Gladbeck. Modefachfrau Andrea Kronenberg betreibt einen Laden in der Innenstadt. Kritik übt sie am neuen Geschäftshaus Hoch10: Es hinterlässt Leerstände.
„In Gladbeck kann man doch kaum noch etwas kaufen.“ Wenn Andrea Kronenberg solche Bemerkungen hört, ärgert sie sich. Die Inhaberin eines Geschäfts für hochwertige Damen- und Herren-Oberbekleidung hat die Erfahrung gemacht, dass viele Gladbecker ihre Innenstadt deutlich negativer sehen als Auswärtige: „Zu mir kommen ehemalige Kollegen aus Düsseldorf und Kunden, die inzwischen in Berlin wohnen, und die finden unser Zentrum mit noch etlichen inhabergeführten Geschäften attraktiv.“
Andrea Kronenberg (56) ist gebürtige Gladbeckerin, hat am Riesener-Gymnasium Abitur gemacht und blieb auch in ihrer Heimatstadt wohnen, als sie in Düsseldorf arbeitete. 1996 wagte die gelernte Industriekauffrau den Schritt in die Selbstständigkeit. Im Geschäftslokal einer ehemaligen Reinigung an der Hochstraße eröffnete sie ein Herren-Modegeschäft. „Mit der hochwertigen Herrenbekleidung habe ich damals hier eine Marktlücke geschlossen.“
Mit dem Geschäft am Goetheplatz lief es nicht so gut
Allen Unkenrufer zum Trotz setzte sich Andrea Kronenberg mit Marken wie Joop, Milano, Redpoint und Windsor durch. Mehr noch: 2008 eröffneten sie und ihr inzwischen verstorbener Mann Joachim ein Damen-Oberbekleidungsgeschäft am Goetheplatz. Dass es dort nicht ganz so erfolgreich lief, lag nicht etwa am Sortiment, sondern am Standort. Andrea Kronenberg: „Ich fand den Goetheplatz schön, aber er wurde und wird nicht angenommen.“
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Vor sechs Jahren, als das Sanitätshaus direkt neben ihrem Herrenbekleidungsgeschäft geschlossen wurde, nutzte sie die Gelegenheit zur Vergrößerung ihres Geschäfts und verkauft seither im Haus Hochstraße 36/38, das schon von außen wegen der liebevoll renovierten Fassade ins Auge fällt, Damen- und Herren-Bekleidung sowie modische Accessoires. Auch bei Kleidern, Hosen, Blusen, Pullovern und Co. für Damen setzt Andrea Kronenberg auf Marken, die es anderswo in Gladbeck nicht gibt. Joop, Lieblingsstück und Blueberry gehören dazu.
An sechs Tagen in der Woche steht Andrea Kronenberg im Geschäft
Selbstständig zu sein bedeutet viel Arbeit. Andrea Kronenberg steht an sechs Tagen in der Woche, unterstützt von fünf Teilzeit-Mitarbeiterinnen, im Geschäft, besucht Messen, kümmert sich um den Einkauf. „Man muss mit Herzblut dabei sein, sonst hält man das nicht durch“, sagt die Modeexpertin. Und leichter geworden sind die Geschäfte angesichts der wachsenden Konkurrenz im Internet auch nicht gerade: „Es gibt Leute, die lassen sich von uns beraten und bestellen die Ware dann beim Online-Händler.“
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Andrea Kronenberg bedauert, dass in das neue Geschäftshaus Hoch 10, das sie optisch ansprechend findet, fast ausschließlich Geschäfte gezogen sind, die anderswo in der Innenstadt neue Leerstände zurückgelassen haben. Auch die zunehmende Zahl an Billigläden stört sie, und der Branchenmix sei vor einigen Jahren auch noch besser gewesen.
Luft nach oben
Der Branchenmix in der Innenstadt ließe sich noch verbessern, räumt auch Andrea Kronenberg ein. Der Elektromarkt, der ursprünglich in den Hoch10-Neubau ziehen wollte, hätte der Einkaufsstadt gutgetan, sagt sie. Auch ein Kinderbekleidungsgeschäft kann sie sich als Bereicherung vorstellen.
Trotzdem bleibt sie dabei: „Gladbeck ist eine attraktive Einkaufsstadt und eigentlich findet man hier alles, was man braucht.“
Aber Gladbeck habe als Einkaufsstadt nach wie vor einiges zu bieten: „Es gibt hier eben noch inhabergeführte Geschäfte mit guter Beratung und persönlichen Kontakten, manchmal sogar Freundschaften. Und Einzelhandelsverband und Werbegemeinschaft stellen schöne Aktionen auf die Beine, wie beispielsweise das Zimtsternfest. Das unterscheidet uns eben von Handelsketten und Kaufhäusern. In Gladbeck kann man gut wohnen und auch gut einkaufen.“