Gladbeck. . Die Künstlerin Mirjam Völker malt Behausungen, die alles sind – nur keine Orte der Geborgenheit. Die Neue Galerie Gladbeck stellt ihr Werk aus.
Jedes Haus, jede noch so kleine Hütte steht ja eigentlich in erster Linie für eines: Sie sollen den Menschen, die sie nutzen, Schutz und Sicherheit bieten. Nicht so die Behausungen auf den Bildern von Mirjam Völker. Den Zweck, das sich jemand in ihnen geborgen fühlt, erfüllen sie nicht – oder vielleicht auch nicht mehr. Diesen Punkt lässt die Künstlerin ganz bewusst offen. Ihre Bilder sind so zu sagen eingefrorene Wendepunkte. Wie es danach weiter geht? Was davor war? Das spielt so überhaupt keine Rolle.
„Abseite“ ist der Titel der Ausstellung mit Bildern von Mirjam Völker
„Abseite“ ist der Titel der Ausstellung mit Werken von Mirjam Völker, die ab Freitag, 5. April, in der Neuen Galerie Gladbeck zu sehen ist. Und wie der Titel schon verrät, liebt die Meisterschülerin des renommierten Leipziger Künstlers Neo Rauch das Doppel- und das Vieldeutige.
Abseite bezeichnet einmal in der Architektur den Raum, der entsteht, wenn man auf einem Dachboden durch eine Trennwand eine Begradigung schafft. Gemeint ist natürlich aber auch das Abseitige oder auch Abwegige.
Mirjam Völker spielt mit den Begriffen, so wie auch mit Zeitebenen, Perspektiven, dem Verlauf von Tag und Nacht. So bleibt dem Betrachter ganz bewusst jede Menge Freiraum für eigene Gedankenspiele.
Trifft die riesige Welle aus vertrockneten Ästen das zerstörte Boot, von dem sowieso schon nur noch der Aufbau wie aufgespießt aus einem Gewirr von Ästen und Wurzeln hervorschaut? Wächst die giftig-grüne Hecke aus gruselig dicken Wurzeln weiter an der ramponierten Holzhütte empor und zieht sie so vollkommen in ihren Bann (so auch der Titel des Bildes)?
„Meine Bilder sind surreal“
Eröffnung am Freitag um 19.30 Uhr
Die Ausstellung „Abseite“ mit Bildern von Mirjam Völker wird am Freitag, 5. April, um 19.30 Uhr in der Neuen Galerie Gladbeck, Bottroper Straße 17, statt.
In das Werk der Künstlerin wird Kunsthistoriker Dr. Gerhard Finckh, Direktor des Von der Heydt-Museums in Wuppertal, einführen.
Auf den ersten Blick wirken die detailgetreuen Darstellungen absolut realistisch. Doch der Eindruck täuscht. In jedem Bild hat Mirjam Völker eine Komponente versteckt, die sich der realen Darstellung komplett entzieht. „Viele meinen, meine Bilder sind absolut realistisch, ich bezeichne sie als surreal“, betont die Künstlerin, die in Leipzig lebt und arbeitet.
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Noch eine Besonderheit: Mirjam Völker malt weder Menschen noch Tiere. Nie. „Menschen haben die Behausungen zwar gebaut, treten dann aber nicht mehr in Erscheinung.“ Hat also die Natur vielleicht doch über den Menschen gesiegt und ist gerade dabei, zurück zu erobern, was er einst geschaffen hat? Auch das bleibt natürlich im Ungewissen, fordert somit die Fantasie des Bildbetrachters heraus.
Studium in Mainz und Leipzig
Mirjam Völker wurde 1977 in Wiesbaden geboren. Studiert hat sie im Mainz und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. In den Jahren 2008 bis 2010 besuchte sie die Meisterklasse von Neo Rauch. Ihre Bilder waren bereits in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen. In Gladbeck wird ihr Werk bis zum 7. Juni zu sehen sein. Es gibt eine Gladbeck-Edition (Preis 800 Euro), die aus fünf Druck-Grafiken besteht.