Gladbeck. . Für Gladbecker Pflegekräfte gehören Beleidigungen und Handgreiflichkeiten zum Alltag. Einen Sicherheitsdienst soll es aber nicht geben.

Beleidigungen, aber auch Geschrei und Handgreiflichkeiten, gehören für Pflege-Personal immer wieder zum Alltag. Während etwa in Bochumer Kliniken ein Sicherheitsdienst eingesetzt wird, kommt ein solcher für das Gladbecker St. Barbara-Hospital nicht in Frage.

„Ein uniformierter Sicherheitsdienst mit fremdem Personal könnte eher eine Eskalation begünstigen“, sagt Wulf-Christian Jordan, Deeskalationstrainer und stellvertretender Vorsitzender der Mitarbeitervertretung der St. Augustinus GmbH, zu der auch das St. Barbara-Hospital gehört. Die Klinik setzt auf Schulungen ihrer Mitarbeiter. Physischen aber auch verbalen Übergriffen will die Klinik so präventiv entgegenwirken.

Grund sind oft belastende Situationen

Mechtild Eckholt, Einrichtungsleiterin des Eduard-Michelis-Hauses,
Mechtild Eckholt, Einrichtungsleiterin des Eduard-Michelis-Hauses, © Thomas Goedde

Auch wenn es sich bei Übergriffen um Einzelfälle handelt: Jordan sieht den Grund für immer wieder sich aggressiv verhaltende Patienten auch in den oftmals belastenden Situationen. Besonders in der Notaufnahme sei der Stresspegel bei Patienten und Angehörigen oftmals sehr hoch. „Das kann zu negativen Gefühlen und Aggressionen auf Seiten unserer Patienten führen. Und auch Angehörige haben oft starke Sorge, die sich in intensiven Emotionen zeigen kann.“ Oft gebe es auch wenig Verständnis für Abläufe im Krankenhausbetrieb oder bei nicht erwarteten Diagnosen.

Auch Mechtild Eckholt, Leiterin des Seniorenheimes Eduard-Michelis-Haus, kennt Fälle, in denen sich Patienten aggressiv gegenüber ihren Mitarbeitern verhalten. „Gewalt spielt in der heutigen Gesellschaft eine große Rolle. Das macht vor unseren Türen keinen Halt“, sagt sie.

Die Schulungen sind freiwillig

Die Teilnahme an den Deeskalationsschulungen für die Mitarbeiter des St. Barbara-Hospitals ist freiwillig, bislang sind aus der Gladbecker Klinik etwa 24 Mitarbeiter geschult worden.

Auch u.a. das Diakonische Werk als Träger des Marthaheimes und des Vinzenzheimes bietet freiwillige Schulungen für die Mitarbeiter an.

Gerade Demenzerkrankte erlebten Situationen, in denen sie glauben, sich wehren zu müssen. Etwa dann, wenn sie sich in einer Kriegssituation befinden. Nach außen erscheine die Wehr dann wie ein Angriff. „Bei uns leben auch Frauen, die im Krieg vergewaltigt wurden.“ Wenn diese etwa im Intimbereich gewaschen werden sollen, sei es klar, dass sie sich wehren. „Sie schlagen dann auch mal zu und sagen, dass sie das nicht wollen.“

Vorfälle werden in Teamsitzungen thematisiert

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Für die Mitarbeiter sei wichtig, dass es einen Austausch gibt und klar wird, dass es jeden Mitarbeiter betreffen kann. Daher seien Vorfälle auch immer wieder Thema in Teamsitzungen. Ob die Fälle körperlicher und verbaler Gewalt zugenommen haben, kann Eckholt nicht sagen. „Diese Themen gab es immer, nur heute wird darüber gesprochen.

An körperliche Gewalt gegenüber seinen Mitarbeitern kann sich Stefan Horn, Inhaber des gleichnamigen Pflegedienstes, nicht erinnern. „Es kommt aber immer mal wieder zu Beschimpfungen.“ Es gebe einige Menschen, die bei bestimmten Erkrankungen verbal ausfällig werden. „Im Moment haben wir etwa in der Tagespflege einen Patienten, der immer wieder Anzüglichkeiten heraus haut.“

Den Rat, den er seinen Mitarbeitern im Umgang mit schwierigeren Patienten gibt, hängt vom Einzelfall ab. „Mir ist wichtig, dass wir allen Menschen respektvoll begegnen.“ Die Notwendigkeit, für seine Mitarbeiter Deeskalationstrainings anzubieten, sieht Horn nicht. Schwierige Fälle würden auch bei ihm im Team besprochen.