zurückgefahren werden, wenn in dieser Zeit ein neues Konzept erarbeitet wird. So macht es doch jedes Unternehmen, wenn es sein System umstellt.

Drosdzol: Beim Erlenkrug musste mit dem Brand erst eine kleine Katastrophe passieren, bis der Bürgermeister handelt. Jetzt ist auf einmal sogar eine Enteignung im Gespräch, die wir schon vor zwei Jahren gefordert haben. Auch der Ordnungsdienst muss härter durchgreifen. Manche Bürger werfen den Mitarbeitern doch ihre Kippen vor die Füße. Die CDU ist dafür, eine gewisse Ordnung durchzusetzen, sonst funktioniert das Zusammenleben nicht.

Wie sehen Sie einem möglichen Einzug der AfD in den Rat entgegen?

Drosdzol: Das ist eine Partei, die nicht verboten ist. Wir müssen mit der AfD sprechen, dürfen sie nicht verteufeln. Dennoch täte es mir in der Seele weh, wenn sie in den Rat einzieht. Das hätte Gladbeck nicht verdient.