Gladbeck. . Drei Schuldnerberaterinnen arbeiten beim Sozialamt. Sie helfen Privatpersonen aus der Misere. Vorausgesetzt, die Betroffenen sind motiviert.

Die Schuldenfalle, sie schnappt oft schneller zu als man denkt. Ein dauerhaft überzogenes Konto, Rechnungen, die zu Mahnungen werden. Das alles angesammelt in einem Haufen von seit Monaten ungeöffneter Post.

330 Beratungen im vergangenen Jahr

Wer in Gladbeck als Privatperson die Übersicht über seine Finanzen verloren hat, der kann sich hilfesuchend an die Schuldnerberatung beim Sozialamt wenden. „1260 Bürger haben das im vergangenen Jahr getan. Daraus entstanden sind 330 längerfristige Beratungen“, erklärt Beate Mayrhofer, die bereits seit 2001 bei der Schuldnerberatung der Stadtverwaltung arbeitet. Seit kurzem vervollständigen Özgül Capraz und Sandra Schwermer das Team der Fachfrauen in Sachen Finanzen.

Bei jungen Menschen sind es oft die Handyverträge, die sie in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Aber auch das Shoppen im Internet – egal in welchem Alter – ist nicht ohne Risiko. Veränderte Lebensumstände, wie Scheidung oder der Verlust des Jobs, können ebenfalls schnell zu einer finanziellen Schieflage führen.

Es ist von Vorteil, sich rechtzeitig Hilfe zu holen

Doch egal, welche Gründe die Krise auch ausgelöst haben: Von Vorteil ist es auf jeden Fall, sich rechtzeitig Hilfe zu holen.

Die Terminvergabe

Drei bis sechs Monate dauert es aktuell, bis man einen Termin bei der Schuldnerberatung der Stadt erhält. Härtefälle – zum Beispiel bei drohenden Stromsperren oder dem Verlust der Wohnung – werden vorgezogen.

Termine werden über das Sozialamt vereinbart. Dort erhält man ein Formular, auf dem man die wichtigsten Eckdaten notieren kann. So können dringende Fälle vorgezogen werden.

Nach einer dreimonatigen Wartezeit auf einen Termin erhält man auf jeden Fall schon mal eine Einladung zu einer Infoveranstaltung, bei der die ersten Punkte abgeklärt werden können.

Amt für Soziales und Wohnen, Wilhelmstraße 8. Öffnungszeiten: montags bis donnerstags 8.30 bis 15.30 Uhr, freitags 8.30 bis 12 Uhr. Telefon: 99 26 01

„Am besten“, sagt Sandra Schwermer, „direkt nach der ersten Mahnung.“ Denn umso kleiner ist der Berg, den die Betroffenen gemeinsam mit den Beraterinnern abzuarbeiten haben. Doch Härtefälle gibt es natürlich auch. Beate Mayrhofer ist im Laufe der Jahre bereits mit einigen konfrontiert worden. „Das ging bis zu einem Ratsuchenden, der mit einem Umzugskarton voller ungeöffneter Schreiben hier ankam.“ So groß sei die Panik vor dem Öffnen der Briefe gewesen, dass Mayrhofer die ersten Schreiben gemeinsam mit ihm öffnen musste. „Das kann dann aber auch ein erlösende Wirkung haben, und man ist anschließend bereit, sich seiner Situation zu stellen“, so Mayrhofer.

In vielen Fällen steht am Ende der Beratung die Privat-Insolvenz. Die gilt es zu durchstehen, damit danach ein Neuanfang möglich ist. Kommen jüngere Menschen – Studenten oder Auszubildende – in die Beratung, sei die Motivation aber groß, genau diesen Schritt zu vermeiden, um möglichst unbelastet ins Berufsleben starten zu können. „Da versuchen wir dann, andere finanzielle Möglichkeiten auszuschöpfen“, erklärt Özgül Capraz.

Kein Vergleich mit Peter Zwegat

Anders als der TV-Schuldnerberater Peter Zwegat führen die Fachfrauen vom Sozialamt übrigens keine Hausbesuche durch, sondern die Beratungen finden ausschließlich im Sozialamt statt. „Das muss man mittlerweile tatsächlich immer wieder betonen, weil die Leute nach Ausstrahlen der Sendung mit Zwegat eine ganz andere Erwartungshaltung hatten“, sagt Sachgebietsleiterin Iris Berger. Und noch einen wichtigen Unterschied zum TV-Schuldnerberater gibt es: Die Schuldenaufstellung, die Zwegat mal eben mit dem Edding an der Flipchart erstellt, die findet bei den Expertinnen weitaus ordentlicher statt – nämlich am Computer.