Gladbeck. . Frieder Kornfeld schließt ein Kapitel seiner Vita. Der stellvertretende Leiter der Stadtbücherei Gladbeck ist nun Ruheständler und blickt zurück.

Jung war Frieder Kornfeld damals, als für ihn die Entscheidung anstand: Was fange ich beruflich an? Sehr jung. Das Abitur hatte der 18-Jährige in der Tasche – „gebaut“ hatte es der Gütersloher an einem humanistischen Jungengymnasium. Eines war Kornfeld klar: Seine Arbeit sollte etwas mit Menschen zu tun haben. Der heute 65-Jährige erinnert sich: „Mir schwebte vor, anderen Leuten zu helfen.“ Wie das später einmal in realiter aussehen würde, stand für den jungen Mann, der einmal stellvertretender Leiter der Stadtbücherei Gladbeck werden sollte, in den Sternen geschrieben. Jetzt schlägt Kornfeld ein neues Kapitel seiner Lebensgeschichte auf: Er ist Ruheständler. Und blickt zurück auf seine Zeit zwischen Schreibtisch und Bücherregalen. Und auch darauf, wie er dorthin gelangt ist . . .

Zum Nutzen der Besucher

Denn eigentlich lässt Kornfelds Vorgeschichte einen anderen Werdegang erwarten. Sozialarbeiter, das wär’s doch, war sein Gedanke als Pennäler. „In Wien habe ich Pädagogik, Soziologie und Kunstgeschichte studiert“, erzählt Frieder Kornfeld. Später an der Fachhochschule Bielefeld Sozialarbeit. Ein Heim für auffällige Mädchen und Jungen, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinder- und Jugendberatung – diese Abschnitte seiner Vita führten ihn zu der Erkenntnis: „Das ist nicht das Richtige.“

Kornfeld: „Ich war wie beflügelt“

Das Blatt wendete sich für ihn, als er in seiner Heimatstadt eine ABM-Stelle (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) in der örtlichen Stadtbücherei bekam. Daheim in seinem Elternhaus gab’s gefüllte Bücherschränke, denn die Mutter habe gern gelesen. Doch für den Sohn eines Elektromeisters und einer Hausfrau, die sich auch als Gemeindehelferin engagierte, war der Beruf eines Bibliothekars ein Buch mit sieben Siegeln. „Ich hatte die Befürchtung, dass die landläufige Meinung zutrifft.“ Das heißt: In den Köpfen waberte offenbar die Vorstellung: Wer in Büchereien arbeitet, verstaubt zwischen Regalen. Ganz anders Kornfelds Erfahrungen. Er fand für sich heraus. „Das ist das Richtige für mich.“ Er erzählt: „Ich war wie beflügelt und habe mich so richtig reingekniet.“

Seit 1985 in der Stadtbücherei Gladbeck

Das ABC des Bibliothekswesens und viel, viel mehr lernte er an Fachhochschulen unter anderem in Hamburg, Köln und Stuttgart. Im Sommer des Jahres 1985 bestand er sein Examen, durfte sich also Diplom-Bibliothekar nennen. Aber: „Die Zeiten waren nicht rosig.“ Da war Kornfeld froh, als er die Zusage für eine Stelle in Konstanz hatte, befristet auf zwei Jahre. Fast wäre er auch am Bodensee gelandet. Doch Pegasus, das geflügelte Pferd der Dichter und Denker, trug Kornfeld nach Gladbeck. Dort hatte er eine Stellen-Ausschreibung entdeckt: „Diese Stadtbücherei hatte ein Konzept, bei dem ich mir sagte: Da will ich mitmachen!“ Er bewarb sich und hatte Erfolg: Kornfeld trat zum 1. Oktober 1985 seinen Dienst in der Ruhrgebietsstadt an – und blieb.

Sozialer Bücherhausdienst für Altenheime

In dieser Zeit stemmte der Bibliothekar so manche Veränderung. „Anfangs war Dörte Hundrieser Chefin und wir hatten Sonderaufgaben“, so Kornfeld. Dazu habe beispielsweise der soziale Bücherhausdienst gehört: „Wir haben Altenheime besucht und dort Bücher ausgeliehen. Aber das gibt es seit vielen Jahren nicht mehr.“ Personell sei man früher besser aufgestellt gewesen als heute.

Bereich „Familie und Co.“ aufgebaut

Arbeitete das Team anfangs mit Karteikästen, waren schon bald EDV-Kenntnisse erforderlich. Als Uwe von der Weppen, zunächst stellvertretender Bücherei-Chef, im Jahre 1989 zum Leiter aufstieg, rückte Kornfeld nach. Er sagt: „Ich habe vor allem immer Wert darauf gelegt, dass der Nutzer etwas von Entwicklungen hat.“ So baute er den Bereich „Familie & Co.“ auf. Erziehungsratgeber, Bücher über Kinderkrankheiten, Ernährung und mehr: alles an einem Platz, während zuvor die Literatur verstreut auf mehrere Bereiche war: „Vornamensbücher standen zuvor etwa bei Sprache.“ Mit seinem Konzept machte der Mann, der beruflich Menschen helfen wollte, es Eltern leicht, sich zu informieren.

„Ich fand es schön, Wünsche zu erfüllen“

Frieder Kornfeld führte in der Stadtbücherei Gladbeck eine thematische Sortierung für Bilderbücher ein.
Frieder Kornfeld führte in der Stadtbücherei Gladbeck eine thematische Sortierung für Bilderbücher ein. © Michael Korte

Für und mit Menschen zu arbeiten, das hatte sich der junge Frieder Kornfeld vorgenommen. Und diesen Anspruch an sich selbst setzte er in der hiesigen Stadtbücherei auf seine Weise um. Er sagt: „Ich fand es immer besonders schön, wenn ich Kontakt zu den Besuchern hatte und ihnen ihre Wünsche erfüllen konnte.“ Aber er servierte Bücherwürmern nicht nur den Lesestoff ihres Geschmacks. Nein, er machte auch Schüler fit für ihre Facharbeit. Vermittelte Recherche-Methoden und den Umgang mit Literatur.

Gestaltung des Bücherbusses

Ein „Highlight“ seiner Tätigkeit sei der moderne Bücherbus, der seit dem Jahr 2017 seine Runden durch Gladbeck dreht: „Das ist kein Fahrzeug von der Stange. Ich habe entworfen, wie der Bücherbus aussehen soll.“ Auch für die Möbel im Bereich „Familie & Co.“ zeichnet Kornfeld verantwortlich. Er berichtet: „Eine Gefängnisschreinerei bekam damals den Zuschlag.“ Ein „ziemliches Alleinstellungsmerkmal“ für die Stadtbücherei Gladbeck sei die thematische Sortierung der Bilderbücher – „eine wunderbare Hilfe für Erzieherinnen!“

Leidenschaft für Schauspielerei und Radfahren

Im Ruhestand kann sich der passionierte Hobby-Schauspieler, der unter anderem mehrfach bei Glassbooth-Produktionen mitwirkte, einer weiteren Leidenschaft widmen: dem Fahrradfahren.