Gladbeck. . Der Radschnellweg RSMR soll nicht am Streit über die Trassenführung in Bottrop scheitern. Aus Gladbecker Sicht sind deshalb beide Routen ok.
Gladbeck will ihn unbedingt und möglichst schnell: Den Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet RSMR, der von Gladbeck über Bottrop nach Essen führen soll. Die Umsetzung dieses „schönen und wichtigen Projekts“, so Baurat Dr. Volker Kreuzer, soll deshalb nicht an Gladbeck scheitern.
Ein positives Signal an die Nachbarstadt
Das ist ein Signal an die Nachbarstadt Bottrop. Dort sind bekanntlich Verwaltung und Politik (außer den Grünen) mit der vom RVR in einer Machbarkeitsstudie vorgeschlagenen Route über die viel befahrene Gladbecker Straße mit zahlreichen Ampelkreuzungen gar nicht einverstanden. Sie wollen als Alternativroute die ehemalige RAG-Bahntrasse durch den Süden Bottrops nutzen. Unterstützung erhalten sie für diese Position mittlerweile auch von der IHK Westfalen. Der RVR allerdings hält die favorisierte Route nach wie vor für die mit dem größten Kosten-Nutzen-Faktor.
1806 Kilometer Radwege in der Metropole Ruhr
Der RSMR wäre der zweite Radschnellweg in der Metropole Ruhr und Teil eines regionalen 1806 Kilometer langen Radwegenetzes, an dem der RVR seit 2012 arbeitet.
Thomas Ide vom Planungsamt stellte das Projekt vor, der Ausschuss gab seine Zustimmung und votierte für eine Weiterentwicklung und Umsetzung.
Um das Projekt nicht zu gefährden, bezog der Gladbecker Stadtplanungs- und Bauausschuss am Donnerstagabend eine geradezu salomonische Position in der Frage der Bottroper Trasse: Man wäre sowohl mit der Vorzugsvariante des RVR als auch mit dem Bottroper Alternativvorschlag einverstanden, so der einstimmige Beschluss (eine Enthaltung). Ergänzend heißt es darin, dass „Unstimmigkeiten über den Trassenverlauf auf Bottroper Stadtgebiet nicht zu einer Verzögerung dieses wichtigen Infrastrukturprojekts führen dürfen.“
Um eine zügige Einigung wird gebeten
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Die beteiligten Akteure werden daher um eine zügige Einigung bezüglich der Trassenführung, Fortsetzung der Planung und schnelle Umsetzung gebeten. Damit wird der Beschluss für den 17 Kilometer langen Radschnellweg, den der Ausschuss im vergangenen Jahr bereits einstimmig fasste, ergänzt. Die Linke zog daraufhin ihren Antrag zurück, in dem sie eine Zustimmung zur Alternativroute vorgeschlagen hatte.
Wie es nun weitergehen wird, ist dennoch fraglich. Baurat Kreuzer erklärte auf Nachfrage von Dietmar Drosdzol (CDU), dass, wenn keine Einigung erzielt würde, das Vorhaben Gefahr laufe, auf die lange Bank geschoben zu werden. Was niemand will. Undenkbar sei, dass gestückelt würde, vorerst nur die unstrittigen Trassenverläufe in Gladbeck – ab Talstraße über die ehemalige Bahntrasse bis zur Maria-Theresien-Straße in Ellinghorst“ – und in Essen bis zum Anschluss an den RS 1 gebaut würden.
Den Radschnellweg wird es nur in der Gesamtheit geben
Der Landesbetrieb Straßen.NRW, der für Planung und Bau zuständig ist, hat schon klar gemacht, dass es den Radschnellweg nur in der Gesamtheit geben wird. Kreuzer: „Es muss also einen Konsens geben.“ Wobei auch die Frage der finanziellen Förderung des Landes eine Rolle spielen könnte. Die ist für die wirtschaftlichste Lösung mit dem größten Kosten-Nutzen-Faktor vorgesehen. Das wäre laut Studie eben die Trasse über die Gladbecker Straße/ Friedrich-Ebert-Straße in Bottrop.
Bleibt zu hoffen, dass bei einem geplanten Treffen der drei Kommunen, das der RVR koordiniert, eine für alle akzeptable Lösung gefunden wird.
120 Kilometer Radwege geprüft
Der geplante Radschnellweg RSMR ist nur ein Baustein auf dem Weg Gladbecks in eine fahrradfreundliche Zukunft. Ein stadteigenes Radwegekonzept ist darüber hinaus seit einigen Jahren in Arbeit, 2025 soll es umgesetzt sein. Im Ausschuss gab es dazu einen Zwischenbericht.
120 Kilometer lang ist das Gladbecker Radwegenetz, jeden Meter davon haben Philipp Herzog und Kollegen vom Aachener Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen genau und per Rad unter die Lupe genommen. Und ebenso genau haben sie jeden einzelnen Mangel aufgelistet, den sie dabei fanden. Rund 160 kamen so zusammen: Vom fehlenden Schild über störende Poller bis hin zur unsicheren Wegeführung und gar nicht radverkehrsfreundlichen Knotenpunkten wie der Kreisverkehr Postallee/Konrad-Adenauer-Allee. Sie alle erfordern Maßnahmen, damit das ambitionierte Radwegekonzept „Fahrradfreundliches Gladbeck 2025“ im Zieljahr auch wirklich vorzeigbar ist.
Dann könnte es Fahrradampeln mit Haltegriffen, noch mehr ausgewiesene Fahrradstraßen, Markierungen auf Fahrbahnen und mehr Radabstellplätze geben.