Ruhrgebiet. Der Eichenprozessionsspinner ist wieder da. Besonders Dortmund ist befallen. Die Stadt hat Parks, Friedhöfe und ein Freibad geschlossen.
Hundewiese, Grillplatz: gesperrt. Bootsverleih, Minigolf: kein Zutritt. Bogenschießen, klettern: fällt aus. Der stolze, alte, große Fredenbaumpark in Dortmund ist verrammelt, Absperrgitter stellen sich quer in allen Zugängen., und die Begründung der Stadt steht immer auf dem Schild daneben: „Akute Gesundheitsgefahr Eichenprozessionsspinner.“
Die Raupe EPS ist wieder da, deren Gifthaare Juckstellen und im Extremfall Atemnot und einen allergischen Schock bewirken können. Am Niederrhein macht sie sich breit, „Hünxe befallen“ meldet die Gemeindeverwaltung und stellt Prioritäten auf, wo die Nester als erstes abgesaugt und verbrannt werden: Spielplätze, Kindergärten, Sportanlagen ...
Mehrere Städte mussten Schulen und Kitas vorübergehend sperren
In Bochum litt „Kemnade in Flammen“ unter einschlägigen Absperrungen; in Oberhausen wollten die Nachbarn einer Eiche an den Kragen, die jedes Jahr aufs Neue befallen wird; in Duisburg, Voerde und Witten sperrten die Städte Schulen und Kitas vorübergehend, bis Schädlingsbekämpfer in Schutzanzügen die gefährlichen Nester entsorgt hatten. Alles nichts gegen Dortmund.
Denn nicht nur der Fredenbaumpark ist gesperrt. Auch der Hoesch-Park ist es, der Mengeder Volksgarten, zwei Friedhöfe, ein Freibad, „Jeder, der Expertenwissen hat, ist derzeit im Einsatz“, sagt Stadtsprecher Christian Schön. Und am Dienstag kommt aus dem Rathaus noch der Appell hinzu, vier Wälder im Norden nicht mehr zu betreten. Denn „hier ist es kaum möglich, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, weil die Bereiche mit Hubwagen und Spezialausrüstung nicht gut zugänglich sind“.
Experten raten: Weggehen, Hautpartien bedecken, Fenster schließen
Trotzdem zeigen die letzten Tage: Manche Menschen ignorieren die Warnungen, darunter auch Familien mit Kindern, die die Gefahr durch die kleine Raupe unterschätzen. Dabei raten alle Fachleute dasselbe: sich fern halten oder weggehen, offene Hautpartien abdecken, auf keinen Fall die Raupen berühren oder die Nester herabschlagen. Das wirbele die Brennhaare erst recht auf. Und wer neben einer befallenen Eiche wohnt, macht besser die Fenster zu.
„Massenvermehrung beim Eichenprozessionsspinner wurden schon in den 30er-, 50er- und 80er-Jahren registriert“, heißt es beim Naturschutzbund Nabu. Doch deutet manches darauf hin, dass er bald noch öfter kommt: Er profitiert von warmen Jahren und Frühjahren und lässt sich gern nieder auf frei stehenden, besonnten Eichen. Die Stadt Dortmund jedenfalls geht davon aus, dass „der EPS auch in den kommenden Jahren auftreten wird“ und dass das befallene Areal „sich durchschnittlich um 7,5 Kilometer pro Jahr erweitert“.