Gladbeck. Die Handwerksbetriebe profitieren laut Kreishandwerkerschaft von der guten Konjunktur. Die Firmen klagen gleichzeitig über Fachkräftemängel.

Die Konjunktur brummt – und auch Gladbecks Handwerker profitieren davon. Viele Handwerksbetriebe melden volle Auftragsbücher und sind über Wochen ausgebucht. Teils bis zu acht Wochen müssten Kunden auf einen Termin warten, weiß Egbert Streich, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe. Besonders eng sei es im Elektrobereich und bei den Heizungs- und Sanitärbetrieben.

Auch das Bauhandwerk melde eine deutliche besser Lage als vor drei oder vier Jahren, so Streich, dessen Kreishandwerkerschaft die Handwerksbetriebe in Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck betreut. „Kunden brauchen Geduld, die Firmen arbeiten teils an ihrer Leistungsgrenze.“ Auch der Tiefbau stehe nach einer Marktbereinigung vor einigen Jahren gut da. Ebenso melde das Metallhandwerk eine Nachfrage auf hohem Niveau – wenn die Aufträge aus dem privaten Bereich kommen. Als Zulieferer für die Maschinenbaufirmen spürten sie aber langsam die abflauende Weltkonjunktur.

Firmen sind weiterhin flexibel bei Notlagen von Kunden

Auch die Stadt engagiert gerade in den Sommerferien Handwerksbetriebe – hier für die Erweiterung der Mosaikschule an der Horster Straße.
Auch die Stadt engagiert gerade in den Sommerferien Handwerksbetriebe – hier für die Erweiterung der Mosaikschule an der Horster Straße. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

„Man müsste zehn Hände haben“, bestätigt der Rentforter Elektromeister Ludger Tautz die gute Auftragslage in seiner Branche. Bis zum nächsten Sommer sei seine Firma mit zwölf Leuten bei größeren Aufträgen quasi ausgebucht. „Wir konzentrieren uns schon nur noch auf unsere Hauptgeschäftsfelder.“ Allerdings sei man flexibel genug, bei einer Notlage Aufträge von Privatleuten kurzfristig zu übernehmen. „Das geht dann aber nach Wichtigkeit.“ Von einem Auftragspolster über drei, vier Wochen berichtet auch Elektromeister Ralf Wünnemann in Brauck. „Wir haben durchgängig zu tun.“

Auch Frank Steinbock, Mitinhaber des gleichnamigen Heizungs- und Sanitärbetriebs mit 15 Mitarbeitern, hat bestens zu tun. „Wir sind über Wochen ausgebucht.“ Die Leute investierten derzeit viel, weil es fürs Geld keine Zinsen gebe. Bei Kleinaufträgen versuche man, sie im Notfall dazwischen zu bekommen. Auch die Tiefbaufirma Carl Dume meldet eine gute Auftragslage. „Für die nächsten zwei, drei Monate haben wir Aufträge“, so Geschäftsführer Markus Dume. Allerdings meint er zu spüren, dass „der Höhepunkt überschritten ist“.

Unternehmen klagen über einen Mangel an Fachkräften und Azubis

Viel zu tun: Seniorchef Friedrich Steinbock (l.), Andreas Stasch, seit 40 Jahren Mitarbeiter im Installationsbetrieb Steinbock (M.), und Juniorchef Frank Steinbock.
Viel zu tun: Seniorchef Friedrich Steinbock (l.), Andreas Stasch, seit 40 Jahren Mitarbeiter im Installationsbetrieb Steinbock (M.), und Juniorchef Frank Steinbock. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Alle Unternehmen klagen über einen Mangel an Fachkräften und an Auszubildenden, was die Lage in der gegenwärtigen Situation verschärfe. „Man könnte einstellen, findet aber niemanden“, so Frank Steinbock. Egbert Streich von der Kreishandwerkerschaft bestätigt: „Es fehlt jetzt in der Zeit der guten Konjunktur überall qualifiziertes Personal.“

So könnten viele Aufträge nicht so schnell abgearbeitet werden, wie es wünschenswert wäre. Derzeit gebe es einen regelrechten Mitarbeitermarkt. Und was die Zukunft anbelangt: Bei vielen Jugendlichen habe der Handwerksberuf keinen guten Ruf. Und die, die sich bewerben, erfüllten oft nicht die Anforderungen.

Kaum Auswirkungen auf die Preise

Trotz der guten Konjunktur und vieler Aufträge: Die Preise für Handwerksleistungen sind nach Beobachtungen der Kreishandwerkerschaft „einigermaßen stabil geblieben“. Es gebe noch genug Wettbewerb. „Mondpreise“ könne sich schon gar kein Betrieb erlauben, so Egbert Streich, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.

Nach wie vor ungern, so die Kreishandwerkerschaft, arbeiteten die Handwerksbetriebe für die öffentliche Hand. Nach wie vor sei die Zahlungsmoral privater Auftraggeber besser als die der Städte.