Kreis Recklinghausen / Gladbeck. . Für Versäumnisse bei Brückenprüfungen hagelt es für den Recklinghauser Landrat Kritik. Vorwurf: Fahrlässiger Umgang mit Sicherheit der Bürger.
Wegen der Versäumnisse bei der Überprüfung von kreiseigenen Brücken sah sich Landrat Cay Süberkrüb (SPD) in der Sitzung des Recklinghauser Kreistags scharfer Kritik ausgesetzt. CDU und FDP warfen dem Verwaltungschef vor, „grob fahrlässig“ mit der Sicherheit der Bürger umzugehen.
Der Kreis hat eingeräumt, mit der Prüfung von 53 Brückenbauwerken im Rückstand zu sein, gleichzeitig aber mehrfach versichert, dass „kein Sicherheitsdefizit“ bestehe. Die Versäumnisse begründete der Kreis mit einem Mangel an Personal. Die Stelle eines Brückenprüfers sei dreimal ausgeschrieben worden. Bis heute sucht der Kreis nach einem entsprechend ausgebildeten Ingenieur. Mittlerweile zeichnet sich aber ab, dass der Lippeverband ab Februar 2019 den Kreis bei dem alle sechs Jahre vorgeschriebenen intensiven Brücken-Check unterstützen wird.
Fehlende Brücken-Prüfergebnisse: "Woher wissen Sie überhaupt, dass keine Gefahr besteht?"
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„Woher wissen Sie überhaupt, dass keine Gefahr besteht?“, fragte CDU-Fraktionsmitglied Lothar Hegemann den Landrat in der Kreistagssitzung angesichts des Fehlens aktueller Prüfergebnisse. Die vom Kreis angeführte Bauwerksbesichtigung durch regelmäßige Streckenkontrollen sei sicher nicht ausreichend, um alle Mängel aufzudecken, so der Politiker.
Hegemann warf Süberkrüb vor, „Kreiseigentum vergammeln zu lassen“. Das gelte für die Brücken ebenso wie für das Kreishaus. Die Personalprobleme könnten dafür jedenfalls keine Entschuldigung sein.
Bei den Bürgern mache sich ein Gefühl der Unsicherheit breit
„Wir hätten nie in diese Situation kommen dürfen“, meinte auch FDP-Fraktionschefin Christine Dohmann. Bei den Bürgern mache sich ein Gefühl der Unsicherheit breit. Dafür müsse man den Landrat in die Verantwortung nehmen.
Selbst die SPD äußerte sich kritisch über die Informationspolitik der Verwaltungsspitze. Ein Bericht des Rechnungsprüfungsamtes, der bereits im Juli das ganze Dilemma offenbarte, wurde den Fraktionen erst im November zur Kenntnis gegeben. Zuvor war die Kritik einer mittlerweile gekündigten Kreis-Ingenieurin bekannt geworden, die dem Kreis Versäumnisse bei den Brücken vorwarf. „Wenn die Frau sich nicht gemeldet hätte, würden wir auch heute wahrscheinlich nicht über die Brücken-Problematik diskutieren“, mutmaßte Hegemann. SPD-Fraktionschef Klaus Schild bescheinigte dem Kreis immerhin, „jetzt auf dem richtigen Weg“ zu sein.
Neun von insgesamt 78 Brücken und Durchlässen sind Problemfälle
Die Kreisverwaltung ist für insgesamt 78 Brücken und Durchlässe zuständig. Neun davon gelten als „Problemfälle“, deren Zustand als „nicht ausreichend“ bis „ungenügend“ eingestuft wird. Dazu gehört die Lippebrücke an der K 9 in Datteln-Ahsen, die seit April komplett gesperrt ist. Seit letzter Woche ist bekannt, dass auch an der Lippebrücke der K 32 in Dorsten-Hervest Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Dort wird der Verkehr in Kürze ampelgesteuert nur noch einspurig laufen können.