Gladbeck. . Katrin Knur kümmert sich um den nachhaltigen Schutz der Umwelt und maßvollen Energieverbrauch. Persönlich lebt sie das: Das Auto ist abgeschafft.

Klimaschutzmanagerin – was für ein sperriges Wortungetüm! Dabei ist Katrin Knur, die diese Berufsbezeichnung trägt, eine „Handfeste“, wie man hier im Ruhrgebiet sagt. Die gebürtige Siegenerin hat Raumplanung studiert, wechselte vor gut fünf Jahren zur hiesigen Stadtverwaltung und ist seitdem Expertin für das weite Feld des Klimaschutzes. Die WAZ sprach mit der Ingenieurin über ihre Tätigkeit und auch ihren persönlichen Beitrag für Klima und Umweltschutz.

Sie sind seit 2012 als Klimaschutzmanagerin für Gladbeck tätig. Fanden Sie zum Start tabula rasa – ein unbestelltes Feld – vor?

Katrin Knur: Ich hatte zwar keinen Vorgänger, aber die Stadt Gladbeck hat schon seit vielen Jahren etwas für Klimaschutz und Umwelt getan. Da wäre beispielsweise das Energie-Monitoring für öffentliche Gebäude, das gibt es seit ungefähr 35 Jahren. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem Klimaschutzkonzept.

Können Sie sich an Ihre erste Tat als Klimaschutzmanagerin erinnern?

Was meine Arbeit anfangs stark geprägt hat, war das Thema A52. Mit anderen Kollegen bin ich in einem Informationsbüro mit Bürgern ins Gespräch gekommen. Es ging tatsächlich darum, Auskünfte zu geben und Vorurteile auszuräumen.

Welches Projekt haben Sie ganz persönlich in diesen fünf Jahren umsetzen können?

Die Kooperation mit der Verbraucherzentrale – die Vorbereitung hat zwei Jahre gedauert. Nun haben wir seit 2014 einen Energiestützpunkt an der Goethestraße, ein Gratisangebot für die Bürger. Einmal monatlich bieten wir eine Beratung zu Themen wie Stromsparen, Gebäudedämmen und Heizen an.

Worauf legen Sie bei Ihrer Tätigkeit besonderen Wert?

Ich möchte möglichst publikumsnah arbeiten. Mein Ziel ist es, die Menschen für das Themenspektrum zu sensibilisieren und Aufmerksamkeit zu wecken. Ich halte viele Vorträge, auch bei jungen Menschen – zum Beispiel im Mädchenzentrum Brauck. Mit 14- bis 19-Jährigen aus dem Jugendbeirat habe ich in Kooperation mit der AG Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Frühjahr das Kraftwerk Scholven angeschaut. Die Frage war: Wie funktioniert unsere Energieversorgung? Und das Interesse ist da.

Sie wollen also schon früh, bei jungen Menschen, ansetzen?

Ja, ich will die Wahrnehmung schärfen. Denken wir mal daran, dass Klimawandel vor fünf Jahren kein Thema war. Starkregen-Ereignisse sind eine Folge dieser Entwicklung. Wir als Stadtverwaltung bemühen uns, Tipps zur Vorsorge zu geben. Ein Keller ist kein Wohnzimmer. Wer dort einen Raum für sein teures Hobby hat, z. B. ein Hightech-Kino, muss sich bewusst sein, dass Überschwemmungen durch Starkregen großen Schaden anrichten können – wenn man nicht vorbereitet ist.

Aber es werden doch bestimmt auch immer wieder Fragen an Sie herangetragen, die Dauerbrenner sind . . .

Ein Thema taucht tatsächlich wiederholt auf: das Lüftungsverhalten zuhause, sprich: Schimmelbildung. Was ebenfalls häufig nachgefragt wird, sind Fördermittel. Im Zusammenhang mit einer energetischen Sanierung werden Fördertöpfe nur bei größeren Summen relevant. Bei Kühlschränken und anderen Geräten sind Austauschprogramme selten. Meine Empfehlung: Wenn ein Gerät funktioniert, sollte man es behalten. Bei einer Anschaffung zu einem höheren Preis sollte man den Betrag in Relation zum Spareffekt sehen. Energiemessgeräte sind in der Stadtbücherei ausleihbar.

Energiemessgeräte kann man in der Stadtbücherei ausleihen.
Energiemessgeräte kann man in der Stadtbücherei ausleihen. © Joachim Kleine-Büning

Was wird – aus Verbrauchersicht – Ihrer Einschätzung nach ein heißes Thema in der Zukunft?

Die Barrierefreiheit! Sie nimmt bei Beratungen zunehmend Raum ein.

Wie berücksichtigen Sie in Ihrem Alltag Klimaschutz?

Wir haben in unserem Haushalt effiziente Geräte, wie Waschmaschine und Kühlschrank. Außerdem versuchen wir, Wege nicht mit dem Auto, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zurückzulegen. Wenn das nicht möglich ist, nutzen wir Carsharing. Unser Auto haben wir abgeschafft.

Wenden sich Gladbecker mit Fragen zu Diesel-Fahrzeugen an Sie?

Ja, das kommt vor. Doch Lärm- und Luftreinhalteplanung sind schon länger ein Thema. Für effiziente Fahrzeuge bieten wir eine Parkgebührenbefreiung an. Das betrifft aktuell 105 Wagen.

Jahr für Jahr wird der Umweltpreis Gladbeck verliehen. Welches Ziel steckt dahinter?

Die Projekte zeigen: Man muss nicht immer gleich die ganze Welt verbessern wollen, schon eine kleine Maßnahme kann nützlich sein. Ich muss niemanden einen Vortrag halten, wie er sein Leben zu führen hat. Ich will Tipps geben. Jeder kann Klimaschutz in seinen Alltag einbauen. Ich will nicht mit erhobenem Finger durch die Gegend laufen und Vorschriften machen.