Gladbeck. Der 75-jährige ehemalige Pfarrer von St. Lamberti wurde vor 50 Jahren im Essener Dom zum Priester geweiht. Vor zehn Jahren ging er in Pension.

Er gilt als „guter Hirte“ seiner alten Gemeinde, als Seelsorger alter Schule, dessen ruhige Art geschätzt wird und der oft einen kleinen Witz parat hat: Altpropst Karl-Heinz Berger, der ehemalige Pfarrer an St. Lamberti, blickt in diesen Sommerwochen auf sein Goldenes Priesterjubiläum. Anfang Juli war es 50 Jahre her, dass er im Essener Dom vom damaligen Ruhrbischof Franz Hengsbach zum Priester geweiht wurde. Und Ende September wird der Jubilar noch ganz offiziell mit der Gemeinde feiern.

„Jetzt bin ich 75 Jahre alt, seit 50 Jahren Priester und wohne seit 25 Jahren in Gladbeck“, sinniert Altpropst Berger im Gespräch mit der WAZ. Und will damit sagen, dass er sich in der Stadt, in der er 15 Jahre Lamberti-Pfarrer und zeitweise auch Stadtdechant war, zuhause fühlt. Seit inzwischen zehn Jahren ist er in Pension, Gladbeck als Bürger und der Propsteipfarrei als Pastor im besonderen Dienst treu geblieben.

Das Studium war wegen des 2. Vatikanums für Berger faszinierend

Karl-Heinz Berger (li.) in einem Zeitungsbericht vor 50 Jahren in einem Bericht über die Neupriester im Bistum Essen.
Karl-Heinz Berger (li.) in einem Zeitungsbericht vor 50 Jahren in einem Bericht über die Neupriester im Bistum Essen. © WAZ | Repro: GM

Aufgewachsen ist Berger in Essen-Huttrop als eines von vier Kindern (drei Brüder, eine Schwester) einer Beamtenfamilie. Sehr religiös sei seine Familie nicht gewesen, die Mutter war eine „ganz normale Kirchgängerin“, der Vater sei da eher „zurückhaltend“ gewesen. Er legte Sohn Karl-Heinz, der mit seinen Brüdern über die intensive Jugendarbeit der heimatlichen Bonifatius-Gemeinde Zugang zum Glauben und Interesse an der katholischen Kirche gefunden hatte, aber keine Steine in den Weg, als er Theologie studieren wollte.

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Nach dem Abitur am Essener Burggymnasium studierte Karl-Heinz Berger von 1963 bis 1967 in Bonn Theologie, ging anschließend bis Sommer 1969 in Essener Priesterseminar. „Es war eine faszinierende Zeit damals, ich hatte Zweifel, ob ich mit dem Studium das Richtige tat, gleichzeitig waren wir Studenten ganz angetan von dem 2. Vatikanum, mit dem sich die Kirche damals den Fragen der Zeit öffnete.“ Es sei eine Aufbruchstimmung spürbar gewesen, die ihn mitgerissen und überzeugt habe: „Es war der richtige Entschluss, da wollte ich mitmachen.“

Als „Schlagsahnen-Pastor“ betreute er die Frauenorganisationen im Bistum

2009 wurde Karl-Heinz Berger verabschiedet. Er ging aus gesundheitlichen Gründen früher in den Ruhestand. Das Foto zeigt ihn mit Nachfolger André Müller und Weihbischof Franz Grave.
2009 wurde Karl-Heinz Berger verabschiedet. Er ging aus gesundheitlichen Gründen früher in den Ruhestand. Das Foto zeigt ihn mit Nachfolger André Müller und Weihbischof Franz Grave. © WAZ FotoPool | Hopfe, Michaela

Nach der Weihe im Essener Dom am 4. Juli 1969 („wir waren damals zu acht“) wurde der junge Berger nach zwei Kaplanstationen Diözesan-Frauenseelsorger. „Schlagsahnen-Pastor nannten mich meine Mitbrüder damals scherzhaft.“ Jahre später (1987), nach einer ersten Pfarrer-Stelle in Altenessen, gelang ihm der Sprung in die Studentenseelsorge an der Uni Bochum, eine Aufgabe, die er gern schon früher übernommen hätte. Berger betreute die Theologiestudenten, unter anderem lief ihm dort der heutige Propst André Müller über den Weg.

1994 schließlich kam Berger nach Gladbeck, wurde Nachfolger von Rudolf ten Hompel. „Als erstes betätigte ich mich als Einreißer der Mauer, die damals zwischen Chor und Altar stand.“ Ansonsten baute er aber viel auf: zweimal das Pfarrzentrum (einmal neu, nachdem es abgebrannt war), ein neues Kirchendach, danach kam die komplette Kirchensanierung.

Den Gottesdienst beendet Berger immer gern mit einem Witz

In seine Zeit als Stadtdechant (seit 1996) fielen aber auch die ersten Schritte zur Restrukturierung der Kirche mit Pfarrzusammenlegungen. „Eine verflixte Aufgabe war das, wir versuchten, möglichst viele auf diesem Weg mitzunehmen“, so Berger, der seine Gottesdienste immer gern so feierte, „dass die Menschen mit einem frohen zuversichtlichen Herzen aus der Kirche gingen“. Der erhobene Zeigefinger bei der Predigt war nie seins, meistens aber der kleine Witz nach dem Schlusssegen.

In Winterberg geboren

Karl-Heinz Berger wurde am 14. September im Kriegsjahr 1943 geboren – in Winterberg. Die Mutter war wegen der Fliegerangriffe evakuiert. Der Vater stammte aus Gladbeck, wo die Großeltern noch lange lebten.

Das Priesterjubiläum wird gefeiert am Sonntag, 22. September, 11 Uhr, mit einem Festgottesdienst in der Lambertikirche, zu dem die Essener Domsingknaben kommen. Anschließend empfang im Pfarrzentrum.