Gladbeck. Meisen sind viel zu klein, um die ausgewachsenen Raupen zu fressen, heißt es beim ZBG. Aber den Versuch in Holland will man im Auge behalten.
Statt die Giftspritze einzusetzen, versucht eine kleine Gemeinde in den Niederlanden, den Eichenprozessionsspinner (EPS) auf natürliche Art und Weise zu bekämpfen. Vögel sollen die Raupen mit den gefährlichen langen Härchen fressen. Bernhard Schregel, Grün-Experte beim ZBG, hat auch schon von dieser Methode gehört. Er bleibt allerdings eher skeptisch, was den tatsächlichen Erfolg dieses Versuchs im Nachbarland angeht.
In Groesbeek hat die Gemeinde Nistkästen an Eichenbäumen aufgehängt
An einer Straße im niederländischen Groesbeek sind im April testweise Nistkästen an Eichenbäumen aufgehängt worden.
Allergische Reaktionen
Die Härchen des Eichenprozessionsspinners enthalten ein Nesselgift, das bei Hautkontakt allergische Reaktionen hervorrufen kann. Zwischen dem Kontakt und den ersten Symptomen, so Apothekersprecherin Dorothee Pradel, können einige Stunden liegen.
Mit der Luft gelangen die Härchen zudem leicht in Augen und Atemwege und können dort Mund, Nase und Rachen reizen. „Schlimmstenfalls hat das schmerzhaften Husten oder asthmatische Beschwerden zur Folge“, so Pradel. „Häufige Begleitsymptome sind Schwindel, Fieber und Müdigkeit, in Einzelfällen kann es auch zu allergischen Schockreaktionen kommen.“ Dann sollte man einen Arzt oder eine Apotheke aufsuchen.
Ist ein Raupenhaar ins Auge gelangt, sollte man auf jeden Fall zum Augenarzt gehen.
So wurden Rotkehlchen, Blau- und Kohlmeisen angelockt, die dann die die Raupen gefressen haben sollen.
Die Gemeinde ist davon überzeugt: Es funktioniert! Schregel allerdings ist der Meinung, dass diese Vogelarten viel zu klein sind, um zumindest die ausgewachsenen Raupen fressen zu können.
Einzig der Kuckuck sei groß genug dafür. „Aber davon gibt es einfach viel zu wenige“, sagt Schregel. Da die enorme Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners allerdings mittlerweile auch in Gladbeck ein ernsthaftes Problem darstellt, will der ZBG-Mann den Versuch in Groesbeek auf jeden Fall auch weiter im Auge behalten. „Wir probieren alles aus, aber es sollte schon Sinn machen“, betont Schregel. Mittlerweile ist in Gladbeck jede zweite Eiche von den EPS-Raupen befallen. Drei kleine Wäldchen – an der Gecksheide, der Frentroper Straße und an der Musikschule – musste die Stadt schon sperren.
Bis Ende Juli wird das Problem auf jeden Fall noch bestehen bleiben
Und auch Bernhard Schregel hört immer öfter von Menschen, die allergisch auf die Raupenhärchen reagiert haben. Und das, obwohl sie sich von den Bäume fern gehalten haben.
„Die Raupen können zwar nicht fliegen, sondern nur von Baum zu Baum kriechen. Aber wie werfen ihre Härchen ab, wenn sie sich gestört fühlen, und die können sehr weit durch die Luft tanzen.“ Schregel rät also auf jeden Fall zur Vorsicht.
Bis Ende Juli ist diese Vorsicht nach Auskunft des ZBG-Experten auf jeden Fall noch angebracht. Dann schlüpfen Nachtfalter aus den Raupen. Zurück bleiben allerdings die Nester und mit ihnen die Härchen, die die Raupe dort abgeworfen hat. „Von den Raupenhaaren kann sogar noch einige Jahre eine Gefahr ausgehen, wenn die Nester nicht zerstört werden“, erklärt Bernd Schregel.
Die Brutzeit der Vögel beginnt Anfang März
Er rechnet außerdem fest damit, dass der Eichenprozessionsspinner sich auch im nächsten Jahr wieder zu einem großen Problem entwickeln wird. Bis dahin will man auf jeden Fall weiter auf die Suche nach einer Lösung des haarigen Problems gehen. Schregel: „Die Brutzeit bei den Vögeln beginnt Anfang März. Insofern hätten wir auch noch jede Menge Zeit, im Winter einige Nistkästen an Eichen anzubringen.“ Bis dahin könne man ja beobachten, wie sich der Versuch mit Rotkehlchen und Meise als natürliche Raupen-Fressfeinde in der Gemeinde Groesbeek weiter entwickelt hat.