Gladbeck. . Einsturzgehfahr besteht bei keiner Brücke, sagt Stadtbaurat Dr. Kreuzer. Doch für die anstehenden Maßnahmen braucht die Stadt mehr Fachpersonal.
Das Thema marode Brücken hat in jüngster Zeit ordentlich Fahrt aufgenommen. Bei acht der 43 Brücken in der Stadt, hieß es Mittwoch in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung, bestehe „besonderer Handlungsbedarf“ - sprich, sie müssen in den nächsten zehn bis 15 Jahren „vollständig erneuert“ werden.
Noch Mitte August gab’s die Info, die Brücken würden bis auf drei Ausnahmen (Burgstraße, Bülser Straße und Winkelstraße) keine Sorgen bereiten. Im November musste dann die Brücke an der Winkelstraße gesperrt werden, da der Stahlunterbau verrostet ist.
Bei einer Überprüfung kann immer etwas Unvorhergesehenes ans Licht kommen
„Die Aussage im August bezog sich auf den Brückeneinsturz im italienischen Genua. So etwas ist in Gladbeck nicht möglich. Natürlich kann bei einer Überprüfung immer etwa Unvorhergesehenes ans Licht kommen. Aber einen Einsturz, nein, das wird’s nicht geben“, betont Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer.
Allerdings hätten die Diskussion um die angeblichen Versäumnisse bei den Brückenprüfungen im Kreis, und nicht zuletzt auch der nun anstehende Neubau der Brücke über die Beethovenstraße die Stadtverwaltung dazu veranlasst, sich in Sachen „Brückenmanagement“ neu aufzustellen.
„Acht Neubauten in den kommenden Jahren, das ist eine Herkules-Aufgabe für die Stadt“, so Kreuzer. Und das sowohl personell als auch finanziell. Deshalb werden die Brücken auch Thema im Haupt- und Finanzausschuss am 11. Februar sein. Da wird es auch darum gehen, dass das Ingenieursamt mehr Mitarbeiter benötigt, um die Aufgabe bewältigen zu können. Die Liste der acht maroden Brücken sei nicht das Ergebnis einer Sonderprüfung. Vielmehr seien die Bewertungen der vergangenen regulären Prüfungen ursächlich.
Die Brücke Tunnelstraße wird nach der Frostperiode erneut überprüft
Auf der Liste der Bauwerke mit „besonderem Handlungsbedarf“ steht auch die Brücke über die Tunnelstraße. Sie weist ähnliche Mängel auf wie ihr Pendant an der Beethovenstraße – und liegt auf der Umleitungsstrecke für den Verkehr, wenn die Brücke dort abgerissen wird.
„Wir werden sie nach Ende der Frostperiode, also wahrscheinlich im April, erneut prüfen und dann wahrscheinlich auch noch Maßnahmen ergreifen, damit sie die Bauzeit an der Beethovenstraße gut übersteht“, so Kreuzer.
Jedoch führt sie die Liste der maroden Brücken nicht an. Ganz oben steht da die kleine Brücke über die Burgstraße in Wittringen. Sie steht dort seit 1925, wurde allerdings damals schon „gebraucht gekauft“. Kreuzer: „Wie alt sie genau ist, kann man gar nicht mehr sagen.“
An der Bülser Straße wird der Neubau kompliziert
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Brücke Nummer zwei auf der Liste ist die über die Bahngleise an der Bülser Straße.Sie wurde bereits eingeengt, um die Traglast zu verringern. „Diese Brücke zählt nicht zu den ältesten in der Stadt, ihr kommt aber eine besondere verkehrliche Bedeutung zu. Außerdem wird der Neubau kompliziert, weil darunter die Hauptgüterstrecke der Bahn verläuft.“
14 Hauptprüfungen stehen 2019 an
Diese acht Brücken sollen in den kommenden Jahren neu gebaut werden: Beethovenstraße (gebaut 1914, Neubau läuft gerade an); Burgstraße (1925); Lortzingstraße (1924); Voßstraße (1927); Winkelstraße (1909); Scheideweg (1909, gehört Gladbeck und Gelsenkirchen jeweils zur Hälfte); Tunnelstraße (1959) sowie die Brücke Bülser Straße, gebaut 1966.
Unter ihnen befinden sich die sechs ältesten Brücken in der Stadt. Dr. Kreuzer: „Das Neubauprogramm ergibt sich aus einer Kombination von Zustand, Alter und Verkehrsbedeutung. Daher sind alle sechs alten Brücken Teil des Neubauprogramms, unabhängig vom aktuellen Zustand.“ Im Fall der Bülser Straße sei eine Sanierung nach heutigen technischen Anforderungen nicht wirtschaftlich, also bleibe nur der Neubau.
Die Brücken Voßstraße, Scheideweg und Lortzingstraße haben, so der Baurat, keine strukturellen Schäden und keinen dringenden Handlungsbedarf. Aufgrund des Alters sollen sie aber auch erneuert werden, bevor größere Schäden auftauchen. Zudem könne es bei so alten Bauwerken immer zu „Überraschungen“ kommen. Vier der acht Brücken auf der Liste habe die Stadt 1994 nach einer Gesetzesänderung sozusagen zwangsweise von der Deutschen Bahn übernehmen müssen – ohne finanziellen Ausgleich.
In diesem Jahr stehen übrigens 14 so genannte Hauptprüfungen an Ingenieurbauwerken an. Im vergangenen Jahr wurden 29 dieser Prüfungen durchgeführt. Hauptprüfungen sind alle sechs Jahre vorgesehen, in den Jahren dazwischen finden kleinere Kontrollen statt