Gladbeck. In gleichen Jahr entstand der Kreis Recklinghausen. Verwaltet wurde das kleine Dorf mit seinen Bauerschaften von der Bürgermeisterei Buer.
Mit dem berühmten – etwas sperrig klingenden – Reichsdeputationshauptschluss von 1803 begann auch im Dorf Gladbeck und seinem Kirchspiel der Aufbruch in neue Zeiten: Es war das Ende der Kirchenherrschaft und letztlich das Ende der mittelalterlichen Strukturen.
Neuer Herr im Vest Recklinghausen war der Herzog von Arenberg. In seine Zeit als Souverän fiel im Januar 1808 die Verordnung, die den Code Napoleon als geltendes Recht einführte. Damit erfüllten sich die lange gehegten Hoffnungen der Bauern: Sie waren frei! „Von dem Tage, da diese Verordnung verkündet wird, anzurechnen, bleibt alle Leibeigenschaft und Eigenbehörigkeit aufgehoben“, heißt es wörtlich. Allerdings: Trotz der Rechtsänderung änderte sich im Alltag zunächst wenig, mussten vor allem weiter Abgaben geleistet werden. Aber die gutsherrliche Gerichtsbarkeit und die Zwangsdienste waren abgeschafft.
Seit 1811 wurde Gladbeck von der Bürgermeisterei Buer verwaltet
Zu diesem Zeitpunkt lebten in Gladbeck 94 Bauern, 42 Kötter, 46 Pferdekötter (Ackersleute), drei Halbbauern und 28 Knechte. Die Hofesgröße lag zwischen bei 50 bis 100 Morgen, wobei ein Morgen die Fläche ist, die ein Landwirt mit zwei Pferden an einem Morgen pflügen konnte – etwa 2000 bis 2500 Quadratmeter. Es dauerte bis in die 1820er Jahre, bis sich die Bauernbefreiung wirklich durchsetzte.
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1811 kam das Vest und damit Gladbeck unter die Herrschaft des Großherzogtums Berg: Es gab ersten Verwaltungsreformen, durch die das Kirchspiel Gladbeck nach Jahrhunderten aufgelöst wurde, was die Bedeutung der Ortschaft Gladbeck schmälerte: Das Dorf und die Bauerschaften Brauck und Butendorf wurden von der neu gegründeten Mariie (Bürgermeisterei) Buer mitverwaltet, Ellinghorst, Rentfort und Zweckel gehörten zur Mariie Kirchhellen. Gladbeck zählte zu diesem Zeitpunkt rund 2300 Einwohner.
Ein Zurückdrängen der kirchlichen Autoritäten
Die Verwaltungsänderungen dieser Zeit waren ein Machtzeichen der neuen staatlichen Autorität, sie waren aber auch ein Ausdruck der Verweltlichung der Gesellschaft: Sie waren eine Zurückdrängung der Kirche und ihres Einflusses auf das Alltagsleben der Menschen. So ging etwa die Führung des Personenstandregisters vom Pfarrer auf den Maire (Bürgermeister) über.
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Nach Napoleon Niederlage 1815 und dem anschließenden Wiener Kongress kam es zu großen Neuordnungen in Europa – auch hierzulande: Das Vest Recklinghausen wurde ein Teil Preußens, das die Provinzen Westfalen und die Rheinprovinz zugesprochen bekam. Aus dem Vest wurde 1816 der Kreis Recklinghausen, der fortan von einem Landrat verwaltet wurde. In Westfalen entstanden drei Regierungsbezirke, im Regierungsbezirk Münster wurden zehn Landkreise installiert. Offiziell gegründet wurde der Kreis Recklinghausen per Dekret am 10. August 1816. Insgesamt gehörten zum neuen Kreis die Städte Dorsten und Recklinghausen sowie 28 Landgemeinden und Kirchspiele.
1819 kommt Wilhelm Tosse in das Amt des Bürgermeisters
Nach zehn Jahren wurden 1821 die Grenzen der Bürgermeistereien neu eingeteilt und die Zersplitterung des Kirchspiels Gladbeck rückgängig gemacht: Zweckel, Rentfort und Ellinghorst kamen zurück ins alte Kirchspiel. Gladbeck blieb aber in der Bürgermeisterei Buer, wo Wilhelm Tosse seit 1819 Bürgermeister war (bis 1855) und in dieser Funktion auch für Gladbeck zuständig blieb. Er machte sich später auch als Verfasser einer ersten Gladbecker Chronik einen Namen. 1821 weist Tosse die erste amtliche Einwohnerzahl für Gladbeck aus: exakt 2367.
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Eine weitere ganz wichtige erste Arbeit unter preußischer Verwaltungsherrschaft war auch die genaue Erfassung und Vermessung des Kirchspiels: So entstand 1823 das Urkataster Gladbecks. Die genaue kartographische Erfassung des Dorfes und seiner Bauerschaften nahm ein preußisches Vermessungsteam unter Leitung des Geometers Döllinger in den Jahren 1822 und 1823 vor. Erfasst wurden die komplette Oberflächenstruktur und die Besitzverhältnisse.
Urkataster gibt einen Überblick über die Siedlungsstruktur in Gladbeck
Diese Karte gab und gibt einen guten Überblick über die damalige Landschaftsstruktur, aber auch über die Siedlungsgefüge des Kirchspiels. Das genaue Feststellen der Besitzverhältnisse war ein unbedingtes Muss als Folge der Bauernbefreiung und Abschaffung der Leibeigenschaft und der damit verbundenen Aufteilung des Gemeineigentums, der Markenteilungen. Mit den neuen Rechten konnten die Bauern und Kötter Besitzer ihrer Höfe werden. Das Urkataster erlangte die Bedeutung eines der wichtigsten Dokumente jener Jahre.
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Von all den Verwaltungsaufgaben bekamen normale Gladbecker nicht viel mit, sie hatten immer nochgenug andere Sorgen als die neue preußische Administration.
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In 2019 wird die Stadt Gladbeck 100 Jahre alt. Anlass für uns, die Geschichte Gladbecks, die vor 1000 Jahren begann, in Serie darzustellen. Quellen sind die Bücher „Geschichte der Stadt Gladbeck“ von Rainer Weichelt, „Gladbeck“ von Harald Neumann, „Verdrängte Jahre – Gladbeck unterm Hakenkreuz“ von Frank Bajohr, „Feuersturm an der Ruhr“ aus dem Klartext-Verlag, die Dokumentation „Glabotki ist nicht!“ von Erna-Johanna Fiebig und Rainer Weichelt, die Chronik „40 Jahre Amt Gladbeck“ von Ludwig Bette (von 1925), Expertisen aus dem Stadtarchiv sowie verschiedene Aufsätze von Heimatforschern.
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