Gladbeck. . Heike Becker leitet einen Freizeittreff für Kinder, hört oft Geschichten über Mobbing. Und sie ärgert sich über Schulministerin Yvonne Gebauer.
Heike Becker hat schon viel gehört. Von Kindern, denen Klassenkameraden das Geld abnehmen und die sich dann kein Mittagessen mehr kaufen können, von Kindern, die jeden Morgen mit Bauchschmerzen aufwachen, weil sie Angst haben, in die Schule zu gehen und von Kindern, denen ein Mitschüler einen Finger bricht.
Und sie hört von Schulministerin Yvonne Gebauer, dass in Schulen alles gut laufe. „Zwischen Theorie und Praxis liegen manchmal Welten“, sagt die Brauckerin, die einmal wöchentlich einen Jugendtreff in Gelsenkirchen leitet und sich über die Aussage der Ministerin ärgert.
Kinder erzählen ihrer Vertrauensperson vieles
Heike Becker steht in engem Austausch mit den Jungen und Mädchen, die den Treff der evangelischen Kirche besuchen. „Die Kinder sehen mich als Vertrauensperson und erzählen mir sehr viel.“ Sie sieht, wie die Schüler und zum Teil schon die Kita-Kinder unter Mobbing leiden. „Ich habe schon oft mitbekommen, dass Mobbing schon in der Kita passiert“, sagt die 54-Jährige.
In den zehn Jahren, in denen sie in dem Treff aktiv ist, seien die Fälle immer mehr geworden. „Ich finde die Entwicklung beunruhigend.“
Mitverantwortlich macht sie auch die Eltern. „Einige sitzen viel am Computer, wollen nicht gestört werden, andere arbeiten Vollzeit, und gemeinsame Mahlzeiten in den Familien werden immer seltener.“ Doch gerade die seien eine gute Gelegenheit, um miteinander ins Gespräch zu kommen. „Wenn nicht mehr geredet wird, fallen auch Lösungsvorschläge innerhalb der Familie weg.“ Die gelernte Kinderpflegerin sieht die Gefahr, dass, wenn nicht mehr miteinander geredet wird, Kinder in die Täterrolle rutschen.
Mit den Kindern zusammen ein Buch entwickelt
Umso stolzer ist Heike Becker, dass sie mit den Jungen und Mädchen ihres Freizeittreffs nun ein Projekt auf den Weg
Unterstützer gesucht
Heike Becker würde gerne jeder Kita und jeder Grundschule in Gladbeck und Gelsenkirchen eines ihrer Bücher zur Verfügung stellen.
Dazu hofft sie auf Hilfe von Organisationen, Firmen oder Vereinen, die das Projekt mitfinanzieren.
Kontakt zu Heike Becker per Mail: hkllbecker@yahoo.de
Ihr erstes Projekt, das Buch „Die Schnecke Maxi“, war unter anderem in der Humboldt-Buchhandlung und in der Gladbeck Information erhältlich. Sie hofft, dass sie das auch für ihr neues Buch realisieren kann.
gebracht hat. Denn einige von ihnen kämen aus schwierigen Verhältnissen. „Und die laufen öfter Gefahr, selbst Täter zu werden“, weiß Becker. Die Erlebnisse der Vier- bis 13-Jährigen hat sie in einer Geschichte gebündelt, die Jungen und Mädchen haben dazu passende Bilder gemalt. Entstanden ist daraus ein Buch: „Leon sagt Nein!“.
Darin geht es um den Jungen Leon, der immer wieder von einer Gruppe rund um einen Anführer geschlagen und geärgert wird. Auch Geld nehmen sie Leon ab. Eines Tages kommt es zur Eskalation, Leon stellt sich gegen den Anführer, der ihn daraufhin einen Finger bricht. Leons bester Freund holt eine Lehrerin herbei, die einen Krankenwagen ruft und anschließend mit den Schülern über das Thema Mobbing spricht.
Es ist letztlich eine wahre Geschichte
Auch wenn Leon und der Gruppen-Anführer danach keine Freunde werden, sie gehen sich zumindest aus dem Weg. „Durch die Bündelung aller Erlebnisse der Kinder ist es letztlich eine wahre Geschichte“, sagt Becker. Auch wenn das Buch nicht perfekt sei, viel Mühe hätten sich die Jungen und Mädchen damit gegeben. „Es ist authentisch, denn ist von Kindern für Kinder.“
Das Buch soll ein Mutmach-Buch sein. „Ich höre oft, dass sich Kinder nicht trauen einzugreifen, wenn etwa ein Mitschüler geärgert wird. Dabei kann es auch eine Stärke sein, um Hilfe etwa bei Lehrern zu bitten.“
Heike Beckers Wunsch ist nun, dass Erzieher Kita-Kindern oder auch Lehrer Grundschülern das Buch vorlesen werden. Denn Projekte an weiterführenden Schulen setzen für die Brauckerin viel zu spät an. „Das hilft den Kindern, die Mobbing schon in der Kita oder in der Grundschule erfahren, nicht“, ist die 54-Jährige überzeugt. Und überhaupt findet sie: „Das Thema Mobbing muss mehr Aufmerksamkeit bekommen.“