GLADBECK. . Mehr als 30 Jahre leitete Uwe von der Weppen die Stadtbücherei Gladbeck, nun geht er in den Ruhestand. Eher durch Zufall wurde er Bibliothekar.
Das nennt man wohl einen Volltreffer. Der Berufsberater beim Arbeitsamt schlug dem jungen Uwe von der Weppen „Bibliothekar“ vor. Okay, ein Bücherwurm war der Gymnasiast schon: die Abenteuer aus der Feder von Karl May, „Elf Freunde müsst Ihr sein“ – was halt gerade an Lesefutter verfügbar war, hat er verschlungen. Doch unter Bibliothekar konnte er sich so recht nichts vorstellen. Er wagte den Sprung ins Ungewisse. Und landete als Erwachsener dort, wo er viel Zeit in seiner Kinder- und Jugendzeit verbracht hatte: in einer Stadtbücherei.
Blick in die Biografie
Uwe von der Weppen absolvierte sein Abitur in Duisburg; in seiner Bundeswehrzeit war er als „Horchfunker“ in der Eifel stationiert.
Der Diplom-Bibliothekar studierte in Köln. Dort lernte der mittlerweile 63-Jährige seine spätere Frau Ingrid kennen. Die beiden sind Eltern von Zwillingstöchtern.
Seine erste Stelle hatte von der Weppen in der Stadtbücherei Düsseldorf. Nach sieben Jahren wechselte er nach Gladbeck.
Sein Arbeitsplatz ist der Ort, der für Leseratten das Paradies auf Erden bedeutet. Seit 1989 steht das Haus an der Friedrich-Ebert-Straße unter der Ägide des gebürtigen Duisburgers, nun verabschiedet er sich in den Ruhestand. „Den lassen wir nicht gehen“, rufen zwei Mitarbeiter im Vorbeigehen. Uwe von der Weppen lächelt. Aber die Entscheidung ist gefallen: Nach mehr als 30 Jahren räumt er sein Büro, in dem noch ein Katalog-Kasten steht. Kartei-Karten sind längst passé, Computer und Digitalisierung haben Einzug gehalten.
Bibliothek im Wandel der Zeit
Anno 1986 übernahm der Diplom-Bibliothekar die stellvertretende Leitung der hiesigen Stadtbücherei. Ob sich seitdem eine Abteilung als Favorit herauskristallisiert hat? Der 63-Jährige sagt im Brustton der Überzeugung: „Für mich ist die gesamte Bücherei ein Lieblingsplatz!“ Aber dann fällt ihm doch eine Stelle ein: das Regal U240-U290. Taschenbücher und Schmöker machen eine Reise um die Welt möglich – wenigstens auf dem Papier und in Gedanken. Südtirol, das würde den New-York-Fan mal reizen; oder Kanada: „Da würde ich gerne noch mal hin.“
Doch das ist erst mal Zukunftsmusik. Der Rückblick auf mehr als drei Jahrzehnte Arbeit in der Stadtbücherei Gladbeck liegt (noch) näher. Uwe von der Weppen betont: „Ganz wichtig war es mir immer, aktuell und benutzerorientiert zu arbeiten.“ Um das zu erreichen, müssen er und sein Team ganz nah an den Besuchern sein, mit der Zeit gehen. Da lassen sich Entwicklungen ablesen. „Früher hatten wir Bücher und Zeitschriften“, denkt der langjährige Büchereileiter zurück. Dann kamen in den 1980ern Video-Kassetten, heutzutage seien E-Books gefragt. „Bücherei ist immer im Wandel“, so der Experte.
Dass das Kapitel „gedrucktes Buch“ einmal endgültig geschlossen werden könnte, das ist für Uwe von der Weppen undenkbar. Unmissverständlich sagt er: „Ich finde nicht, dass sich Bücher in der Krise befinden.“ Nur knapp fünf Prozent der Ausleihen machten E-Books aus.
Aktuell und benutzerorientiert
Doch auch wenn er Gedrucktes längst nicht beim Altpapier sieht, setzt er sich vom ersten Tag an für Leseförderung und die Bekanntheit der Stadtbücherei ein. Bilderbuchstunden, Kooperationen mit Schulen, Sonderaktionen, Prominente als Gäste – viele Wege führen zu den Buchstaben. In der alljährlichen Nacht der Bibliotheken strömen Besucher in die Bücherei. Hier können sie das Haus als persönliche Quelle des Wissens für sich entdecken. Selbst wer seine Nase nicht in Bücher steckt, muss lesen können: „Das braucht man auch für das Internet.“ Ein Service, der sich nach den Wünschen der Nutzer richtet, ist für den Büchereileiter das A und O in seinem Job. Ob die Möglichkeit der Fernleihe oder die Auswahl der Neuanschaffungen: „Man muss reagieren.“ Werde ein Autor im Fernsehen vorgestellt oder bekomme eine Auszeichnung, müssten auch ruckzuck dessen Werke im Regal stehen. Ist gerade das Thema „Wellness“ en vogue, sollte auch dazu Literatur greifbar sein.
Kontakt zu Menschen
Er selbst hat daheim auf seinem Nachttisch immer einen Schmöker parat liegen: Ohne Krimi geht er nicht ins Bett. Uwe von der Weppen findet, der Kontakt zu Menschen, die Veränderungen, das sei das Faszinierende an seinem Beruf. Den liebt er. Immer noch. Aber trotzdem klappt er das Kapitel „Berufsleben“ für sich jetzt zu. The End.