Gladbeck. Jens Große-Kreul führt in zweiter Generation ein Schuhgeschäft in Gladbeck. Um am Markt bestehen zu könne, lässt er sich einiges einfallen.

Der sechsjährige Theo klettert über die vielen Kartonagen, baut aus ihnen Höhlen und vertreibt sich so im Untergeschoss des väterlichen Schuhgeschäftes die Zeit. „Er ist genauso, wie ich in dem Alter war“, erinnert sich Jens Große-Kreul und schmunzelt, „und je älter ich wurde, umso klarer war für mich, dass ich das Geschäft meiner Eltern übernehmen möchte.“

Einzelhandelskaufmann gelernt - und dann noch ein BWL-Studium absolviert

So hat der heute 50-Jährige zielstrebig zunächst Einzelhandelskaufmann gelernt und anschließend noch ein BWL-Studium drangehängt. Im Jahr 2001 war es dann soweit: Jens Große-Kreul übernahm in zweiter Generation das Geschäft, das seine Eltern 1970 an der Goethestraße gegründet hatten. „Für mich als Kind war das hier unten Abenteuer pur“, erzählt der Geschäftsinhaber. Dabei sah es damals noch ganz anders aus, war doch bis 1997 eine Schusterwerkstatt integriert, in der auch noch Schuhe repariert werden konnten. Heute lagern hier Schuhkartons, wird Schriftliches sowie der Online-Versand erledigt- und es ist eben Theos Spielplatz.

Svenja Gahte hat dafür gesorgt, dass im Schuhgeschäft der Familie seit 2006 auch modische Kleidung zu kaufen gibt.
Svenja Gahte hat dafür gesorgt, dass im Schuhgeschäft der Familie seit 2006 auch modische Kleidung zu kaufen gibt. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Im Einzelhandel, saft Große-Kreul, habe sich besonders in den letzten Jahren sehr viel verändert. „Ich glaube aber, dass durch das Internet besonders die Schuhbranche regelrecht durcheinander gewirbelt wurde.“

Die Zahlen sprechen für sich. Zu „Spitzenzeiten“ habe es in Gladbeck neun Schuhgeschäfte gegeben, davon seien bis jetzt noch drei übrig geblieben. Auch am Familienbetrieb Große-Kreul ist der Wandel nicht spurlos vorübergegangen. Von drei Filialen, die in den 1990er Jahren außerhalb Gladbecks eröffnet wurden, gibt es nur noch das Geschäft in Castrop-Rauxel und aus 53 Mitarbeitern sind 20 geworden.

Große-Kreul hat Nischen gefunden und sich spezialisiert

Aber Jens Große-Kreul und seine Frau, Svenja Gathe, sind mit der jetzigen Situation zufrieden, denn sie haben Nischen gefunden und sich spezialisiert: „Alles fing 2006 mit einer Lederjacke und Jeans einer bestimmten Marke an, die ich gerne ins Sortiment nehmen wollte“, berichtet Svenja Gathe.

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Ihr Mann war zunächst nicht begeistert, doch inzwischen habe sich das geändert, denn sowohl bei den Schuhen als auch den anderen Produkten werde auf besondere Marken geachtet, „die nicht jeder hat“, so Jens Große-Kreul. Damit gewinne man eine Stammkundschaft für gehobene Ansprüche.

Darüber hinaus bezieht Svenja Gathe ihre Textilien zum großen Teil aus fairem Handel. Ein weiteres Standbein des Unternehmerehepaars ist der Online-Handel, der vor vier Jahren dazu gekommen ist. „Ich bin erst dann eingestiegen, als wir das Verfahren automatisch abwickeln konnten. So benötigen wir weniger Mitarbeiter.“

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Die Schuhkartons werden allerdings immer noch ganz analog versandfertig gemacht vom Senior, Theo Große-Kreul. Sein Sohn ist zufrieden mit diesem zusätzlichen Geschäftszweig, der ständig wachse, wie er sagt. Aber nach wie vor sei ihm das stationäre Geschäft sehr wichtig: „Wir versuchen, möglichst immer vor Ort zu sein, das wird einfach erwartet.“

Die Schuhkartons werden immer noch ganz analog versandfertig gemacht vom Senior, Theo Große-Kreul.
Die Schuhkartons werden immer noch ganz analog versandfertig gemacht vom Senior, Theo Große-Kreul. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Außerdem engagiert er sich, wie viele Geschäftsinhaber - „aber längst nicht alle“, merkt Große-Kreul an – als Vorstandsmitglied in der Werbegemeinschaft für die Stadt und ihre Menschen. „Von den Filialisten kann man das nicht erwarten, also sind wir gefragt.“

Das Geschäftshaus Hoch10 bringt mehr potenzielle Kunden in die Innenstadt von Gladbeck

Deshalb freut sich der Gladbecker auch darüber, dass der Neubau „Hoch 10“ weitere potenzielle Kunden in die Stadt bringt. Die Frequenz sei höher geworden und die Innenstadt belebter – auch weil es mehr Parkplätze gebe. Jens Große Kreul und seine Frau blicken hoffnungsvoll in die Zukunft, wobei die ihrer Kinder zu diesem Zeitpunkt „nicht planbar“ sei. „ Noch vor fünf Jahren hätte ich mir die heutige Situation auch nicht so vorstellen können“, sagt der Geschäftsmann und Realist. Seine Kinder allerdings wissen schon, was sie später machen wollen. Theo möchte Detektiv werden und die zwölfjährige Greta Lehrerin. Aber bis dahin kann ja noch viel geschehen.

1970 das erste Schuhgeschäft eröffnet

Im kommenden Jahr feiert der Familienbetrieb Große-Kreul sein 50-jähriges Bestehen.

Im Jahr 1970 eröffnete Theo Große-Kreul sein erstes Schuhgeschäft an der Goethestraße. 1973 folgte die Filiale Quick an der Hochstraße, und ein Jahr später übernahm er das 1913 eröffnete Schuhgeschäft Kahlen, das älteste Schuhhaus am Platz.

Heute führt Jens Große-Kreul in Gladbeck neben dem Stammhaus noch das Geschäft „Auftritt“ an der Hochstraße in Gladbeck.